(neu: Kurs, Experten und Details)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Erneute Spekulationen um eine Übernahme haben am Mittwoch eine Erholung der ProSiebenSat.1-Aktien vorangetrieben. Die Papiere des Medienkonzerns legten am Morgen in der Spitze um bis zu acht Prozent zu und kehrten damit zeitweise über die Marke von 5 Euro zurück. Zuletzt ließ der Schwung etwas nach, wie das Plus von 4,6 Prozent auf 4,92 Euro zeigt.

Die italienische Zeitung "Il Messagero" berichtete, dass der Medienkonzern MediaForEurope (MFE), der mit fast 30 Prozent an ProSiebenSat.1 beteiligt ist, mit Banken über einen 3,4 Milliarden Euro schweren Kredit verhandelt. Quellen nennt der Bericht nicht. Ob mit dem Kredit eine Übernahme von ProSiebenSat.1 finanziert werden soll, wollte MFE auf Nachfrage der Zeitung nicht kommentieren.

Neu sind die davon befeuerten Spekulationen um eine Übernahme der deutschen Mediengruppe durch MFE nicht, seit Jahren stocken die Italiener ihre Beteiligung auf. Anfang Oktober war der ProSiebenSat.1-Kurs zeitweilig um gut 7 Prozent gestiegen, befeuert von einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, demzufolge MFE den Anteil an ProSiebenSat.1 weiter erhöhen könnte und beim Überschreiten der 30-Prozent-Marke ein Pflichtangebot notwendig werden würde.

Am Dienstag hatten die ProSiebenSat.1-Titel sich bereits etwas vom Tief seit 2009 erholt, auf das sie zu Wochenanfang mit 4,50 Euro gefallen waren. Nachhaltig konnten die Aktien bislang nicht von immer wieder aufkommender Übernahmefantasie profitieren. Dem Konzern macht die Ablösung klassischen Fernsehens durch Streaming-Angebote schwer zu schaffen. Auch Leerverkäufer, die spekulativ auf fallende Aktienkurse setzen, werden bei der Aktie immer wieder als Einflussfaktor genannt.

Ein Händler sagte am Morgen, eine Offerte stehe weiterhin im Raum. Es mangele aber noch an Details, um einen umfangreichen MFE-Kredit näher bewerten zu können. Vielleicht handele es sich auch nur um Finanzmittel, um den Handlungsspielraum zu erhöhen. Angesichts der Marktkapitalisierung von ProSiebenSat.1, die aktuell 1,1 Milliarden Euro beträgt, wäre der Mittelabfluss selbst bei einer 30-prozentigen Kursprämie nur etwa eine Milliarde Euro groß, rechnete der Börsianer vor. Hinzu komme eine Nettoverschuldung in Höhe von 1,6 Milliarden Euro, die durch Veräußerungen aber noch sinken könne.

Die Aktien von MediaForEurope legten am Mittwoch vor dem Hintergrund der Berichte um 0,9 Prozent zu. Die Italiener bringen mit einer Marktkapitalisierung von 1,9 Milliarden Euro deutlich mehr auf die Waage als die ProSiebenSat.1-Gruppe./tih/bek/jha/