Rückschlag für Tech-Giganten: Warum KI-Investments jetzt auf dem Prüfstand stehen

Größter Einbruch seit Jahren am Nasdaq 100

Der technologieorientierte Nasdaq 100 hat im vergangenen Quartal seinen stärksten Rückgang seit fast drei Jahren verzeichnet – ein Minus von 8,3 Prozent. Der Grund: Wachsende Sorgen um eine mögliche Überhitzung der Investitionen in Künstliche Intelligenz. Zwei aktuelle Warnungen über einen möglichen Rückgang der Milliardeninvestitionen in Rechenzentrumsinfrastruktur sorgten für Panik unter Anlegern.

Die Kurseinbrüche treffen vor allem jene Unternehmen, die bisher als Zugpferde des Marktes galten. Nvidia verlor 28 Prozent seit seinem Höchststand im Januar. Auch Microsoft, Amazon, Alphabet und Meta büßten jeweils 20 Prozent oder mehr ein. Broadcom fiel sogar um 33 Prozent seit seinem Rekordhoch im Dezember.

„Perfektion war eingepreist“

Laut Michael Mullaney, Direktor für globale Marktanalysen bei Boston Partners, kommt die Verunsicherung zur Unzeit: „Die Fragen rund um KI entstehen in einem Umfeld erhöhter Unsicherheit, zu einem Zeitpunkt, an dem diese Titel nahezu perfekt bewertet waren.“ Für viele Investoren, die sich absichern wollen, seien diese Aktien daher der erste Ausstiegspunkt.

Tech-Konzerne trieben den US-Markt seit über zwei Jahren an – getragen von der Euphorie rund um KI. Der Ausbau von KI-Modellen erforderte massive Investitionen in Chips und Rechenzentren. Doch nun mehren sich Zweifel, ob dieser Expansionskurs Bestand hat.

Kurskorrektur trotz hoher Ausgaben

Im Februar hatte sich der Nasdaq 100 im Vergleich zum Tiefstand im Dezember 2022 mehr als verdoppelt. Doch trotz der aktuellen Korrektur liegt das Bewertungsniveau mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 (nach 27 im Vormonat) noch immer über dem 20-Jahres-Durchschnitt von etwa 20.

Die Nervosität nahm zu, nachdem ein Alibaba-Mitgründer erklärte, der Bau neuer Rechenzentren sei dem Bedarf an KI-Diensten voraus. Kurz darauf wurde berichtet, dass Microsoft Projekte in den USA und Europa wegen Überkapazitäten aufgebe – trotz geplanter Ausgaben von 80 Milliarden Dollar in diesem Jahr.

CoreWeave enttäuscht beim Börsengang

Ein weiterer Dämpfer kam vom Börsendebüt des Nvidia-Partners CoreWeave. Der Cloud-Computing-Anbieter hatte sich große Hoffnungen gemacht – doch der IPO wurde zur Enttäuschung. Seit dem Börsengang verlor die Aktie rund 7 Prozent, auch weil das Angebot unter den Erwartungen gepreist wurde. Für Kim Forrest von Bokeh Capital Partners ist das ein deutliches Signal: „Es wäre ein Fressrausch gewesen im Juni letzten Jahres. Heute jagen zu viele Dollar einer zu geringen Rechenzentrumsnachfrage hinterher.“

Die großen Tech-Firmen – Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta – halten dennoch an ihren Investitionsplänen fest, die sich auf über 300 Milliarden Dollar im laufenden Geschäftsjahr summieren. Doch auch ein leichter Rückgang könnte Unternehmen wie Nvidia hart treffen, die bisher stark von diesem Boom profitiert haben.

Trotz allem sehen einige Analysten wie Ben Reitzes von Melius Research in der aktuellen Bewertung von Nvidia – 23-faches erwartetes Jahresergebnis – eine eher defensive Positionierung. Zudem erwartet OpenAI eine Verdreifachung der Umsätze in diesem Jahr und plant, bis zu 40 Milliarden Dollar an frischem Kapital einzuwerben.