Umsatzprognose gesenkt: Varta-Aktie fällt

Der deutsche Batteriekonzern Varta sieht sich in einem herausfordernden Jahr. Aufgrund einer anhaltend schwachen Nachfrage erwartet das Unternehmen nun einen Umsatz zwischen 820 und 870 Millionen Euro für 2023, wie am Donnerstagabend in Ellwangen bekannt gegeben wurde. Ursprünglich war von mindestens 900 Millionen Euro die Rede. In den ersten neun Monaten des Jahres erzielte Varta einen Umsatz von etwa 554 Millionen Euro. Weitere Geschäftszahlen fehlen aufgrund eines Hackerangriffs, der die Veröffentlichung blockierte. 

Der Aktienkurs reagierte prompt: Am Freitag verlor die Aktie im frühen Handel über 9 Prozent, erholte sich bis zur Mittagszeit jedoch auf ein Minus von 2,3 Prozent bei 9,72 Euro. Warburg-Analyst Robert-Jan van der Horst kommentierte, die gesenkte Prognose sei erwartungsgemäß, liege aber am unteren Ende seiner Schätzungen.

Historische Tiefstände und Marktherausforderungen

Bereits Mitte April fiel die Varta-Aktie auf ein Rekordtief von 7,43 Euro und hat sich seither nur marginal erholt. Im Jahr 2023 verlor Varta über die Hälfte seines Börsenwerts, während der Kurs in den letzten drei Jahren um rund 93 Prozent abstürzte. Anfang 2021 erreichten die Aktien noch ein Rekordhoch von knapp über 181 Euro.

Das Marktumfeld für Energiespeicher hat sich besonders im zweiten Quartal 2023 weiter verschlechtert. Varta kämpft nicht nur mit schwacher weltweiter Nachfrage, sondern verliert auch im heimischen Markt an Boden. Verzögerungen bei der Produkteinführung von Hochvoltspeichern erschweren die Umsatzentwicklung zusätzlich.

Varta steckt bereits länger in einer Krise. Die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, die beispielsweise in Kopfhörern verwendet werden, schwankt stark. Zudem machen dem Konzern Billig-Konkurrenten aus China und anhaltende Lieferkettenprobleme zu schaffen. Ein Hackerangriff im Februar legte die Computersysteme und Produktion für mehrere Wochen lahm.

Strategiewechsel und Zukunftsperspektiven

Mitte April musste Varta einräumen, dass das aktuelle Umstrukturierungskonzept nicht ausreicht, um wie geplant bis Ende 2026 auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren. Der Konzern sucht erneut Unterstützung von seinen Geldgebern, die jedoch auf eine Überarbeitung des bestehenden Sanierungsgutachtens durch AuxilPartner warten. Das neue Gutachten wird Mitte des Jahres erwartet.

Thomas Wissler von MWB Research betonte die Notwendigkeit von Kürzungen und einer klaren Strategie, um Varta durch die Krise zu führen. Hohe Schulden und viele interne Probleme machen die Lage nicht einfacher.

Vor etwa sechs Wochen wurde die Varta-Aktie aus dem SDax ausgeschlossen, da der geprüfte Jahresfinanzbericht aufgrund des Hackerangriffs nicht fristgerecht veröffentlicht werden konnte. Mitte März gab Varta bekannt, dass die Veröffentlichung frühestens Ende April erfolgen könne. Aktuell plant das Unternehmen, den Geschäftsbericht im August vorzulegen.