EU gibt grünes Licht: Lufthansa übernimmt ITA Airways unter Auflagen

Die Lufthansa darf die staatliche italienische Fluggesellschaft ITA übernehmen, muss dafür jedoch eine Reihe von Bedingungen erfüllen. Die Regierung in Rom will sich dazu gemeinsam mit den Konzernchefs Carsten Spohr und Antonino Turicchi gegen Mittag (12.30 Uhr) in einer Pressekonferenz äußern. Lufthansa-Chef Spohr rechnete bereits vor einem Monat mit der Genehmigung aus Brüssel.

Langjährige Übernahmepläne

Seit über einem Jahr plant die Lufthansa den Einstieg bei ITA, die 2020 aus der angeschlagenen Alitalia hervorging und derzeit 4500 Beschäftigte hat. Zum Vergleich: Der Lufthansa-Konzern beschäftigt fast 99.000 Mitarbeiter.

Marktmacht und Auflagen

Die EU-Kommission äußerte Bedenken, dass Lufthansa auf transatlantischen und europäischen Kurzstrecken zu viel Marktmacht erlangen könnte. Nach langen Verhandlungen und Zugeständnissen gibt die EU nun grünes Licht: Lufthansa darf zunächst 41 Prozent an ITA für 325 Millionen Euro übernehmen. Langfristig erhält Lufthansa ein sechstes Drehkreuz, kurzfristig steigt die Aktie.

Einigung nach Verhandlungen

Lufthansa, ITA Airways, die italienische Regierung und die EU-Kommission haben ihre Differenzen beigelegt. Seit 2017 versuchte Lufthansa zuerst Alitalia und später ITA Airways zu übernehmen, was jedoch durch die EU-Kommission blockiert wurde. Beide Airlines müssen Slots am Flughafen Mailand Linate abgeben, die voraussichtlich von EasyJet übernommen werden.

Zusätzliche Zugeständnisse

Weitere Zugeständnisse betrafen Strecken von Italien nach Nordamerika. Lufthansa erleichtert einem Konkurrenten den Markteintritt auf Nonstop-Linien von Rom nach Washington, Chicago, San Francisco und Toronto. Im Gegenzug darf ITA Airways in das transatlantische Joint Venture mit United Airlines und Air Canada integriert werden, was die Erlöse auf den Nordamerika-Strecken steigern dürfte. ITA Airways wird zudem in das Miles&More-Programm und die Star Alliance aufgenommen.

Aktienkurs und Marktstellung

Die Lufthansa-Aktie verzeichnete nach der erwarteten Freigabe des ITA-Deals Kursgewinne und notierte etwa zwei Prozent über dem Vortags-Xetra-Schluss bei 5,87 Euro. Experten bezweifeln die Überlebensfähigkeit von ITA als eigenständige Airline, da sie im Heimatmarkt von Billigfliegern wie Ryanair und EasyJet verdrängt wurde und auf transatlantischen Strecken gegen größere US-Anbieter Schwierigkeiten hat.

Wettbewerbsdruck und Kurzstrecken

Die EU-Wettbewerbshüter hatten Bedenken wegen der Marktmacht von Lufthansa über dem Nordatlantik im Joint Venture mit United und Air Canada. Der Luftverkehrsmarkt ist jedoch hart umkämpft, da auch andere US-Carrier sowie europäische Konkurrenten wie British Airways und Air France-KLM aktiv sind. Zudem äußerten die EU-Beamten Bedenken über die Marktmacht auf Kurzstrecken zwischen Italien und Mitteleuropa, wo Konkurrenz hauptsächlich durch Billigfluggesellschaften wie Ryanair besteht, die oft von abgelegenen Flughäfen starten. Lufthansa ist zudem seit Jahren mit der Regionalgesellschaft Air Dolomiti in Norditalien aktiv.