Teslas autonome Zukunft: Revolution oder Rückschritt?

Elon Musk hat erneut für Aufsehen gesorgt, als er in den Warner-Bros.-Studios den Prototypen eines neuen autonom fahrenden Autos präsentierte. Doch statt Klarheit brachte die Show vor allem Fragen – und Zweifel, ob Tesla seine vollmundigen Versprechen diesmal einhalten kann. Die Ankündigung, das "Cybercab" bis 2027 auf die Straße zu bringen, wurde prompt relativiert: Musk gab zu, dass er oft zu optimistisch sei und sich die Markteinführung durchaus verzögern könnte. Immerhin sollen ab nächstem Jahr in Kalifornien modifizierte Teslas die Technologie testen. Doch wie realistisch ist Musks Vision einer kostengünstigen Robo-Taxi-Flotte wirklich?

Alte Versprechen, neue Zweifel

Bereits 2016 hatte Musk behauptet, Teslas autonome Technologie sei marktreif und werde bald eingeführt. Die Realität sieht anders aus: Die damals angekündigten Funktionen für autonomes Fahren und das Verdienen von Geld durch Tesla-Robo-Taxis sind bis heute nicht verfügbar. Stattdessen bringt Musk nun ein völlig neues Fahrzeug ins Spiel, das "Cybercab", das völlig andere Technik nutzen soll. Doch wie innovativ ist dieses Konzept wirklich?

Showcars statt echter Innovation

Ein interessanter Widerspruch prägte die Präsentation: Musk wollte beweisen, dass Tesla weiterhin führend in der Automobilbranche ist. Allerdings bediente er sich dabei Methoden, die man eher von traditionellen Autoherstellern kennt – Showcars und Prototypen, um Hoffnungen zu schüren. Dabei galt Teslas Strategie bisher als radikal anders: Innovationen sollten schnell auf den Markt kommen und bei Bedarf durch Software-Updates verbessert werden. Die Frage bleibt, ob Teslas Cybercab wirklich so revolutionär ist oder nur ein weiterer Marketing-Schachzug, um die hohen Erwartungen der Investoren zu bedienen.

Tatsächlich konnte der Prototyp bereits autonom fahren – allerdings nur auf dem abgesperrten Studiogelände, weit entfernt von realen Verkehrsbedingungen. Berichten zufolge hat Tesla das Gelände zuvor aufwendig digital vermessen, um eine virtuelle Karte zu erstellen – was im Widerspruch zu Musks früheren Aussagen steht, dass Teslas Fahrzeuge ohne solche Karten auskommen würden.

Design oder Praxis: Was zählt wirklich?

Das Design des Cybercab sorgte für gemischte Reaktionen. Beobachter fühlten sich an den VW XL1 erinnert, ein Nischenfahrzeug aus Deutschland, das vor Jahren auf den Markt kam. Doch ob ein zweisitziges Coupé mit auffälligen Flügeltüren die beste Wahl für einen Taxidienst ist, darf bezweifelt werden. Konkurrenzfirmen wie Waymo und May setzen auf praktischere Fahrzeuge mit Schiebetüren und mehr Platz. Auch wenn Musks Design bei Tesla-Enthusiasten Anklang fand, scheint es wenig geeignet für die von ihm angekündigte Massenproduktion. Der angestrebte Preis von unter 30.000 Dollar erscheint in Kombination mit dem aufwändigen Design schwer realisierbar.

Herausforderungen in Grünheide: Tesla bleibt ehrgeizig

Parallel zur Präsentation des Cybercab erhielt Tesla grünes Licht für den Ausbau seines Werks in Grünheide bei Berlin. Die Produktionskapazität soll verdoppelt und die Herstellung von Batteriezellen erheblich gesteigert werden. Obwohl die Marktbedingungen aktuell schwierig sind, hält Tesla an den Plänen fest. Der Ausbau erfolgt ohne zusätzliche Rodungen und bleibt auf dem bestehenden Gelände.

Ob Musks ambitionierte Pläne für autonome Fahrzeuge und den Ausbau in Europa tatsächlich Realität werden, bleibt spannend – doch Skepsis ist angesichts der bisherigen Verzögerungen mehr als angebracht.