Super Micro im Strudel der Unsicherheit: Jahresbericht verzögert, Aktie im freien Fall

Die jüngsten Entwicklungen bei Super Micro Computer werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, vor denen das Unternehmen steht. Der Hersteller von KI-Hochleistungsservern gab am Mittwoch bekannt, dass er nicht in der Lage ist, seinen Jahresbericht fristgerecht einzureichen. Die Verzögerung hängt mit dem abrupten Rückzug des Wirtschaftsprüfers Ernst & Young (EY) zusammen, der im Oktober das Mandat niederlegte. Damit wächst der Druck auf das Unternehmen, denn ein fehlender testierter Jahresbericht bis zum 16. November könnte ein Delisting von der Nasdaq nach sich ziehen.

Hintergrund der Verzögerungen

EY hatte Bedenken hinsichtlich der Finanzberichterstattung von Super Micro geäußert, die durch die Vorwürfe von Hindenburg Research zusätzliche Brisanz erhalten hatten. Hindenburg hatte dem Unternehmen Buchhaltungsmanipulation vorgeworfen, was Super Micro jedoch vehement zurückwies. Eine interne Untersuchung habe keine Hinweise auf Fehlverhalten ergeben, betonte der Vorstand.

Trotzdem bleibt die Lage angespannt. Super Micro benötigt zusätzliche Zeit, um einen neuen Wirtschaftsprüfer zu beauftragen und den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2023 zu erstellen. Parallel dazu verzögert sich die Einreichung des Quartalsberichts für das am 30. September abgeschlossene Quartal. Diese Unsicherheiten haben das Vertrauen der Anleger erschüttert.

Aktienkurs im Sturzflug

Der Markt reagierte heftig: Seit dem Allzeithoch von 118,81 US-Dollar im März fiel der Aktienkurs um 83 Prozent auf unter 18 US-Dollar. Damit notiert die Aktie auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2023. Analysten zeigen sich skeptisch. Wedbush-Analyst Matthew Bryson hält ein Kursziel von 24 US-Dollar für realistisch, weist jedoch auf die Gefahr hin, dass Kunden zu Wettbewerbern wie Dell abwandern könnten. Morgan Stanley sieht ähnliche Risiken und erwartet, dass Nvidia künftig verstärkt auf Partnerschaften mit anderen Herstellern setzt.

Delisting als drohendes Szenario

Sollte Super Micro die Frist für die Einreichung des Jahresberichts verstreichen lassen, könnte die Aktie in den sogenannten "Pink Sheets" gehandelt werden. Dies würde den Handel erheblich erschweren und die Liquidität der Aktie beeinträchtigen. Bereits 2018 musste das Unternehmen wegen verspäteter Finanzberichte die Nasdaq verlassen und kehrte erst 2020 zurück.

Die aktuelle Situation erinnert an damals, doch die Auswirkungen könnten dieses Mal gravierender sein. Analysten warnen, dass die Unsicherheiten das Wachstum und die Marktposition von Super Micro nachhaltig beeinträchtigen könnten.

Ausblick

Super Micro arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, einen neuen Wirtschaftsprüfer zu finden. Doch selbst bei zügiger Klärung wird es Zeit kosten, die Bilanzen zu prüfen und offenzulegen. Die Unsicherheiten bleiben bestehen, und der Markt wird die nächsten Schritte des Unternehmens genau beobachten. Ein schneller Turnaround scheint jedoch angesichts der derzeitigen Herausforderungen unwahrscheinlich.