Deutsche Schwergewichte eröffnen die Berichtssaison

Bereits am Dienstag stehen in Deutschland einige Quartalsberichte an: Covestro und Lufthansa geben erste Einblicke in ihre Zahlen, bevor die DAX-Größen BASF und Volkswagen am Mittwoch folgen. Angesichts der hohen Inflation und steigenden Finanzierungskosten sind Anleger besonders gespannt, ob und wie die Unternehmen ihre Prognosen halten können.

Der bisherige Verlauf der Berichtssaison in Europa ist gemischt und zeigt laut Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Schwächen: „Die bisherigen Zahlen zur laufenden Berichtssaison können nicht vollends überzeugen. Die Dynamik der Gewinnabwärtsrevisionen legte zuletzt markant zu – insbesondere für Europa.“ Damit sind die Erwartungen gedämpft, was mögliche Kursausschläge umso interessanter macht.

Tech-Giganten als Kursweiser: Alle Augen auf den S&P 500

In den USA wird ein Drittel der S&P 500-Unternehmen Ergebnisse präsentieren, darunter Schwergewichte wie Alphabet, Meta, Microsoft, Amazon und Apple. Die Berichte dieser Tech-Riesen könnten entscheidende Impulse für die US-Märkte und darüber hinaus setzen, da die Quartalsergebnisse dieser Konzerne traditionell die Richtung des S&P 500 maßgeblich beeinflussen. „An deren Berichten könnte sich die Richtung der Märkte entscheiden“, so die Einschätzung der LBBW.

Auch in den USA zeichnet sich jedoch ein uneinheitliches Bild ab. Viele Analysten hatten im Vorfeld mit einer schwächeren Wachstumsdynamik gerechnet, doch bisher sind klare Trends kaum erkennbar. Die Performance dieser Unternehmen wird daher als wegweisend für die kommenden Monate betrachtet.

Politische Unsicherheit: Trump 2.0 und die Märkte

Nicht nur Unternehmenszahlen, auch der US-Wahlkampf sorgt für Nervosität. Ex-Präsident Donald Trump hat laut Umfragen leicht die Nase vorn, und seine mögliche Rückkehr ins Weiße Haus verunsichert die Märkte. Robert Greil von der Privatbank Merck Finck bemerkt: „Seit rund drei Wochen preisen die Finanzmärkte mit Trumps Aufholjagd in Umfragen das Szenario ‚Trump 2.0‘ zunehmend ein.“ Der deutsche Leitindex DAX zeigt sich aktuell vorsichtig und könnte im Fall einer Wahlsieg-Trumps weiteren Druck spüren.

Jürgen Molnar von Robomarkets fasst zusammen: „Je näher die Präsidentschaftswahl in den USA rückt und eine zweite Amtszeit Trumps nach Umfragen und Wettquoten wahrscheinlicher wird, umso stärker nimmt die Angst an der Frankfurter Börse vor diesem Szenario zu.“ Besonders die exportorientierte deutsche Wirtschaft könnte unter Trumps protektionistischer Handelspolitik leiden. Deutsche Wirtschaftsinstitute warnen vor einem möglichen Schaden von 180 Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren, falls es zu neuen Zöllen und Gegenmaßnahmen kommen sollte.

Inflations- und BIP-Daten als Stimmungsbarometer

Wichtige Konjunkturdaten stehen ebenfalls auf der Agenda. Die Inflation in Deutschland wird am Mittwoch erwartet, gefolgt von der Euroraum-Inflation am Donnerstag. Ulrich Kater von der Dekabank rechnet hier mit einem leichten Anstieg auf 1,9 Prozent im Oktober.

Zusätzlich wird am Mittwoch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA für das dritte Quartal veröffentlicht. Laut den Ökonomen der Helaba bleibt eine „deutliche Abkühlung“ der US-Wirtschaft weiterhin aus, was Zinssenkungserwartungen dämpfen könnte. Auch der Arbeitsmarktbericht am Freitag wird mit Spannung erwartet, da stabile Zahlen die Marktängste vor einem plötzlichen Abschwung der Wirtschaft mildern könnten.

Ein entscheidender Moment für die Märkte

Die kommende Woche verspricht für Anleger richtungsweisende Impulse. Von den Ergebnissen der Unternehmensberichterstattung und den politischen Entwicklungen in den USA hängen wichtige Kursbewegungen ab. Vor allem die Mischung aus wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit dürfte für eine volatile Stimmung sorgen, während die Märkte die Weichen für den Jahresabschluss stellen.