BayWa vor der Wende: Wie der Konzern seine Schuldenkrise bewältigen will

Die BayWa AG, einst als Erfolgsmodell einer kreditfinanzierten Expansion gefeiert, steht nun vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Mit knapp 5,3 Milliarden Euro Schulden hat das Unternehmen einen klaren Sanierungsplan bis 2027 beschlossen, der sowohl radikale Umstrukturierungen als auch den Verkauf von Beteiligungen umfasst.

Neue Finanzierungsstruktur bis 2025

Die BayWa hat sich mit ihren Gläubigern und Hauptaktionären auf eine Sanierungsvereinbarung geeinigt, die bis spätestens April 2025 abgeschlossen werden soll. Wesentlicher Bestandteil ist eine Kapitalerhöhung um 150 Millionen Euro, die den finanziellen Spielraum des Konzerns erweitern soll. Die Aktienausgabe mit Bezugsrecht für bestehende Aktionäre wird voraussichtlich im ersten Quartal 2025 konkretisiert.

Verkäufe im In- und Ausland

Ein zentraler Schritt im Sanierungsprozess ist der Verkauf des knapp 48-prozentigen Anteils an der österreichischen Raiffeisen Ware Austria (RWA). Der Deal, der dem Konzern 176 Millionen Euro einbringen soll, ist bereits vertraglich abgesichert, steht jedoch noch unter kartellrechtlichem Vorbehalt. Auch andere Geschäftsbereiche, wie die Solar- und Windkraft-Tochter BayWa r.e., stehen zur Diskussion. Ein Kontrollwechsel zugunsten der Schweizer Minderheitsgesellschafterin Energy Infrastructure Partners (EIP) könnte bis Ende 2025 erfolgen.

Stellenabbau als Teil der Sanierung

Neben dem Verkauf von Beteiligungen greift die BayWa auch bei den Personalkosten durch: In Deutschland sollen 1.300 der 8.000 Vollzeitstellen gestrichen werden. Dieser Stellenabbau entspricht 16 % der Arbeitsplätze der Muttergesellschaft und ist ein deutlicher Einschnitt, der die Sanierung begleitet.

Die Folgen einer verfehlten Expansion

Die hohen Schulden der BayWa sind das Ergebnis eines überhasteten Wachstumskurses unter dem früheren Vorstand Klaus Josef Lutz. Insbesondere das Solar- und Windkraftgeschäft sowie Beteiligungen im Agrarsektor haben den Konzern finanziell belastet. Der rapide Zinsanstieg seit 2022 verschärfte die Situation zusätzlich, da die jährlichen Zinszahlungen sich verdreifachten.

Hoffnung auf Stabilität

Trotz der prekären Lage wurde der BayWa in einem Gutachten eine generelle Sanierungsfähigkeit attestiert. Fast 300 Finanzgläubiger unterstützen die geplanten Maßnahmen, und die Konzentration auf das Kerngeschäft in Deutschland könnte dem Unternehmen langfristig Stabilität verleihen. Bis Ende April 2025 soll eine neue Finanzierungsstruktur stehen, die die Basis für eine Schuldenreduktion bis 2027 legt.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob der strikte Schrumpfkurs den gewünschten Erfolg bringt und der Aktienkurs langfristig wieder steigen kann. Anleger dürften die Entwicklung vorerst von der Seitenlinie beobachten, da die Maßnahmen zunächst keine unmittelbare Kurserholung versprechen.