Adnoc-Deal rückt näher 

Der Kunststoffkonzern Covestro aus Leverkusen zeigt sich zunehmend offen für eine Übernahme durch den Ölriesen Adnoc aus Abu Dhabi. „Wir haben in unseren Gesprächen mit Adnoc gute Fortschritte erzielt. Daher haben wir beschlossen, in konkrete Transaktionsverhandlungen mit Adnoc einzutreten“, verkündete Covestro-Chef Markus Steilemann. Adnoc hat eine mögliche Offerte von 62 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, vorbehaltlich der Ergebnisse der Bücherprüfung bei Covestro und einer Einigung über eine Investitionsvereinbarung. 

Diese potenzielle Offerte bewertet Covestro mit etwa 11,7 Milliarden Euro. Seit dem Sommer letzten Jahres bemüht sich Adnoc um Covestro und erhöhte im Dezember 2022 seine informelle Offerte auf rund 60 Euro je Aktie, ohne jedoch einen Durchbruch zu erzielen. Die Gespräche sollen nun beschleunigt werden, um eine Einigung zu erreichen.

Aktienkurs steigt um sieben Prozent

Am Montag reagierten die Covestro-Aktien positiv auf die Nachrichten und stiegen um bis zu 7 Prozent auf 55 Euro, dem höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Trotz dieser Entwicklung betonte der Covestro-Vorstand, dass es noch keine Gewissheit über eine endgültige Vereinbarung gibt. Covestro verschob seinen für Donnerstag geplanten Kapitalmarkttag, um sich auf die Verhandlungen zu konzentrieren.

Was der Deal für Mitarbeiter und Unternehmensstrategie bedeutet

Covestro, ursprünglich eine Tochtergesellschaft des Bayer-Konzerns, wurde 2015 an die Börse gebracht und beschäftigt weltweit rund 17.500 Mitarbeiter, davon knapp 7000 in Deutschland, die bis Ende 2028 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt sind. Covestro plant, in den Gesprächen mit Adnoc vor allem auf die weitere Umsetzung seiner Strategie und entsprechende Regelungen zur Corporate Governance einzugehen.

Eine mögliche Übernahme würde Adnoc Zugang zu fortschrittlichen Materialien verschaffen, die in Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung für Gebäude sowie Beschichtungen, Klebstoffen und technischen Kunststoffen verwendet werden. Adnoc-Chef Sultan Al Jaber strebt an, das Unternehmen in neue Energien, kohlenstoffarme Brennstoffe wie Ammoniak und Wasserstoff sowie Flüssigerdgas und Chemikalien zu diversifizieren.

Mit diesen Fortschritten und einem potenziellen Angebot von 62 Euro je Aktie scheint die Übernahme von Covestro durch Adnoc greifbar nahe zu sein. Investoren und Mitarbeiter beobachten die Entwicklungen gespannt, da die Verhandlungen nun in die entscheidende Phase gehen.