Dotmatics wird für 5,1 Milliarden Dollar übernommen

Siemens macht ernst mit seiner Strategie, den Softwarebereich gezielt auszubauen – und greift dafür tief in die Tasche. Für satte 5,1 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 4,7 Milliarden Euro) übernimmt der Münchener Technologiekonzern das US-amerikanische Unternehmen Dotmatics, das auf Softwarelösungen für Forschung und Entwicklung in den Life Sciences spezialisiert ist. Die Anwendungen von Dotmatics kommen insbesondere in der pharmazeutischen Wirkstoffentwicklung zum Einsatz und genießen eine hohe Marktakzeptanz.

Der Deal wurde am Mittwochabend bestätigt, nachdem zuvor Bloomberg darüber berichtet hatte. Insight Partners, ein US-Investor mit Sitz in Boston, verkauft das über 800 Mitarbeiter starke Unternehmen mit mehr als 14.000 Kunden weltweit. Siemens erwartet den Abschluss der Transaktion in der ersten Hälfte des Jahres 2026, vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden.

Starke Marge, starke Synergien – aber auch stolzer Preis

Mit dem Zukauf vergrößert sich der adressierbare Markt für Industriesoftware bei Siemens um satte 11 Milliarden US-Dollar. Dotmatics erwirtschaftet im kommenden Geschäftsjahr voraussichtlich über 300 Millionen US-Dollar Umsatz bei einer operativen Marge (Ebitda) von über 40 Prozent. Zudem generiert das Unternehmen einen positiven Cashflow, was es für Siemens besonders attraktiv macht.

Langfristig sieht der Konzern Synergiepotenziale von über 500 Millionen US-Dollar jährlich, mittelfristig sollen es rund 100 Millionen US-Dollar pro Jahr sein. Dennoch: Der Preis ist hoch. Laut Analyst Simon Toenessen von Jefferies wird Dotmatics zum 39-fachen Ebitda bewertet – ein Wert, der sich jedoch im Rahmen ähnlicher Softwaretransaktionen bewege, wie auch Siemens selbst betont. RBC-Analyst Mark Fielding sieht in dem Schritt eine strategische Fortsetzung des Altair-Kaufs, verweist aber ebenfalls auf die ambitionierte Bewertung.

Finanzierung durch Beteiligungsverkäufe – Siemens-Aktie unter Druck

Finanzieren will Siemens den milliardenschweren Zukauf größtenteils über den Verkauf von Anteilen an börsennotierten Unternehmen, darunter Siemens Healthineers. Genau diese Entscheidung scheint bei Anlegern allerdings für Unruhe zu sorgen: Im XETRA-Handel verlor die Siemens-Aktie zeitweise 7,48 Prozent und fiel auf 198,68 Euro. Auch die Aktien von Healthineers und Siemens Energy gaben jeweils um fast vier Prozent nach.

Konzernchef Roland Busch sieht die Übernahme hingegen als konsequenten strategischen Schritt: „Mit der Akquisition von Dotmatics stärken wir unsere Position im Bereich Life Sciences und bauen ein weltweit führendes, KI-gestütztes Software-Portfolio auf.“

Die kanadische RBC bleibt bei ihrer Einschätzung der Siemens-Aktie mit einem Kursziel von 245 Euro bei „Sector Perform“. Analyst Fielding mahnt jedoch zur Vorsicht: Es bleibe abzuwarten, ob sich die Milliardeninvestition in Life-Science-Software auch kurzfristig positiv auf die Bewertung auswirken werde – oder ob sie lediglich ein weiteres Puzzleteil in einem weiterhin unterbewerteten Siemens-Konzern bilde.