Deal mit Porsche: Ein Hoffnungsschimmer für Varta?

Der Batteriehersteller Varta befindet sich derzeit in intensiven Verhandlungen mit der Volkswagen-Tochter Porsche über eine potenzielle Mehrheitsbeteiligung an der Varta-Tochter V4Drive. Diese Gespräche haben bereits zu einer unverbindlichen Absichtserklärung geführt, wie Varta in Ellwangen mitteilte. Das Geschäft soll durch eine Kapitalerhöhung von Porsche finanziert werden, nachdem V4Drive aus Varta ausgelagert wurde. Diese Nachricht sorgte für einen deutlichen Kurssprung der Varta-Aktie. Am Freitag nach Handelsstart legte der Kurs in der Spitze um 32,13 Prozent auf 11,76 Euro zu, bevor er sich bei einem Plus von 20,74 Prozent auf 10,74 Euro einpendelte. Die Porsche-Aktie zeigte sich ebenfalls positiv und stieg um 2,75 Prozent auf 71,72 Euro.

Finanzielle Hürden sorgen für Skepsis 

Finanzielle Details nannte Varta zwar nicht, doch ob der Deal zustande kommt, hängt laut dem Unternehmen noch von verschiedenen Faktoren ab, darunter eine eingehende Prüfung der Bücher durch Porsche. Trotz dieser Unsicherheiten fassten Anleger wieder Zuversicht. Der Kursgewinn ist jedoch für langfristige Varta-Aktionäre nur ein schwacher Trost. Anfang 2021 erreichten die Aktien ein Rekordhoch von über 181 Euro, bevor sie sukzessive an Wert verloren und im Herbst 2022 abstürzten. Zudem flog Varta im Mai dieses Jahres aus dem SDax, nachdem ein Hackerangriff die rechtzeitige Vorlage des geprüften Jahresfinanzberichts verhinderte.

Ein steiniger Weg zu Vartas Erholung

Varta kämpft derzeit mit erheblichen Problemen. Das ehemals florierende Geschäft mit wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Knopfzellen, das unter anderem durch die hohe Nachfrage nach kabellosen Kopfhörern angetrieben wurde, geriet durch zurückhaltende Verbraucher und starke Konkurrenz aus Asien unter Druck. Auch das Geschäft mit Wallboxen für Elektroautos konnte bisher nicht den erhofften Erfolg bringen. Um die finanzielle und betriebliche Stabilität wiederherzustellen, lässt Varta momentan ein Sanierungsgutachten aktualisieren. Dieses sogenannte IDW-S6-Gutachten soll die Möglichkeiten für einen grundlegenden Umbau und daraus resultierende Finanzierungsmaßnahmen untersuchen.

Marktstrategien: Porsches Pläne für die Zukunft

Die V4Drive-Batteriezellen sollten ursprünglich neue Geschäftschancen in der Elektromobilität eröffnen. Es wurde lange spekuliert, dass Porsche der erste Kunde für diese Batteriezellen sein könnte. Laut DZ-Bank-Analyst Holger Schmidt benötigt die V4Drive-Technologie jedoch eine Investition im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich, um die nötigen Größenvorteile zu erreichen. Aufgrund der angespannten finanziellen Lage kann Varta diese Investition derzeit nicht selbst stemmen. Die Serienproduktion der V4Drive-Zelle ist für das kommende Jahr geplant, wobei das Zustandekommen des Deals als wahrscheinlich eingeschätzt wird, da es dringend benötigtes Kapital in die Kassen spülen würde.

Batteriezellproduktion als Milliardenprojekt für Porsche

Porsche plant unabhängig von der Beteiligung an V4Drive den Aufbau einer eigenen Batteriezellproduktion. Laut früheren Angaben sollen in den kommenden Jahren Zellkapazitäten von 10 bis 20 Gigawattstunden jährlich entstehen, was rechnerisch für bis zu 200.000 Autos mit einer Batteriekapazität von 100 Kilowattstunden ausreichen würde. Für diese Produktion sind Investitionen von 2 bis 3 Milliarden Euro notwendig, wobei Porsche nach geeigneten Partnern sucht. Zudem will Porsche auch mit der Batteriefirma PowerCo der Volkswagen-Konzernmutter zusammenarbeiten. Wo die neue Zellproduktion entstehen soll, ist allerdings noch unklar.

Dieser potenzielle Deal könnte für Varta der entscheidende Schritt aus der Krise sein, während Porsche seine Position im zukunftsträchtigen Markt der Elektroautos weiter stärken könnte. Ob die Transaktion tatsächlich zustande kommt, bleibt jedoch abzuwarten.