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FRANKFURT (dpa-AFX ) - Nach dem Kursplus tags zuvor hat sich die Rally in den Papieren der Global Fashion Group (GFG) am Freitag schwungvoll fortgesetzt. Der auf Schwellenländer fokussierte Online-Modehändler hatte zuvor den Verkauf seines Lamoda-Geschäfts mit Aktivitäten in Russland, Kasachstan und Belarus verkündet - Börsianer werteten den Deal überwiegend positiv. In der Frühe schnellten die GFG-Anteile in der Spitze um fast 24 Prozent hoch und kletterten damit erstmals wieder über die 50-Tage-Linie, die den Mittelfristtrend angibt.

Die in Begleitung der Investoren Kinnevik aus Schweden und Rocket Internet im vergangenen Jahrzehnt geschmiedete Firma verkauft ihr Lamoda-Geschäft an den Einzelhändler-Investor Iakov Panchenko. Die Gruppe erhält nach eigenen Angaben dafür rund 100 Millionen Euro plus ihre in Lamoda gehaltenen Barmittel.

Am Vortag hatten sich die Anteile des ehemaligen SDax -Unternehmens bereits um mehr als sieben Prozent verteuert. Der Internetsektor insgesamt hatte von der geplanten Übernahme des Möbelhändlers Home24 durch den österreichischen Branchenriesen XXXLutz profitiert. Durch den Zukauf waren am Aktienmarkt bereits schwelende Fantasien auf eine weitere Konsolidierungswelle im Sektor befeuert worden, denn vielen Internet-Händlern machen Inflation und miese Verbraucherstimmung schwer zu schaffen. Baader-Analyst Volker Bosse etwa zählt die GFG denn auch zu jenen Unternehmen, die ebenfalls als mögliches Übernahmeziel infrage kommen.

Der Experte begrüßte am Freitag zwar die Entscheidung des Unternehmens, sich aus Russland und weiteren GUS-Staaten zurückzuziehen. Bosse gab aber auch zu bedenken, dass sich die Bilanz der Gruppe künftig deutlich verändert, denn die Region sei bisher die profitabelste für GFG gewesen. Durch den Verkauf dürfte der Umsatz nunmehr um ein Drittel sinken und die Gruppe beim bereinigten Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda) - eine der wichtigsten Kennzahlen des Unternehmens - wieder rote Zahlen schreiben, glaubt Bosse.

Überraschend kommt der Verkauf für den Experten indes nicht, und auch der Markt hätte das Geschäft zuvor schon längst ausgepreist, ergänzte er. Denn der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen des Westens gegen Russland hätten das Management von GFG in eine schwierige Lage gebracht. Die Firma habe das Geschäft zwar zunächst noch weitergeführt - dass sich die Situation verschlechtern würde, sei aber zu erwarten gewesen. Das Management dürfte sich also gezwungen gesehen haben, entweder zu verkaufen oder zu schließen. "Heute haben wir in diesem Punkt Klarheit erhalten", so Bosse.

Mit dem Rückzug ist für Investoren zwar ein Unsicherheitsfaktor behoben - doch für längerfristig in der Global Fashion Group investierte Anleger ist der aktuelle Kursaufschwung wohl nur ein schwacher Trost. Mit derzeit rund 1,50 Euro notiert das Papier weit unter dem Ausgabepreis von 4,50 Euro zum Börsengang im Jahr 2019. Und noch viel weiter ist der Kurs von seinen besten Zeiten entfernt: Im Februar 2021 hatten die Titel noch zeitweise fast 15 Euro gekostet. Damals galt die Firma als Corona-Gewinner, doch mit dem nachlassenden Schub durch die Pandemie und dem Ukraine-Krieg begann der rasante Kursverfall./tav/ag/men