Verteidigungsaktien im Sturzflug: Rheinmetall & Co. geraten unter massiven Abgabedruck – was Anleger jetzt wissen müssen

Panik am Markt trifft Verteidigungswerte mit voller Wucht

Europas Verteidigungsaktien erleben einen dramatischen Wochenstart: Nach der Ankündigung neuer US-Zölle durch Ex-Präsident Donald Trump brachen wichtige Indizes ein. Der DAX verlor zwischenzeitlich über 10 %, der Stoxx Europe 600 Index stürzte um 6,3 % ab – der tiefste Stand seit Dezember 2023. Die Abverkäufe treffen auch einen der bisherigen Highflyer des Jahres: Rheinmetall.

Die Aktie des Düsseldorfer Rüstungskonzerns sackte im frühen Handel um bis zu 27 % ab – der stärkste Tagesverlust in der Unternehmensgeschichte – konnte sich dann aber auf ein Minus von rund 8 % erholen. Auch andere europäische Rüstungswerte wie Thales (–7,4 %), Hensoldt (–6 %), Leonardo (–12 %) und Saab wurden stark abgestraft. Anleger trennten sich panikartig von zuvor erfolgreichen Papieren, um Liquidität zu schaffen.

Rheinmetall nach Rekordhoch unter Druck – Gewinnmitnahmen setzen ein

Noch am 19. März hatte Rheinmetall ein neues Allzeithoch bei 1.483 Euro markiert – ein Kursplus von 140 % seit Jahresbeginn. Damit war die Aktie unangefochtener Spitzenreiter im DAX. Getragen wurde der Anstieg vor allem von den milliardenschweren Aufrüstungsplänen der Bundesregierung, die allein in den nächsten Jahren Hunderte Milliarden Euro investieren will.

Doch in der aktuellen Markthektik greifen viele Anleger zu Gewinnmitnahmen. Kurzzeitig rutschte der Kurs auf unter 1.000 Euro ab – mehr als 20 % unter dem Xetra-Schlusskurs vom Freitag bei 1.276 Euro. Trotz der kurzfristigen Rückschläge notiert die Aktie damit immer noch auf dem Niveau von Ende Februar.

Analysten sehen langfristige Perspektiven trotz Zollschock

„Die Hoffnung hat die Realität eingeholt“, kommentiert Chris Beauchamp von IG Group. Trotz geplanter Ausgaben sei noch kein zusätzliches Geld in der Branche angekommen. Die allgemeine Panik verstärke die Verkaufsdynamik. Dennoch: Die langfristigen Aussichten für Rüstungsunternehmen bleiben laut Analysten intakt.

Rheinmetall unterhält enge Partnerschaften mit US-Rüstern und dürfte von einem möglichen Abschwächen der Zollpolitik Trumps sogar profitieren. Sollte es zu einer Entschärfung kommen, rechnen Marktbeobachter mit einer schnellen Gegenreaktion am Markt.

Europas Verteidigungsbranche bleibt stark – trotz Rücksetzer

Trotz des aktuellen Kurssturzes bleibt der Goldman-Sachs-Index für europäische Verteidigungswerte seit Jahresbeginn mit einem Plus von knapp 50 % einer der Top-Performer. Der Verkaufsdruck sei eine Folge der bisher starken Entwicklung – Anleger realisieren Gewinne, um sich für eine unsichere Marktphase neu zu positionieren.

„Alles wird abverkauft – selbst Qualitätswerte“, sagte Daniel Murray von EFG Asset Management. Strategen raten aktuell zu defensiven Sektoren wie Telekommunikation und Versorgern. Doch mittelfristig könnte gerade die Verteidigungsbranche wieder zu den Gewinnern zählen – politische Spannungen und erhöhte Budgets wirken als solide Fundamentalfaktoren.