Spannungen bei Thyssenkrupp: Eskaliert der Machtkampf um die Stahlsparte?

Nasikkol fordert zur Mäßigung auf

Im anhaltenden Streit um die Neuaufstellung der Thyssenkrupp-Stahlsparte hat Stahl-Betriebsratschef Tekin Nasikkol den Konzernchef Miguel López dazu aufgerufen, die Debatte zu versachlichen. "Herr López muss sofort damit aufhören, den Stahlvorstand öffentlich zu beschädigen und weiter Druck auszuüben," erklärte Nasikkol. Laut ihm liegt die Kompetenz für den Stahlbereich in Duisburg, nicht in Essen, und der Stahlvorstand sei sich seiner Verantwortung bewusst.

Konzernspitze unter Druck

Mit rund 27.000 Beschäftigten ist die Thyssenkrupp-Stahlsparte ein Schwergewicht der deutschen Industrie. Der Bereich leidet jedoch unter der schwachen Konjunktur und Billigimporten. Eine geplante Verselbstständigung soll die Sparte auf eigene finanzielle Beine stellen, was auch einen Stellenabbau in Duisburg mit sich bringen könnte. Die Finanzierung dieser Maßnahme ist heftig umstritten. Der Stahl-Vorstand unter Bernhard Osburg hatte dem Aufsichtsrat kürzlich Pläne zur Neuaufstellung präsentiert, doch diese wurden von López mit scharfer Kritik bedacht.

Interne Spannungen: Ist der Konflikt persönlich?

Während López auf einen soliden und langfristig tragfähigen Businessplan drängt, steht Nasikkol fest hinter dem Stahlvorstand. Er sieht in den Äußerungen von López Anzeichen eines persönlichen Konflikts mit Osburg, der nur einseitig geführt werde und das Unternehmen spalten könnte. Ein Konzernsprecher wies dies jedoch entschieden zurück und betonte, dass es sich ausschließlich um sachliche Differenzen handele.

Finanzvorstand Schulte fordert tragfähigen Businessplan

Jens Schulte, seit Juni Finanzvorstand bei Thyssenkrupp, unterstützt die Forderung nach einem finanzierbaren Businessplan. Er betonte, dass keine Sparte dauerhaft durch andere Geschäftsbereiche quersubventioniert werden könne. Das Unternehmen müsse in der Lage sein, die notwendigen Investitionen aus eigener Kraft zu stemmen, was momentan jedoch noch nicht der Fall sei.

Aktienkurs unter Druck: Droht eine Trendwende?

Die Unsicherheit um die Zukunft von Thyssenkrupp spiegelt sich auch im Aktienkurs wider. Nach einer Serie von Verlusten fragen sich Anleger, ob nun eine Bodenbildung bevorsteht. Charttechniker sehen einen möglichen Aufwärtstrend, sollten bestimmte Widerstände überwunden werden. Doch Analysten sind skeptisch: Die Kursziele wurden kürzlich von mehreren Instituten deutlich gesenkt.

China warnt vor Stahlkrise: Globale Auswirkungen zu spüren

Zusätzlich belastet eine Warnung des weltgrößten Stahlerzeugers, der China Baowu Steel Group, die Märkte. Das Unternehmen prognostiziert eine schwere Stahlkrise, vergleichbar mit den Krisen von 2008 und 2015. Diese düstere Aussicht hat bereits zu sinkenden Eisenerzpreisen geführt, was sich weltweit negativ auf die Stahlindustrie auswirken könnte. Auch Thyssenkrupp bekam die Auswirkungen zu spüren, die Aktie verlor nach schlechten Quartalszahlen am Mittwoch rund 5 Prozent an Wert.

Fazit: Rezessionsgefahr real

Die Warnungen vor einer globalen Stahlkrise und die anhaltende Schwäche im Bausektor, insbesondere in China, verdeutlichen die realen Risiken für die Weltwirtschaft. Die Gefahr einer Rezession bleibt präsent, was für Anleger und den Aktienmarkt weitreichende Konsequenzen haben könnte.