Beschleunigte Einsparungen und Stellenabbau

Der Umbau des Chemie- und Pharmariesen Bayer nimmt schneller Fahrt auf als ursprünglich erwartet. Vorstandschef Bill Anderson kündigte an, dass weitere Einschnitte folgen, nachdem das Unternehmen bereits massiv Stellen abgebaut hat. Mit dem Ziel, jährlich 2 Milliarden Euro ab 2026 einzusparen, hat Bayer bereits in der ersten Jahreshälfte 2023 rund 3.200 Stellen gestrichen. Bis zum Jahresende sollen weitere Kürzungen folgen, vor allem in der Führungsebene. „Wir müssen schneller und effizienter werden“, sagte Anderson in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Restrukturierungsprogramms, das die Verwaltungsstrukturen verschlanken und Entscheidungen beschleunigen soll.

Ein solch aggressives Sparprogramm kommt nicht ohne Opfer: Neben den Arbeitsplätzen wird das Unternehmen voraussichtlich weitere Hierarchieebenen abbauen. Dies ist dringend nötig, denn Bayer leidet unter enormen finanziellen Belastungen, insbesondere durch den milliardenschweren Rechtsstreit um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat sowie die Altlasten des PCB-Skandals.

Der Aktienkurs bleibt unter Druck

Trotz der Fortschritte beim Sparprogramm blieb die Reaktion an den Märkten verhalten. Am Montag fiel die Bayer-Aktie um 0,6 Prozent auf 26,11 Euro. Seit Jahresbeginn hat das Papier rund 24 Prozent an Wert verloren, und im Vergleich zum Vorjahr sind es sogar 40 Prozent. Seit dem ersten Übernahmeangebot für Monsanto im Jahr 2016 haben sich die Bayer-Aktien um drastische 68,5 Prozent verbilligt. Diese Entwicklung verdeutlicht den enormen Druck, unter dem das Unternehmen steht, und die Unsicherheit, die bei Anlegern weiterhin besteht.

Optimismus trotz Herausforderungen

Anderson bleibt jedoch zuversichtlich. Ein wichtiger Meilenstein sei die rasche Umstellung auf das neue Organisationsmodell: Bereits 70 Prozent der Bayer-Teams arbeiten in der neuen Struktur, und bis Ende 2023 sollen es 90 Prozent sein – ein Fortschritt, der eigentlich erst für 2025 geplant war. Diese Umstellungen sollen nicht nur die Effizienz verbessern, sondern auch den Fokus auf Kunden schärfen.

Positiv sind auch Nachrichten aus der Pharmasparte: Bayer hat einen Antrag bei der Europäischen Arzneimittelagentur eingereicht, um die Zulassung des Krebsmedikaments Nubeqa zu erweitern. Das Medikament zeigt in klinischen Studien vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von metastasiertem hormonempfindlichem Prostatakrebs. Diese Entwicklung könnte Bayer in einem wichtigen Markt neue Wachstumschancen eröffnen.

Analysten sehen Potenzial, doch Risiken bleiben

Die Zukunft von Bayer bleibt trotz aller Fortschritte ungewiss. Während die Effizienzmaßnahmen und der Ausbau der Produktpipeline hoffnungsvolle Zeichen setzen, gibt es noch ungelöste Probleme. Eine besonders große Herausforderung stellt die sogenannte „Patentklippe“ dar, die auf Bayer zukommt. Wichtige Medikamente des Konzerns könnten bald ihren Patentschutz verlieren, was erhebliche Umsatzeinbußen für die ohnehin angeschlagene Pharmasparte bedeuten könnte.

Die Börsenreaktion am Montag zeigt, dass viele Anleger skeptisch bleiben. Doch Analysten sehen Potenzial: Laut MarketScreener raten 21 Experten dazu, die Aktie aufzustocken. Ihr mittleres Kursziel liegt bei 34,52 Euro, was einem Aufwärtspotenzial von rund 32 Prozent entspricht. Ob dies der Wendepunkt für Bayer ist, bleibt offen. Klar ist jedoch, dass das Unternehmen noch zahlreiche Hürden überwinden muss, bevor es wieder nachhaltig auf Wachstumskurs kommt.