Tesla unter Druck: Rückläufige Verkaufszahlen und wachsende Konkurrenz aus China

Politische Kontroversen belasten das Image

In den USA nutzen immer mehr Tesla-Besitzer Aufkleber wie „Gebraucht gekauft – kein Dollar an Musk“, um sich öffentlich von CEO Elon Musk zu distanzieren. Hintergrund ist Musks Unterstützung des zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump und seine Rolle in dessen Team für Bürokratieabbau. Diese politische Positionierung spaltet die Meinungen und könnte Kaufentscheidungen beeinflussen. Tatsächlich meldete Tesla 2024 erstmals seit über einem Jahrzehnt sinkende Verkaufszahlen: Mit 1,79 Millionen verkauften Autos lag das Unternehmen leicht unter dem Vorjahreswert. Die Aktie verlor daraufhin 6 %, liegt jedoch im Jahresvergleich noch 66 % im Plus.

Technologieaktie oder überbewerteter Autohersteller?

Die Börsenbewertung von Tesla bleibt mit über 1,2 Billionen US-Dollar beeindruckend. Dennoch sind die jüngsten Kursverluste ein Zeichen dafür, wie empfindlich der Markt auf verfehlte Erwartungen reagiert. Der Vergleich mit deutschen Herstellern wie VW, BMW und Mercedes-Benz, die zusammen nur 150 Milliarden Euro Marktwert erreichen, wirft Fragen auf. Trotz eines siebenfach höheren Absatzes stehen diese Unternehmen deutlich hinter Tesla.

Experten wie Matthias Geissbühler von Raiffeisen Schweiz betonen, dass Tesla mehr als Autohersteller wahrgenommen wird: „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 163 zeigt, dass viele Anleger Tesla als Technologieaktie sehen.“ Tesla gehört zu den „Magnificent Seven“, einer Gruppe von Tech-Giganten wie Apple, Amazon und Nvidia, die zuletzt durch Innovationen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) Auftrieb erhielten.

Chinesischer Markt: Segen und Herausforderung

In China konnte Tesla 2024 über 657.000 Fahrzeuge absetzen – ein Rekord. Dennoch sinkt der Marktanteil auf 6 %, da lokale Konkurrenten wie BYD, Li Auto und Nio aggressiv expandieren. BYD dominiert mit 34 % Marktanteil und günstigen Modellen wie dem Seagull, der ab umgerechnet 18.000 Euro erhältlich ist. Tesla reagierte mit Preissenkungen und zinsfreien Krediten, doch Analysten zweifeln an einer langfristigen Wettbewerbsfähigkeit.

Bill Russo, CEO von Automobility, kritisiert Teslas eingeschränktes Portfolio und fehlende Innovationen. Während chinesische Hersteller auf Hybridfahrzeuge und moderne Funktionen wie integrierte Kühlschränke setzen, bleibt Tesla bei vollelektrischen Fahrzeugen. Diese Strategie könnte langfristig zum Nachteil werden, da sich viele Käufer weiterhin mit Plug-in-Hybriden wohler fühlen.

Globale Herausforderungen und Protektionismus

Tesla sieht sich zudem mit Handelsbarrieren konfrontiert. Die USA und die EU führten hohe Zölle auf chinesische Elektroautos ein, um ihre Industrien zu schützen. Trotzdem bleibt BYD ein dominanter Wettbewerber, der Tesla im vierten Quartal 2023 überholte. Analysten erwarten für 2025 weiterhin starke Konkurrenz – besonders in Europa, wo chinesische Hersteller verstärkt Marktanteile gewinnen.

Ob Tesla sein Wachstum fortsetzen kann, hängt maßgeblich davon ab, ob es gelingt, das Produktportfolio zu erweitern und neue Märkte zu erschließen. Die Abhängigkeit von der politischen Stimmung und der wachsende Druck durch innovative Wettbewerber zeigen jedoch: Die nächsten Jahre werden für den Elektroauto-Pionier entscheidend.