Vor allem Führungskräfte sollen bis Ende 2025 gehen 

Der neue Vorstandsvorsitzende von Bayer, Bill Anderson, äußerte in den letzten Tagen harte Kritik an den Unternehmensstrukturen. Nach nur sechs Monaten im Amt bezeichnet er die Strukturen bei Bayer als zu bürokratisch, hierarchisch und erstarrt. Der Konzern verfügt über 17.000 Führungskräfte, die auf zwölf Hierarchiestufen zwischen dem Vorstandschef und den Kunden positioniert sind. Anderson sieht dies als veraltete Struktur an, bei der Entscheidungen auf eine Weise getroffen werden, die an vergangene Zeiten erinnert. Der interne Regel- und Vorschriftenkatalog umfasst beeindruckende 1362 Seiten, was die Komplexität weiter unterstreicht.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, konkretisiert Anderson seine Pläne für einen massiven Stellenabbau bis Ende des kommenden Jahres. Diese Maßnahme betrifft nicht nur Deutschland, sondern soll weltweit durchgeführt werden. Die Einigung zwischen Vorstand und Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat auf die Grundsätze für die Zukunft des Unternehmens erfolgte überraschend schnell. Heike Prinz, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin von Bayer, betonte am gestrigen Mittwochabend die Notwendigkeit drastischer Maßnahmen, um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens schnell und nachhaltig zu verbessern.

Der Personalabbau wird vor allem Führungskräfte treffen, betriebsbedingte Kündigungen sind ab Ende 2026 möglich. Trotzdem wurde die Beschäftigungssicherung bis zu diesem Zeitpunkt verlängert. Bayer plant, den Stellenabbau mit Abfindungen und Unterstützungsmaßnahmen schneller umzusetzen. Die genaue Anzahl der betroffenen Mitarbeiter unter den derzeit rund 22.200 Beschäftigten in Deutschland ist noch unklar, ebenso wie die Kosten des Abfindungsprogramms.

Aktie unter Druck: nun doch keine Aufspaltung des Unternehmens? 

Bayer steht unter Druck, da im Pharmageschäft bedeutende Blockbuster fehlen, um die wegbrechenden Erlöse auslaufender Patente zu kompensieren. Im Agrargeschäft belasten schwache Glyphosatpreise und hohe Kosten für US-Rechtsstreitigkeiten wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Mittel das Unternehmen.

Am Donnerstagmorgen schwankte der Aktienkurs von Bayer um die Marke von 33 Euro. Am Nachmittag geriet das Papier unter Druck und innerhalb weniger Minuten sank der Kurs auf 32,03 Euro. Derzeit notiert das Wertpapier bei 32,415 Euro, was einem Minus von 2,38 Prozent im Vergleich zum heutigen Donnerstagmorgen entspricht. Grund für den Kursrückgang im Tagesverlauf ist ein Bericht von Bloomberg über Bayer. Laut Insider-Quellen tendiert das Unternehmen derzeit nicht dazu, sich aufzuspalten. Es gibt offenbar Bedenken, insbesondere auf der Führungsebene unter dem neuen CEO Bill Anderson, bezüglich des umfassenden Aufspaltungsplans, den Bayer zuvor in Betracht gezogen hatte. Das Unternehmen hat jedoch bisher keine offizielle Stellungnahme zu diesen Informationen abgegeben.

Zulassung für Augenmedikament in Japan

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: trotz der internen Herausforderungen hat Bayer kürzlich in Japan die Marktzulassung für die höher dosierte Version des Augenmedikaments Eylea erhalten. Diese Zulassung folgt auf die Genehmigung durch die Europäische Kommission letzte Woche. Eylea ist ein bedeutendes Medikament für Bayer mit einem Umsatz von 3,2 Milliarden Euro im Jahr 2022. Die höhere Dosierung ermöglicht längere Behandlungsintervalle und stärkt die Position des Medikaments auf dem Markt.