Spannender Countdown bis zum 4. Juli

Die Spannung steigt bei Lufthansa: Bis spätestens 4. Juli entscheidet die Europäische Union, ob der Übernahme-Deal zwischen der Deutschen Lufthansa und der italienischen ITA Airways zustande kommt. Derzeit prüft die Wettbewerbsbehörde der EU-Kommission die Vereinbarung. Aufgrund von Bedenken hinsichtlich fairen Wettbewerbs und künftiger Flugpreisgestaltung hat Lufthansa ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das die Bedenken der Behörde zerstreuen soll. Beispielsweise sollen Passagiere weiterhin wichtige Drehkreuze der Wettbewerber wie Paris, London oder Madrid anfliegen können.

Der Übernahmeprozess ist zweistufig geplant: Zunächst investiert Lufthansa 325 Millionen Euro in ITA und erwirbt damit 41 Prozent der Anteile von der italienischen Regierung. Später soll der Rest der Übernahme folgen, wobei der Gesamtkaufpreis rund 825 Millionen Euro beträgt.

Auswirkungen auf den Markt und die Lufthansa-Aktie

Eine positive Entscheidung aus Brüssel könnte mittelfristig von großem Vorteil für Lufthansa sein, da sie ihre Position auf dem europäischen Markt stärken würde. Besonders wichtig ist der potenzielle Beitritt von ITA zum Atlantic Joint Venture, einem Zusammenschluss von sieben Fluggesellschaften, von denen fünf bereits zur Lufthansa-Gruppe gehören. Auch in Italien plant Lufthansa, durch ihre Tochtergesellschaft Air Dolomiti Marktanteile zu gewinnen, wo derzeit Billigairlines wie Ryanair dominieren.

Sollte die Übernahme scheitern, droht ITA die Insolvenz. Trotz eines schwierigen Jahres 2023 mit einem Verlust von fünf Millionen Euro wird für das laufende Jahr ein Nettogewinn erwartet. Im Vergleich zur Lufthansa ist ITA mit 85 Flugzeugen deutlich kleiner – die Flotte der Lufthansa umfasste Ende 2023 insgesamt 721 Flugzeuge. Für 2024 plant Lufthansa die Hinzufügung von bis zu 30 neuen Flugzeugen, obwohl es derzeit Produktions- und Zulassungsprobleme gibt.

Hohe Flugpreise und starke Techniksparte als Treiber

Positiv für Lufthansa ist die derzeitige Preisentwicklung bei Flügen: Aufgrund begrenzter Kapazitäten und hoher Nachfrage sind die Flugpreise gestiegen. Vor der Corona-Pandemie gaben die Deutschen 73 Milliarden Euro für Reisen aus, und Unternehmen investierten 55,3 Milliarden Euro in Geschäftsreisen. Lufthansa erwartet, dass die Passagierkapazitäten 2024 bei über 90 Prozent des Vorkrisenjahres liegen werden.

Dieser Trend zeigte sich bereits in den Zahlen von 2023. Der Überschuss lag bei rund 1,7 Milliarden Euro, und Aktionäre erhielten eine Dividende von 0,30 Euro pro Aktie. Allerdings verlief das erste Quartal 2024 durchwachsen: Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro, doch das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen betrug aufgrund von Streiks minus 849 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr erwartet Lufthansa ein bereinigtes Ergebnis von 2,2 Milliarden Euro.

Besonders stark läuft es in der Techniksparte. Mehr Flüge bedeuten auch mehr Reparaturen und kürzere Wartungszyklen. Lufthansa wartet nicht nur die eigenen Flugzeuge, sondern auch die der Wettbewerber. Neue Geschäftsmöglichkeiten ergeben sich zudem im militärischen Bereich, etwa durch die Modifikation ziviler Flugzeuge.

Aktuell befindet sich der Aktienkurs von Lufthansa im Sinkflug und pendelt um die sechs Euro.