Boeing im Krisenmodus: Neues Angebot für streikende Mitarbeiter, Aktienkurs steigt trotz Unsicherheiten

Boeing erhöht Angebot für streikende Belegschaft

Der seit September andauernde Streik bei Boeing könnte bald ein Ende finden. Der Konzern hat sein Angebot für die streikenden Mitarbeiter nochmals verbessert und bietet nun eine Lohnerhöhung von 38 Prozent über vier Jahre sowie eine Einmalzahlung in Höhe von 12.000 Dollar an. Die Gewerkschaft IAM plant, ihre 33.000 Mitglieder am Montag über das Angebot abstimmen zu lassen, nachdem zwei frühere Vorschläge abgelehnt worden waren. Die Arbeitsniederlegung hat die Produktion der Boeing 737 und des Langstreckenmodells 777 stark beeinträchtigt – ein zusätzlicher Druck für den ohnehin angeschlagenen Flugzeugbauer.

Boeing-Aktie trotzt Krisenmodus

Trotz anhaltender Schwierigkeiten und des Streiks konnte die Boeing-Aktie am Mittwoch einen Kursgewinn von 3,4 Prozent verbuchen und stieg auf 154,35 USD. Analysten bleiben jedoch vorsichtig: Das mittlere Kursziel liegt aktuell bei 219,57 USD und somit deutlich über dem momentanen Niveau. Neben dem Arbeitskampf belasten wiederholte Qualitätsprobleme das Vertrauen in Boeing. So kam es zuletzt zu einem Sicherheitsvorfall, als bei einer fast neuen Boeing 737-9 Max ein Rumpffragment im Steigflug abbrach – die Maschine hatte vier Befestigungselemente zu wenig. Der Vorfall verstärkt den Druck auf das Qualitätsmanagement des Konzerns, das immer stärker in den Fokus gerät.

Kapitalbeschaffung für Schuldenabbau und Investitionen

Um die Schuldenlast zu senken und Investitionen abzusichern, brachte Boeing kürzlich 112,5 Millionen neue Aktien zu einem Preis von 143 Dollar pro Aktie auf den Markt und generierte damit netto 15,8 Milliarden Dollar. Zusätzlich wurden Wandelanleihen platziert, die Boeing weitere 4,9 Milliarden Dollar einbrachten. Der Kapitalbedarf ist enorm, da das Unternehmen neben Schulden auch erhebliche Rückstellungen für die kriselnden Unternehmenstöchter und neue Investitionen benötigt.

Qualitätsprobleme und Produktionsausfälle belasten Ruf

Die Boeing-Krise hält seit 2019 an, als nach zwei Abstürzen des 737-Max-Modells Flugverbote weltweit verhängt wurden. Auch nach technischen Nachbesserungen sind neue Mängel an Boeing-Modellen aufgetreten. Der jüngste Zwischenfall mit einem herausgebrochenen Rumpffragment bei einer 737-9 Max verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen Boeing zu kämpfen hat. Die Unfallermittlungen ergaben, dass vier entscheidende Befestigungselemente fehlten, was die Fragilität der Qualitätskontrolle erneut unterstreicht.

Massiver Stellenabbau geplant

Als Reaktion auf die Krise kündigte Boeing zudem einen Abbau von zehn Prozent der Arbeitsplätze an, was etwa 17.000 Stellen betreffen dürfte. Der neue Boeing-CEO Kelly Ortberg sprach von der Notwendigkeit, die Belegschaft „an die finanzielle Realität“ anzupassen. Der aktuelle Arbeitskampf zeigt deutlich, dass die Boeing-Mitarbeiter, die seit Jahren teils ohne Gehaltssteigerungen arbeiten, nun deutliche Lohnerhöhungen fordern.