Restrukturierung als Reaktion auf Marktkrise

Angesichts einer schwächelnden Nachfrage in den Solarmärkten, insbesondere bei Wohn- und Gewerbekunden, hat SMA Solar Technology umfassende Maßnahmen zur Kostensenkung angekündigt. Mit Einsparungen in Höhe von 150 bis 200 Millionen Euro will das Unternehmen seine Strukturen an das schwächelnde Marktumfeld anpassen. Laut Berenberg-Analyst Lasse Stueben war dieser Schritt angesichts der schwierigen Situation unvermeidlich. Trotz der angekündigten Maßnahmen hält Stueben an seiner *Halten*-Empfehlung fest, senkte jedoch das Kursziel der SMA-Aktie von 26 auf 21 Euro.

Kostenfalle: Hohe Lagerbestände belasten Bilanz  

Die Marktschwäche zeigt sich besonders im Segment der Wohn- und Gewerbesolarprojekte. SMA sieht sich dabei nicht nur mit einer sinkenden Nachfrage konfrontiert, sondern auch mit stark gestiegenen Lagerbeständen. Diese Bestände reichen laut Unternehmensangaben für etwa sechs Monate. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete SMA zudem einen operativen Cash-Burn von 173 Millionen Euro – ein klares Indiz dafür, dass die wirtschaftliche Lage des Unternehmens angespannt ist.

„Die Restrukturierungsmaßnahmen sind absolut notwendig, um SMA auf Kurs zu halten“, kommentierte Analyst Stueben. Allerdings bleiben die genauen Kosten der Umstrukturierung, einschließlich potenzieller Abschreibungen, bisher unklar.

Aktie auf Talfahrt: Verluste häufen sich

Die jüngsten Entwicklungen haben sich deutlich negativ auf den Aktienkurs ausgewirkt. Seit Jahresbeginn hat die SMA-Aktie fast 70 Prozent ihres Wertes verloren. Allein zum Wochenstart gab das Papier um mehr als 3 Prozent nach. Angesichts der schwachen Marktbedingungen und der notwendigen Restrukturierung dürfte es für die Aktie schwer bleiben, sich kurzfristig zu erholen.

Ausblick: Weitere Rückschläge im dritten Quartal erwartet

Für das dritte Quartal 2024 erwartet Analyst Stueben einen dramatischen Umsatzrückgang von rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, auf etwa 335 Millionen Euro. Das EBITDA wird auf nur noch 2 Millionen Euro geschätzt, was auf die anhaltende Nachfrageflaute in den Bereichen Home Solutions (HS) und Commercial & Industrial Solutions (C&I) zurückzuführen ist. Besonders problematisch bleibt die hohe Lagerhaltung, die auf den Absatz drückt.

Der Auftragsbestand könnte laut Stueben auf rund 900 Millionen Euro sinken, während die Auftragseingänge in allen Geschäftsbereichen rückläufig sein dürften. Eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht, da die Nachfrage weiterhin verhalten bleibt und sich vor allem in den HS- und C&I-Segmenten schwächer entwickelt.

Langfristiger Optimismus trotz Gegenwind

Trotz der aktuellen Schwierigkeiten blickt Stueben langfristig optimistisch auf den Solarmarkt. Er rechnet mit einem jährlichen Volumenwachstum von 14 Prozent in den kommenden zehn Jahren und geht davon aus, dass der Preisdruck auf Wechselrichter auf maximal 10 Prozent pro Jahr sinken wird. Dies könnte SMA langfristig zugutekommen, insbesondere im margenstarken Bereich der Großprojekte und Industrielösungen.

Doch Analyst Stueben warnt auch vor weiteren Risiken. So könnten Einmalkosten und Abschreibungen auf Lagerbestände sowie Vermögenswerte das Unternehmen weiter belasten. Sollte sich die Marktlage nicht verbessern, ist eine erneute Anpassung der Umsatzprognosen für 2024 nicht auszuschließen.