Hensoldt-Aktie stürzt ab – Doch Analysten sehen weiter großes Potenzial

Kursrutsch nach Rekordhoch

Die Aktien von Hensoldt haben am Freitagmorgen kräftig nachgegeben. Nach einem zwischenzeitlichen Rekordhoch von über 55 Euro am Vortag fielen die Papiere des Rüstungsspezialisten um 6,5 Prozent auf 50 Euro. Dennoch bleibt die Jahresbilanz beeindruckend: Seit Jahresbeginn verzeichnete die Aktie einen Zuwachs von 60 Prozent. Zum Vergleich: Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine vor drei Jahren lag der Kurs noch bei rund 12 Euro.

Analysten bleiben optimistisch

Trotz der jüngsten Korrektur sehen Experten weiteres Potenzial für Hensoldt. Christian Cohrs von Warburg Research setzte am Morgen mit einem Kursziel von 69 Euro das höchste am Markt. Die anhaltenden geopolitischen Spannungen würden laut Cohrs "enormen Spielraum für die Rüstungsindustrie" bieten.

Diese Einschätzung deckt sich mit der von Morgan-Stanley-Expertin Marie-Ange Riggio, die für den Konkurrenten Rheinmetall ein ambitioniertes Kursziel von 1.300 Euro ausgab. Seit 2021 hat sich der Rheinmetall-Kurs bereits verzehnfacht, und Riggio hält sogar eine weitere Verdopplung für möglich. Dennoch gab die Rheinmetall-Aktie nach einem neuen Höchststand von 1.011 Euro am Freitag leicht nach.

Rüstungsaktien europaweit unter Druck

Nicht nur deutsche Rüstungskonzerne verzeichneten vor dem Wochenende Kursrückgänge. Die französische Thales-Aktie, die seit Jahresbeginn um 38 Prozent gestiegen ist, gab um 0,8 Prozent nach. Auch Leonardo aus Italien (-0,7 Prozent) und BAE Systems aus Großbritannien (-0,7 Prozent) verbuchten leichte Verluste, obwohl sie im Jahresverlauf teils deutliche Kursgewinne verbuchen konnten.

Politische Spannungen nach Eklat im Weißen Haus

Während sich die Märkte beruhigen, sorgt die Eskalation zwischen den USA und der Ukraine für politische Spannungen. US-Präsident Donald Trump warf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach einer hitzigen Diskussion vor laufenden Kameras aus dem Oval Office.

Bundeskanzler Olaf Scholz sicherte der Ukraine daraufhin auf der Plattform X Unterstützung zu: „Niemand will Frieden mehr als die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine. Auf Deutschland – und auf Europa – kann sich die Ukraine verlassen.“ Auch CDU-Chef Friedrich Merz stellte klar: „Wir dürfen nie den Aggressor und das Opfer in diesem schrecklichen Krieg verwechseln.“

In anderen europäischen Hauptstädten wurden ähnliche Signale gesendet. Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande riefen zur Geschlossenheit auf, während EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versicherte, dass Europa weiterhin an der Seite der Ukraine stehe.

War der Eklat im Weißen Haus inszeniert?

Viele Beobachter sehen in dem Vorfall eine bewusste Provokation. Besonders die ungewöhnlich lange, rund 40-minütige Diskussion gibt Rätsel auf. Als Selenskyj die Zuverlässigkeit eines Waffenstillstands mit Putin infrage stellte und auf die gescheiterten Minsk-Vereinbarungen verwies, griff ihn US-Vizepräsident J. D. Vance plötzlich scharf an.

Trump und sein Team inszenierten ein offenes Machtspiel vor laufenden Kameras. „Haben Sie sich denn jemals bedankt?“, ätzte Vance gegen Selenskyj – eine Frage, die angesichts der zahlreichen öffentlichen Danksagungen des ukrainischen Präsidenten reine Rhetorik war. Trump selbst blieb in seiner Poker-Sprache: Selenskyj habe „keine Karten in der Hand“ und müsse sich den Regeln der USA beugen.

Das politische Drama in Washington dürfte nicht nur geopolitische Konsequenzen haben, sondern könnte auch den Aktienmarkt weiter beeinflussen.