Strategischer Schnitt: Arbeitsplatzabbau als Rettungsanker?

Die Commerzbank plant offenbar den Abbau von Arbeitsplätzen im niedrigen Tausenderbereich, um ihre Eigenständigkeit zu sichern. Wie die Financial Times berichtet, soll diese Maßnahme in den kommenden Wochen dem Betriebsrat vorgestellt werden. Der genaue Umfang der Kürzungen ist noch nicht entschieden, könnte jedoch ein zentraler Bestandteil des neuen Strategiepapiers sein, das die Bank am 13. Februar auf ihrem Kapitalmarkttag präsentieren will.

Die neue Vorstandschefin Bettina Orlopp hat ehrgeizige Pläne: Bereits im September wurden die Renditeziele angehoben, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Nun wird erwartet, dass sie diese nochmals verschärft. Die Bank bezeichnet die Steigerung der Rendite als "unternehmerische Daueraufgabe". Diese Schritte sollen das Unternehmen für Investoren attraktiver machen und vor einer potenziellen Übernahme schützen.

Übernahmedrohung durch Unicredit: Ein Spiel mit hohen Einsätzen

Die italienische Großbank Unicredit rückt als potenzieller Übernehmer in den Fokus. Aktuell hält sie 28 Prozent der Anteile an der Commerzbank und strebt eine Genehmigung an, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Eine Überschreitung der 30-Prozent-Schwelle würde rechtlich ein öffentliches Übernahmeangebot erzwingen. Doch dieser Plan stößt auf breiten Widerstand: Die Bundesregierung und der Betriebsrat der Commerzbank lehnen die Übernahmepläne strikt ab.

Besonders alarmierend sind die Prognosen, die mit einer Übernahme einhergehen könnten. Laut Uwe Tschäge, dem ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden, wären bei einem Zusammenschluss bis zu zwei Drittel der Arbeitsplätze in Deutschland – etwa 15.000 Stellen – gefährdet. Unicredit wies diese Befürchtungen als unbegründet zurück. Dennoch sorgt die Aussicht auf eine stärkere italienische Einflussnahme für Nervosität.

Aktien im Höhenflug: Markt bleibt optimistisch

Trotz der Unruhe zeigt sich die Aktie der Commerzbank robust. Am Montag legte sie nach den Berichten über die geplanten Maßnahmen zu und erreichte zuletzt ein neues 10-Jahres-Hoch. Seit Jahresbeginn verzeichnet das Papier einen Anstieg von über 11 Prozent. Anleger werten die strategischen Schritte offenbar positiv und spekulieren auf eine gestärkte Position der Bank.

Die nächsten Wochen werden entscheidend sein: Auf dem Kapitalmarkttag Mitte Februar will die Commerzbank konkrete Maßnahmen vorstellen, um Investoren zu überzeugen und die eigene Unabhängigkeit zu sichern. Mit einer Mischung aus Kostenreduktion und ambitionierten Renditezielen setzt das Management alles daran, die Zukunft der zweitgrößten deutschen Privatbank selbst in die Hand zu nehmen.