Zwischen Übernahmefantasie und Realität

Die Aktie der Commerzbank rutscht in einem insgesamt schwachen Marktumfeld unter die psychologisch wichtige Marke von 23 Euro. Noch vor wenigen Monaten notierte das Papier fast 47 Prozent höher – ein Anstieg, der vor allem durch Spekulationen über eine mögliche Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit befeuert wurde. Doch inzwischen wächst die Unsicherheit: Kommt es überhaupt zu einem Zusammenschluss? Oder war alles nur heiße Luft?

Ein klares Signal aus Italien bleibt aus. Unicredit-CEO Andrea Orcel erklärte auf der Hauptversammlung am Donnerstag, dass ein möglicher Rückzug aus dem Investment in die Commerzbank durchaus finanziell vorteilhaft für die Italiener wäre. „Wir hätten noch mehr Geld verdienen können, aber wir haben unsere Position abgesichert, um die Aktionäre zu schützen“, sagte Orcel auf Nachfrage eines Aktionärs. Damit stellt er klar: Selbst ohne Übernahme würde Unicredit mit einem Gewinn aus dem Investment aussteigen.

Beteiligung mit Potenzial – aber auch politischem Widerstand

Unicredit hatte sich im September mit zunächst 9,5 Prozent an der Commerzbank beteiligt, wobei der Anteil durch Optionen und Derivate theoretisch auf bis zu 28 Prozent steigen könnte. Die Europäische Zentralbank hat bereits grünes Licht für eine Aufstockung auf 29,99 Prozent gegeben. Doch ein schneller Deal scheint unrealistisch. Sowohl der Vorstand der Commerzbank als auch die Bundesregierung – mit 12 Prozent größter Einzelaktionär – zeigen Widerstand gegen eine Übernahme durch Unicredit. Orcel selbst dämpfte die Erwartungen: Eine Entscheidung über einen Zusammenschluss sei nicht vor Ende 2025 zu erwarten.

Fundamentaldaten sprechen für sich

Während die Marktstimmung schwankt, überzeugen die fundamentalen Kennzahlen der Commerzbank. Mit einer Eigenkapitalquote von rund 9 Prozent liegt sie deutlich vor der Deutschen Bank, die hier lediglich auf etwas über 4 Prozent kommt. Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2025 von 9,93 signalisiert: Die Aktie ist keineswegs überteuert. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank bringt es lediglich auf ein KGV von 8,13.

Trotz politischer Hürden und wackelnder Übernahmefantasie bleibt die Commerzbank wirtschaftlich solide aufgestellt – ein Aspekt, der am Markt aktuell zu wenig Beachtung findet.