Zinssenkung wie erwartet: Anleger bleiben gelassen

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen erneut gesenkt – um 0,25 Prozentpunkte. Damit fiel der Einlagezins für Banken auf 3,0 Prozent. Es war bereits die vierte Zinssenkung in diesem Jahr und die dritte in Folge. Trotz dieser geldpolitischen Lockerung blieben die Anleger an der Frankfurter Börse unbeeindruckt. Die Nachricht war bereits eingepreist, weswegen größere Kursbewegungen ausblieben.

Der DAX schloss den Handelstag leicht im Plus bei 20.426 Punkten – ein Zuwachs von nur 0,13 Prozent. Ein neues Allzeithoch war in Reichweite, wurde aber mit einem Tageshoch von 20.453 Punkten knapp verpasst. Damit bleibt der deutsche Leitindex weiterhin nahe seiner Rekordmarke von 20.462 Punkten. Bereits zur Wochenmitte hatten sich einige Investoren positioniert und den DAX um 0,3 Prozent auf 20.399 Punkte gehievt.

Jahresendrallye treibt DAX um 1.200 Punkte

Auch wenn der Zuwachs heute überschaubar ausfiel, spiegelt der DAX eine bemerkenswerte Entwicklung wider: Die seit Ende November laufende Jahresendrallye hat den Index um satte 1.200 Punkte nach oben katapultiert. Korrekturen oder Gewinnmitnahmen blieben bislang aus. Ein Grund für diesen stetigen Anstieg: Die Zinssenkungen der EZB wurden von den Märkten fest erwartet und gelten als wichtige Triebkraft für die positiven Kursbewegungen.

Während der DAX stabil blieb, zeigte sich der MDAX von der Zinssenkung unbeeindruckt. Der Index mittelgroßer Unternehmen gab um 0,43 Prozent nach. Der exportlastige MDAX hinkte der jüngsten Rally ohnehin hinterher und zeigt die Unsicherheiten, die im deutschen Mittelstand vorherrschen.

Lagarde warnt: Wirtschaft verliert an Schwung

EZB-Präsidentin Christine Lagarde begründete die Zinssenkung mit der schwächelnden Konjunktur in der Eurozone. Zwar habe das Wirtschaftswachstum im Sommer noch von starkem Konsum und Lageraufbau profitiert, doch dieser Trend verlangsamt sich. Lagarde betonte, dass die Inflation im Jahr 2025 voraussichtlich das Ziel von zwei Prozent erreichen werde. Unsicherheiten, insbesondere durch die politische Lage in den USA, seien jedoch schwer abzuschätzen.

Experten begrüßten die Entscheidung der EZB. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands, erklärte: „Die heutige Zinssenkung ist eine konsequente Reaktion auf die stabilisierte Inflation und treibt die Normalisierung der Geldpolitik voran.“ Gleichzeitig sieht er den Ball bei der Politik: „Um mehr wirtschaftliche Dynamik zu erreichen, sind weniger Bürokratie, Wachstumsinitiativen und eine Stärkung des Unternehmertums notwendig.“