Goldman Sachs berät bei Verteidigungsstrategie

Die Commerzbank AG bereitet sich auf eine potenzielle Übernahme durch die italienische UniCredit SpA vor. Dabei lässt sich die deutsche Bank von Goldman Sachs beraten, um verschiedene Optionen zu prüfen, wie mit einem möglichen Übernahmeangebot umzugehen ist. Laut Insiderquellen hat die Commerzbank diesen Schritt eingeleitet, nachdem sie von UniCredits überraschender Offenlegung eines 9-prozentigen Anteils erfahren hat.

UniCredit plant Übernahme oder strategische Einflussnahme

Andrea Orcel, der CEO von UniCredit, äußerte sich in einem Interview, dass eine Übernahme der Commerzbank eine Option sei. Ein solcher Schritt würde den größten Kreditgeber nach Umsatz in Deutschland schaffen, wo UniCredit bereits die in München ansässige HypoVereinsbank besitzt. Selbst wenn es nicht zu einer vollständigen Übernahme kommen sollte, beabsichtigt Orcel, strategischen Einfluss auf die Ausrichtung der Commerzbank zu nehmen.

Commerzbank in Abwehrhaltung nach Umstrukturierungserfolg

Die Commerzbank hat sich erst kürzlich nach einer schmerzhaften Umstrukturierung wieder gefestigt und im letzten Jahr einen Rekordgewinn erzielt. Der derzeitige Vorstandsvorsitzende, Manfred Knof, der diese Wende geleitet hat, gab kurz vor der Bekanntgabe von UniCredits Beteiligung bekannt, dass er keine weitere Amtszeit anstrebt. In den vergangenen Monaten hatte Knof erfolglos versucht, einen Ankerinvestor aus dem Nahen Osten oder Asien zu finden, um die Bank vor einer ungewollten Übernahme zu schützen.

Politische Hürden als potenzielles Abwehrmittel

Sollte sich kein Ankerinvestor finden lassen, könnten politische Hürden die beste Verteidigung der Commerzbank sein. Eine Übernahme durch eine ausländische Bank könnte Berlin dazu bewegen, die verbleibenden 12 % der Anteile, die der Staat noch an der Commerzbank hält, nicht zu verkaufen. Die Bundesregierung hatte zwar angekündigt, sich mittelfristig komplett aus der Bank zurückzuziehen, doch konkrete Verkaufspläne gibt es noch nicht.

Die Gewerkschaft Ver.di hat bereits angekündigt, „alle Mittel“ einzusetzen, um eine Übernahme durch UniCredit zu verhindern, und die Regierung aufgefordert, ihre Anteile nicht weiter zu reduzieren. Laut Ver.di würde der Deal tausende Arbeitsplätze gefährden.

Zusammenarbeit mit französischer Bank als Alternative?

Sollte die Commerzbank ihre Unabhängigkeit nicht bewahren können, wäre laut Stefan Wittmann, einem Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Bank, eine Kooperation mit einer französischen Bank die bessere Option. Dies äußerte er in einem Interview mit der französischen Wirtschaftszeitung Les Echos.

UniCredit-CEO Orcel betonte, dass die Bank bereits „massiven Wert“ bei der HypoVereinsbank geschaffen habe, die sie 2005 übernommen hatte. Zudem wies er die Vermutung zurück, dass der Erwerb des Commerzbank-Anteils überraschend für die Stakeholder gewesen sei. „UniCredit hat stets einen Dialog mit Regulierungsbehörden, Institutionen und Partnern in Deutschland geführt“, sagte Orcel. „Ich hätte gedacht, dass alle relevanten Stakeholder gut informiert sind, und wir hätten sonst nicht gehandelt.“