Warum die Aktie jetzt Kurs auf 70 Euro nehmen könnte

Gut ein Jahr nach den Turbulenzen um Siemens Energy hat sich das Blatt für den Energietechnikkonzern komplett gewendet. 2023 war geprägt von massiven Problemen bei der Windkrafttochter Gamesa, die die Aktie auf unter 10 Euro drückten. Ein Verlust von 4,5 Milliarden Euro und eine staatliche Milliarden-Bürgschaft zeigten das Ausmaß der damaligen Krise. Doch 2024 erzählt eine andere Geschichte: Der Aktienkurs hat sich seit Jahresbeginn vervierfacht, und Analysten der Berenberg Bank prognostizieren eine weitere starke Entwicklung.

Die Experten sehen ein Kursziel von 70 Euro, was ein Aufwärtspotenzial von 50 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau darstellt. Analyst Philip Buller von Berenberg hebt hervor, dass vor allem das Geschäft mit Gas- und Stromnetzen erhebliches Wachstumspotenzial birgt und die Neubewertung der Windkraftsparte ebenfalls Rückenwind geben könnte.

Gas- und Stromnetzdienste: Die Erfolgstreiber

Im vierten Quartal 2024 verzeichnete Siemens Energy beeindruckende Zahlen. Mit Bestellungen im Wert von rund 15 Milliarden Euro wurde die Markterwartung um 23 Prozent übertroffen. Auch der Free Cashflow lag mit 932 Millionen Euro weit über den Konsensschätzungen. Diese starken Ergebnisse reflektieren das Potenzial der Segmente Gas Services und Grid Technologies, die Analysten zufolge überdurchschnittliches Wachstum versprechen.

Der mittel- bis langfristige Ausblick untermauert diese Einschätzung: Bis 2028 erwartet Siemens Energy ein jährliches Umsatzwachstum im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich sowie operative Margen zwischen 10 und 12 Prozent. Der jährliche Kern-Free-Cashflow könnte dadurch über 4 Milliarden Euro erreichen.

Windkraft und Netzgeschäft als Treiber für Neubewertung

Die Windkraftsparte, die Siemens Energy lange belastete, könnte sich als Überraschungstreiber erweisen. Laut einer Analyse von Berenberg wird dieser Bereich aktuell negativ bewertet – mit Werten zwischen -8 und -20 Milliarden Euro. Eine positive Wende, die durch verbesserte Strukturen und Marktentwicklungen möglich erscheint, könnte jedoch bis zu 6 Milliarden Euro an Wert freisetzen. Das entspräche einem potenziellen Bewertungsaufschwung von bis zu 26 Milliarden Euro.

Im Branchenvergleich fällt auf, dass Siemens Energy aktuell gegenüber Wettbewerbern wie GE Vernova unterbewertet ist. Während der US-Konkurrent mit einer 150 Prozent höheren Bewertung gehandelt wird, hält Analyst Buller dies für ungerechtfertigt. Der Abstand dürfte sich verringern, insbesondere wenn die Fortschritte in der Windkraftsparte fortgesetzt werden. Anleger, die bereit sind, auf langfristiges Wachstum zu setzen, könnten davon profitieren.