Zweiter Tag im freien Fall – Nasdaq-Dekotierung droht

Der Abwärtstrend setzte sich am Donnerstag fort, und Super Micro steht nun vor einem ernsthaften Risiko: Ein Delisting von der Nasdaq könnte folgen, sollte das Unternehmen bis zum 16. November keine Konformität nachweisen können. Analysten sehen die Situation kritisch. „Ohne Wirtschaftsprüfer steigt das Risiko eines Delistings erheblich, da es für Super Micro schwierig sein könnte, schnell eine neue Prüfungsgesellschaft zu finden,“ schrieben die Analysten von Mizuho, die derzeit ein Hold-Rating für die Aktie empfehlen.

Ernst & Young: Ein kurzer, aber folgenreicher Auftrag bei Super Micro

Ernst & Young trat erst im März 2023 die Rolle des Wirtschaftsprüfers an, nachdem der bisherige Prüfer Deloitte & Touche ersetzt wurde. Dass EY nun nach wenigen Monaten wieder zurücktritt, sorgt für Verunsicherung und belastet die Marktstimmung weiter. Ein Sprecher von Super Micro gab bekannt, dass man „mit der Entscheidung von EY nicht einverstanden sei“ und aktuell mit Hochdruck an der Auswahl neuer Wirtschaftsprüfer arbeite.

Explosiver Umsatz – und doch massive Unsicherheit

Dabei war Super Micro bislang einer der Profiteure des Nvidia-Booms: Das Unternehmen verbaut die hochleistungsfähigen Nvidia-GPUs in seinen speziell angefertigten Servern und konnte so in den letzten drei Quartalen einen Umsatzanstieg um das Doppelte verzeichnen. Trotzdem sorgt die seit Mai ausstehende Vorlage offizieller Finanzberichte bei der US-Börsenaufsicht SEC für Bedenken unter den Anlegern. „Da Super Micro weiterhin hinter dem 10K-Bericht zurückliegt, sehen wir den Rücktritt von EY als signifikantes Hindernis, um eine rechtzeitige Einreichung zu gewährleisten,“ schrieben die Wedbush-Analysten in einem aktuellen Report, und auch sie plädieren dafür, die Aktie derzeit zu halten.

Dell profitiert als wahrscheinlicher Gewinner

Von den Problemen bei Super Micro könnte Dell Technologies profitieren. Das Unternehmen ist, ebenso wie Super Micro, stark im Servergeschäft engagiert und gehört zu den größten Abnehmern der Nvidia-Grafikprozessoren. In einem Interview mit Barron’s sagte Arthur Lewis, Präsident der Dell Infrastructure Solutions Group: „Wir fühlen uns im Wettbewerb sehr stark und gewinnen potenziell Kunden, die möglicherweise eine Alternative zu Super Micro suchen.“ Tatsächlich verzeichnete die Dell-Aktie am Mittwoch einen Anstieg von 6,4 Prozent und liegt seit Jahresbeginn mit einem Plus von 70 Prozent deutlich im Aufwärtstrend.

Unternehmen wie Coreweave, ein auf GPU-Cloud-Computing spezialisiertes Unternehmen, sowie xAI, ein Unternehmen von Elon Musk, setzen derzeit auf beide Anbieter und könnten bei einem langfristigen Vertrauensverlust seitens Super Micro verstärkt auf Dell setzen. Ob Super Micro die drohende Nasdaq-Dekotierung durch rechtzeitige Maßnahmen noch abwenden kann, bleibt abzuwarten – Analysten und Anleger halten jedoch den Atem an.