Führungswechsel in turbulenten Zeiten

Carlos Tavares, der langjährige CEO von Stellantis, verlässt den Automobilriesen überraschend. Die Entscheidung folgt auf interne Spannungen über die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Sein Rücktritt kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Die Aktie des Konzerns verlor in den vergangenen zwölf Monaten 45 % an Wert, und die Verkaufszahlen auf wichtigen Märkten wie den USA und Europa sinken deutlich.

Am Montagmorgen reagierten die Märkte prompt. Nur Minuten nach Handelsstart brach der Aktienkurs um über 6 % ein. Stellantis bestätigte am Sonntagabend, dass der Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann vorübergehend eine Interimskommission leiten wird, bis ein neuer CEO gefunden ist.

Strategische Fehltritte und ein stagnierender Markt

Carlos Tavares galt lange als Sanierer. Nach der Fusion von PSA Group und Fiat Chrysler im Jahr 2021 übernahm er die Führung von Stellantis und implementierte eine strikte Kostenpolitik. Doch diese Strategie stieß zunehmend auf Widerstand. Kritiker bemängelten veraltete Modellpaletten in den USA, insbesondere bei Marken wie Jeep, Dodge und Chrysler, sowie schwache Marktanteile in Europa.

In den USA wird Tavares auch für Qualitätsprobleme und eine Vernachlässigung von Händlernetzwerken verantwortlich gemacht. Shawn Fain, Präsident der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW), bezeichnete seinen Rücktritt als "einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung". Auch europäische Regierungen äußerten Unmut. Italiens Regierung forderte zuletzt höhere Produktionszahlen, während der Marktanteil von Stellantis in Frankreich und Italien weiter zurückging.

Herausforderungen durch Elektroautos und China

Der Rücktritt erfolgt inmitten globaler Umbrüche in der Automobilindustrie. Stellantis steht vor der schwierigen Aufgabe, sich in einem stagnierenden Elektrofahrzeugmarkt zu behaupten. Gleichzeitig drängen chinesische Hersteller aggressiv in den europäischen Markt und erhöhen den Wettbewerbsdruck.

Obwohl der Konzern seine Jahresprognose bestätigte, bereitet der Ausblick vielen Experten Sorgen. Bereits im September hatte Stellantis seine Gewinnerwartungen und den Cashflow nach unten korrigiert. Branchenkenner wie Erik Gordon von der University of Michigan warnen, dass der Rücktritt des CEOs in Nordamerika kaum Sympathien wecken dürfte: "Zulieferer und Kunden werden ihn nicht vermissen."

Die kommenden Monate könnten für Stellantis entscheidend sein. Ob ein neuer CEO die Wende schaffen kann, bleibt ungewiss – die Herausforderungen sind monumental.