Unicredit plant Übernahme der Commerzbank: Was steckt dahinter?

Die Diskussion um eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die italienische UniCredit hat in den letzten Wochen an Fahrt verloren, obwohl hinter den Kulissen noch viele Weichen gestellt werden könnten. Ein bisher wenig beachtetes Szenario könnte den weiteren Verlauf der Übernahmegespräche bestimmen.

Commerzbank strebt höhere Gewinne an

Unter der Führung von Bettina Orlopp hat die Commerzbank ambitionierte Ziele bis 2027 formuliert. Neben einer Erhöhung der Erträge und Gewinne steht vor allem die Steigerung der Ausschüttungen an Aktionäre im Vordergrund. Dennoch bleibt offen, ob diese Maßnahmen ausreichen, um eine Übernahme langfristig zu verhindern.

In einem Interview äußerte Orlopp diese Woche Bedenken gegenüber einer möglichen Fusion mit UniCredit. Die Integration zweier Großbanken sei „extrem schwierig“ und könnte zu Kundenverlusten führen.

Was plant UniCredit wirklich?

Seit dem Bekanntwerden von UniCredits 21-prozentiger Beteiligung an der Commerzbank sind keine weiteren Schritte bekannt geworden. Ob eine Erhöhung der Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent bereits beantragt wurde, bleibt unklar. Ein zentraler Aspekt der bisherigen Diskussion war die mögliche Fusion der Commerzbank mit der HypoVereinsbank (HVB), die UniCredit bereits 2005 übernahm. Doch Fondsmanager Luis Pena von Bestinver brachte eine alternative Option ins Spiel: den Verkauf der HVB an die Commerzbank, um Kapital in andere Märkte umzuschichten.

Hindernisse bei der Bankenunion

Grenzüberschreitende Fusionen stehen oft vor rechtlichen Hürden. Trotz des EU-Binnenmarkts gibt es erhebliche regulatorische Unterschiede zwischen den Ländern. Viele Regeln, wie beispielsweise für Kapital- und Liquiditätsanforderungen, werden auf nationaler Ebene unterschiedlich gehandhabt. Diese Unterschiede erschweren Zusammenschlüsse und verhindern eine effiziente Zusammenarbeit innerhalb Europas.

Im Bankenbereich ist besonders der fehlende einheitliche Insolvenzrahmen problematisch, was dazu führt, dass grenzüberschreitende Fusionen komplexer und risikoreicher sind. Auch die unvollständige europäische Einlagensicherung stellt ein Hindernis dar.

Staatsanleihen als Risikofaktor

Ein weiterer Stolperstein für die Übernahmepläne könnte der Umgang mit Staatsanleihen sein. Besonders italienische Banken, darunter UniCredit, halten große Mengen an Staatsanleihen ihres Heimatlandes, die als besonders risikoarm gelten. Doch Zahlungsausfälle von Staaten sind keine Seltenheit, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Sollte Italien in finanzielle Schwierigkeiten geraten, könnte dies UniCredit und damit auch die Commerzbank gefährden.

Fazit: Sanfter Druck statt feindlicher Übernahme

Obwohl die UniCredit-Führung um Andrea Orcel klar auf eine Übernahme abzielt, werden aggressive Schritte vermieden. Orcel setzt auf eine sanfte Annäherung, um eine Fusion zu ermöglichen, ohne unnötigen Druck auf die Commerzbank auszuüben. Die kommenden Monate könnten entscheidend sein, ob es zu einer europäischen Bankenfusion kommt, die den Markt nachhaltig verändern könnte.