China-Aktien im freien Fall: Ist die Rallye vorbei?

Am Dienstag erlitten chinesische Aktien einen massiven Rückschlag, der besonders die Börse in Hongkong hart traf. Der Hang-Seng-Index, der in den vergangenen Wochen einen beeindruckenden Aufschwung erlebt hatte, fiel um ganze 7 %. Viele Anleger fragen sich nun, ob das Ende der China-Rallye erreicht ist oder ob es sich lediglich um eine Korrektur handelt.

Hang-Seng-Index: Von Höhenflug zu Sturzflug

Der Hang-Seng-Index, der sich zuvor um mehr als ein Drittel erholt und seinen höchsten Stand seit Januar 2022 erreicht hatte, verzeichnete am Dienstag einen dramatischen Rückgang. Zeitweise verlor der techlastige Index sogar zweistellig an Wert. Marktteilnehmer führten die Verluste auf umfangreiche Gewinnmitnahmen zurück, da keine neuen Nachrichten den Ausverkauf erklärten. Viele Aktien hatten extreme Bewertungsniveaus erreicht, mit RSI-Werten von über 90 – ein klares Zeichen für überkaufte Märkte. Solche Rücksetzer sind oft das Ergebnis einer Überhitzung, wie es auch bei prominenten Titeln wie Alibaba, Baidu und JD.com der Fall war.

Große Aktien verlieren

Auch Titel wie der Solarglashersteller Xinyi, der in den letzten Wochen massive Kursgewinne verzeichnete, gehörten mit einem Minus von 14 % zu den großen Verlierern. Baidu und NetEase büßten jeweils rund 7,5 % ihres Werts ein, während JD.com und Alibaba um 7 % beziehungsweise 5 % nachgaben. Der Smartphone-Hersteller Xiaomi verlor ebenfalls um die 7 %.

Festlandchina mit starken Gewinnen, aber Unsicherheiten bleiben

Während die Hongkonger Börse deutliche Verluste hinnehmen musste, zeigten sich die festlandchinesischen Märkte in Shanghai und Shenzhen zunächst deutlich stärker. Der CSI 300-Index, der die größten Unternehmen auf dem chinesischen Festland abbildet, konnte am Dienstag um knapp 6 % zulegen. Doch auch hier setzte nach einer starken Eröffnung eine Welle von Gewinnmitnahmen ein, die viele der Kursgewinne wieder abschmolz. Der anfängliche Enthusiasmus wich schnell der Frage, ob die chinesische Rallye tatsächlich weitergehen kann oder ob die aktuellen Gewinne nur von kurzer Dauer sind.

Automobilsektor besonders stark betroffen

Überdurchschnittliche Verluste verzeichnete der Automobilsektor. Die Unsicherheit darüber, ob die Stimulusmaßnahmen der Regierung langfristig eine Belebung der Nachfrage bewirken, belastete insbesondere die Aktien von Elektroauto-Herstellern. Geely verlor fast 11 % seines Wertes, Nio lag ebenfalls deutlich im Minus. Xpeng und Li Auto verzeichneten Einbrüche von 8,5 %, während Branchenführer BYD mit einem Minus von 7,6 % auf Marktniveau fiel.

Die hohe Abhängigkeit der Automobilhersteller von politischen Stimuli zur Unterstützung der Nachfrage, sowie die globalen Unsicherheiten, machen diesen Sektor besonders anfällig für Kursrückgänge. Anleger sind sich unsicher, ob die angekündigten Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Ankurbelung der Wirtschaft tatsächlich den gewünschten Effekt haben werden.

Blick in die Zukunft: Erholung oder weiterer Rückschlag?

Ob sich die chinesischen Aktien kurzfristig erholen werden, hängt nun stark von den internationalen Investoren ab. Diese hatten in den vergangenen Wochen verstärkt in den chinesischen Markt investiert, angetrieben von positiven Analystenkommentaren und den Aussichten auf politische Unterstützung durch Peking. Doch die aktuelle Volatilität und der Rückgang vieler überkauft wirkender Aktien lassen vermuten, dass weitere Verluste folgen könnten.

Sollten von der chinesischen Regierung keine überzeugenden Maßnahmen kommen, um das Wirtschaftswachstum nachhaltig zu stärken, könnten die Rückgänge in den kommenden Tagen anhalten.