(Neu: JPMorgan-Analyst, Analystenübersicht, mehr Kursdetails)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Verhaltene Analystenkommentare inklusive einer Abstufung von "Neutral" auf "Underperform" durch die Bank of America (Bofa) haben die Aktien der Commerzbank am Freitag belastet. Sie fielen am Vormittag als Dax-Schlusslicht um 1,5 Prozent auf 9,77 Euro, während der deutsche Leitindex mit moderaten Gewinnen auf Tuchfühlung mit einem möglichen Rekordhoch ging.

Die Bofa-Experten sehen nach der Kursrally der vergangenen Monate keinen Spielraum mehr für den Aktienkurs. Zwar hoben sie ihre Gewinnerwartungen für 2023 noch etwas an, da sie nun mit einer geringeren Risikovorsorge durch die Bank rechnen als bislang. Allerdings gehen sie auch davon aus, dass der Nettozinsüberschuss den Höhepunkt erreicht hat.

Wie andere Geldhäuser profitiert auch die Commerzbank stark vom Anstieg der Leitzinsen. Dem klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft verhalf das nach Jahren der Zinsflaute zu frischem Schwung. Mittlerweile zeichnet sich aber ein Ende steigender Leitzinsen ab, da es seitens der Inflation leichte Entspannungssignale gibt.

Zudem sind die Papiere der immer noch teilverstaatlichten Commerzbank schon stark gestiegen. Seit Ende 2020 hat sich ihr Kurs trotz des Rückschlags seit Anfang März immer noch fast verdoppelt. Anfang März hatten die Aktien bei gut 12 Euro ein Hoch seit dem Frühjahr 2018 erreicht, bevor die Krise einiger US-Regionalbanken sowie die Turbulenzen um die inzwischen mittels Übernahme durch die UBS gerettete Credit Suisse auf die Branchenstimmung gedrückt hatte.

Ähnlich wie die Bofa-Analysten äußerte sich Branchenexperte Kian Abouhossein von der Bank JPMorgan. "Das Hoch des Nettozinsüberschusses im ersten Quartal begrenze das Überraschungspotenzial", schrieb er in einer Studie. Gleichwohl sieht er mittelfristig noch deutlichen Spielraum für den Aktienkurs. So hob er sein Ziel von 12,60 auf 13,40 Euro an, bei einem unveränderten "Neutral"-Votum.

Mit dem Kursziel liegt Abouhossein im Mittelfeld der von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Analysten. Am optimistischsten ist Tobias Lukesch vom Investmenthaus Kepler Cheuvreaux mit einem Ziel von 19,10 Euro, gefolgt von der britischen Bank HSBC und der Deutschen Bank mit jeweils 16,00 Euro.

Das durchschnittliche Ziel der 23 erfassten Experten liegt bei knapp 13,30 Euro. Bis dahin haben die Papiere noch gut ein Drittel Luft nach oben./mis/knd/stk