China fordert europäische Luxusautohersteller heraus: Geht der Vorsprung der deutschen Premium-Marken verloren?

Die Mercedes-Benz Group AG galt einst als Inbegriff für Automobil-Raffinesse, doch sinkende Verkaufszahlen und Gewinne zeigen, wie sehr auch das Premiumsegment unter dem Druck chinesischer Konkurrenten leidet.

Chinas Marken als neue Luxus-Alternative

Angeführt von BYD Co. treiben chinesische Hersteller die Transformation des Automarkts voran, indem sie das Image „Made in China“ als Luxus-Symbol im Zeitalter der Elektrofahrzeuge neu definieren. Nachdem sie sich bereits auf dem Heimatmarkt gegen Marken wie Mercedes und BMW behauptet haben, setzen sie nun auch in Europa verstärkt auf Expansion. Deutlich wurde dies am vergangenen Freitag, als Mercedes die niedrigste Profitabilität seit der Umstrukturierung des Konzerns 2021 meldete. Auch Porsche erwägt nach einem Nachfrageeinbruch in China Kostensenkungen und eine Überprüfung seiner Modellpalette.

Die Einführung günstiger Elektrofahrzeuge aus China – die bereits Strafzölle der EU ausgelöst haben – galt bisher als Bedrohung für den Massenmarkt, während Luxusmarken dank ihrer traditionellen Stellung als sicherer angesehen wurden. Doch auch dieser Schutz scheint zu bröckeln und stellt den globalen Markt für Premiumfahrzeuge im Wert von 1,2 Billionen US-Dollar auf den Prüfstand.

Konkurrenzdruck auf dem Pariser Autosalon spürbar

Beim diesjährigen Pariser Autosalon präsentierten sich chinesische Marken wie FAW Group’s Hongqi und BYD’s Yangwang mit Limousinen und SUVs, die gezielt europäische Kunden ansprechen sollen und den Modellen von Mercedes, Porsche und sogar Rolls-Royce Konkurrenz machen. Die Fahrzeuge bieten hochmoderne digitale Technologien und luxuriöse Annehmlichkeiten wie Lederdashboards und Champagner-Kühler zu einem wettbewerbsfähigen Preis. Nio Inc., bekannt für seine Batteriewechsel-Stationen, hat Luxus-Showrooms in Städten wie Berlin, Oslo und Amsterdam eröffnet, um Modelle wie das €95.000 teure EL8 SUV zu präsentieren. Polestar, im Besitz von Geely, plant, ab 2025 in Frankreich, Ungarn und Polen auf dem Markt aktiv zu werden.

BYD zeigt sich ebenfalls stark: Die Yangwang-Serie, die einen Geländewagen umfasst, der auf Wasser schwimmen kann, baut in Europa Beziehungen zu lokalen Händlergruppen auf. Diese Offensive markiert den Versuch chinesischer Hersteller, auch das Premiumsegment in Europa nachhaltig zu erobern.

Technologischer Vorsprung durch neue Markenstrategien

Auch Xiaomi Corp., bekannt als das „Apple Chinas“, kündigte Investitionen von 10 Milliarden US-Dollar für den Einstieg in den Automobilmarkt an und sorgt bereits mit dem sportlichen SU7 für Aufsehen. Ford-CEO Jim Farley bezeichnete das Fahrzeug nach mehrmonatigem Testfahren als „fantastisch“. Xiaomi strebt ebenfalls eine europäische Expansion an und nutzte die Olympischen Spiele in Paris sowie die Nürburgring-Strecke in Deutschland zur Präsentation des SU7.

Für europäische Autobauer kommen die chinesischen Ambitionen zu einem sensiblen Zeitpunkt. BMW, Aston Martin und Volkswagen haben kürzlich vor niedrigeren Gewinnen gewarnt, da das Wachstum auf dem wichtigen chinesischen Markt nachlässt. Im dritten Quartal fiel die Profitabilität von Mercedes auf 4,7 Prozent und lag damit deutlich unter dem Zielwert von 8 Prozent.

Europäischer Luxusmarkt als strategische Zielregion

Während die USA aufgrund geopolitischer Spannungen für chinesische Hersteller weniger attraktiv erscheinen, setzen Marken wie BYD verstärkt auf Europa. Die Marke stellte den 1,1 Millionen Yuan (€143.000) teuren Yangwang U8 in Paris vor. Dieser Luxus-Geländewagen kann sich dank einzeln angetriebener Räder wie eine Krabbe seitwärts bewegen – und kostet dennoch etwa nur die Hälfte eines vergleichbaren Mercedes-Modells.

Andere Hersteller wie Aito – eine von Seres Group und Huawei entwickelte Marke – bieten mit Modellen wie dem Aito 9 SUVs mit Kinobildschirmen und Liegesitzen an, die nur einen Bruchteil der Preise deutscher Premiumfahrzeuge kosten.

Ein schwerer Stand für europäische Hersteller?

Bisher war der Einfluss der chinesischen Marken auf Europas Premiumsegment begrenzt, doch der Erfolg von Toyotas Marke Lexus zeigt, dass sich neue Luxusmarken langfristig etablieren können. Chinesische Hersteller positionieren sich durch Partnerschaften mit etablierten Händlern wie der Louwman Group in den Niederlanden und Inchcape Plc im Vereinigten Königreich, die bisher Mercedes, Land Rover und BMW vertreten.

Dieser neu entfachte Wettbewerb zeigt, dass der europäische Luxusmarkt nicht mehr sicher ist – und Hersteller wie Mercedes und BMW stehen vor der Herausforderung, sich neu zu positionieren, um ihre Marktanteile zu verteidigen.