UniCredit-Übernahmepläne: Banco BPM im Fokus, Commerzbank-Aktie unter Druck

Die überraschende Ankündigung von UniCredit, den italienischen Konkurrenten Banco BPM für rund 10 Milliarden Euro übernehmen zu wollen, hat am Montag starke Reaktionen an den Finanzmärkten ausgelöst. Besonders betroffen war der Aktienkurs der Commerzbank, der zum Handelsschluss um 5 Prozent einbrach.

Commerzbank-Aktie unter 15-Euro-Marke

Die Papiere der Commerzbank fielen deutlich unter die 15-Euro-Marke und erreichten den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Monaten. Mit einem Kursverlust von bis zu 16 Prozent gegenüber dem Hoch von fast 17 Euro im September nähert sich die Aktie der wichtigen 200-Tage-Linie bei 14,19 Euro. Das Übernahmeinteresse der UniCredit, das im September nach deren Einstieg in die Commerzbank für Fantasie sorgte, hat durch die aktuellen Pläne der Italiener erheblich an Glaubwürdigkeit verloren.

Banco BPM profitiert, UniCredit unter Druck

Im Gegensatz dazu konnten die Banco-BPM-Aktien um 5,5 Prozent zulegen und markierten den höchsten Stand seit 2016. UniCredit bietet 0,175 eigene Aktien pro BPM-Anteil, was etwa 265 Millionen UniCredit-Aktien entspricht. Während der Kurs von UniCredit um knapp 5 Prozent nachgab, schätzen Analysten den geplanten Aktientausch als finanziell machbar ein. Dennoch droht eine Gewinnverwässerung für die UniCredit-Aktionäre, sollte die Bank ihr Kapital zur Finanzierung des Deals erhöhen müssen.

Priorität auf Banco BPM – Commerzbank-Übernahme unwahrscheinlich

UniCredit-Chef Andrea Orcel machte deutlich, dass die geplante Übernahme von Banco BPM Vorrang hat und er die Beteiligung an der Commerzbank vorerst lediglich als Finanzinvestition betrachtet. Zwei große Übernahmen in kurzer Zeit seien unrealistisch, wie Marktbeobachter Jürgen Molnar kommentierte. Zudem könnte UniCredit ihren aktuellen 9-Prozent-Anteil an der Commerzbank reduzieren, was weiteren Druck auf den Kurs der deutschen Bank ausüben würde.

Politische Hürden und strategische Erwägungen

Die Pläne von UniCredit zur Übernahme der Commerzbank stoßen auch in Deutschland auf politische Vorbehalte. Berichten zufolge favorisieren maßgebliche Politiker den Erhalt der Commerzbank als eigenständige deutsche Bank. UniCredit scheint daher eine Abkehr von einer möglichen Übernahme zu signalisieren, insbesondere vor dem Hintergrund einer neuen Regierungsbildung in Deutschland.

Italien behält sich Sonderrechte vor

Auch auf der italienischen Seite ist der Weg für den Banco-BPM-Deal nicht frei. Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti deutete an, dass Italien das Golden-Power-Gesetz anwenden könnte, um strategische Vermögenswerte zu schützen. Sollte der Zusammenschluss jedoch gelingen, entstünde eine der größten Banken Italiens mit einer gestärkten Marktposition und erweiterten Möglichkeiten zur europäischen Expansion.

Mit dem Fokus auf die Banco-BPM-Übernahme stellt UniCredit die Weichen für eine strategische Neuausrichtung, während die Zukunft der Commerzbank-Beteiligung vorerst unklar bleibt.