Hugo Boss in der Krise: Projekt „Tango“ stellt CEO Grieder ins Rampenlicht

Aufsichtsräte prüfen fragwürdige Pläne

Hugo-Boss-Chef Daniel Grieder gerät wegen seines umstrittenen Projekts „Tango“ massiv unter Druck. Der Plan, über eine eigene Gesellschaft zum Ankeraktionär des Unternehmens zu werden, wirft ethische und rechtliche Fragen auf. Unterstützt von René Benko, dem tiefgefallenen Immobilien-Mogul, plante Grieder die Gründung der „Fashion Investment Group“. Ziel war es, Hugo-Boss-Aktien zu kaufen und langfristig die Kontrolle über die Gesellschaft zu übernehmen.

Im Rahmen eines Krisentreffens diskutierte der Aufsichtsrat des Modekonzerns die möglichen Interessenkonflikte und informierte sich über die juristischen Implikationen. Bereits bei einer Sitzung im Sommer hatte der Vorstand konkrete Schritte prüfen lassen, nachdem brisante Details aus internen E-Mails öffentlich wurden.

Brisante Details: Insiderinformationen und persönliche Interessen

Eine von Grieder verschickte E-Mail an Benko vom März 2023 zeigt die brisante Dimension des Vorhabens: Grieder betonte darin die Dringlichkeit des Plans und verwies auf die zu erwartenden Kursgewinne durch eine angekündigte Umsatzstrategie. Diese Aussagen werfen den Verdacht auf, dass kursrelevante Informationen unrechtmäßig geteilt wurden, um Benko für das Vorhaben zu gewinnen.

Der Plan sah auch vor, dass Grieders enge Vertraute leitende Rollen in der neuen Gesellschaft übernehmen sollten. Kritiker im Aufsichtsrat hinterfragen, ob der CEO primär im Interesse des Unternehmens oder für persönliche Vorteile handelte. Ein Teil der Kontrolleure bleibt jedoch dabei, dass die Ideen niemals konkret umgesetzt wurden.

Insiderhandel und Aktienrecht: Ermittlungen laufen

Christian Strenger, Experte für Corporate Governance, sieht in Grieders Vorgehen klare Verstöße gegen die Geheimhaltungspflichten und fordert eine Untersuchung möglicher Insidergeschäfte. Die Staatsanwaltschaft Tübingen sowie die Finanzaufsicht BaFin prüfen derzeit, ob ein strafrechtlicher Anfangsverdacht besteht.

Besonders heikel: Die enge Verbindung zwischen Grieder und Benko, die über rein geschäftliche Beziehungen hinausgeht. Berichte über gemeinsame Feiern und private Treffen verdeutlichen, wie tief die Bande zwischen beiden Männern reichen.

Hoffnung für Anleger: UBS hebt Kursziel an

Trotz der Skandale gibt es erste Zeichen der Stabilisierung. Nach einem Kurseinbruch von über 18 Prozent in der Vorwoche hob die UBS am Dienstag ihre Bewertung der Hugo-Boss-Aktien auf „Kaufen“ an. Analystin Susy Tibaldi erwartet eine Erholung der Konsumausgaben im kommenden Jahr und eine Neubewertung des Unternehmens. Mit einem Kursanstieg von knapp 5 Prozent auf 34,22 Euro erholen sich die Papiere langsam.

Die Entwicklungen um „Tango“ und die künftige Rolle Grieders bleiben jedoch entscheidend für die weitere Bewertung des Modekonzerns. Anleger blicken gespannt auf die nächsten Schritte des Aufsichtsrats und die Ergebnisse der Ermittlungen.