Startschuss für Europas Super-Panzer

Das Bundeskartellamt hat den Weg für eines der ehrgeizigsten Rüstungsprojekte Europas frei gemacht: Mit der Genehmigung des Gemeinschaftsunternehmens MGCS Project Company starten die Schwergewichte Rheinmetall, KNDS (Deutschland und Frankreich) sowie der französische Rüstungskonzern Thales offiziell in die nächste Phase der Panzerentwicklung. Sitz des neuen Joint Ventures wird Köln – das Projekt trägt den Namen Main Ground Combat System (MGCS) und soll ab 2040 die Kampfpanzer Leopard 2 und Leclerc ersetzen.

Jeder der vier Beteiligten erhält eine gleichmäßige Beteiligung von 25 Prozent. Die Vorarbeiten für das Gemeinschaftsprojekt begannen bereits im Januar mit der Vertragsunterzeichnung in Paris. Ziel ist es, nicht nur technologische Standards neu zu definieren, sondern auch die europäische Verteidigungskooperation auf ein neues Level zu heben.

Kartellamt sendet starkes Signal an die Branche

Für die Bonner Wettbewerbshüter ist die Freigabe ein klares Bekenntnis zur grenzüberschreitenden Industriezusammenarbeit im Verteidigungssektor. Kartellamtspräsident Andreas Mundt betont: „Wir sehen zunehmend Kooperationsvorhaben zwischen verschiedenen europäischen Unternehmen.“ Im Fall MGCS bestehe keine kartellrechtliche Gefahr – die Unternehmen ergänzten sich in ihren Tätigkeitsfeldern, statt sich zu überschneiden.

Diese Einschätzung ist ein Hoffnungsschimmer für die europäische Rüstungsindustrie, die lange unter nationalen Alleingängen litt. Das MGCS-Projekt könnte zum Modellfall für zukünftige europäische Verteidigungsvorhaben avancieren.

Rheinmetall-Aktie: Vom Hype zur Realität

Die Aktie von Rheinmetall reagierte auf die Freigabe des Großprojekts zunächst positiv: Zum Handelsstart am Freitag legte das Papier um drei Prozent zu – befeuert von einer optimistischen Branchenstudie der Investmentbank Exane BNP Paribas. Doch die anfängliche Euphorie wich am Mittag leichten Verlusten. Dennoch bleibt Analyst Sebastian Growe bullish. Er sieht Rheinmetall weiterhin als „Top Pick“ im europäischen Rüstungssektor und hob sein Kursziel auf satte 1.500 Euro an.

Trotz einer bereits beeindruckenden Kursverdopplung im laufenden Jahr rechnet Growe mit einem zusätzlichen Aufwärtspotenzial von über 35 Prozent. Sollte das MGCS-Projekt planmäßig verlaufen, könnte sich Rheinmetalls Position als Schlüsselakteur in der Verteidigungsindustrie weiter zementieren – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Aktie.