Erste Erleichterung für Bayer: Glyphosat-Strafe erheblich reduziert

Die Aktien des Agrar- und Pharmakonzerns Bayer verzeichneten am Mittwoch einen deutlichen Anstieg von zwei Prozent auf 28,93 Euro, was sie zum größten Gewinner im Dax machte. Grund dafür ist die signifikante Reduzierung der ursprünglich höchsten Glyphosat-Strafe in den USA. Ein Händler kommentierte: "Die Aktien sollten positiv reagieren, aber die Schäden für Bayer sind immer noch zu hoch, um sich zu entspannen." Trotz der Erleichterung plant Bayer, weiterhin Berufung einzulegen.

Richterliche Entscheidung bringt Hoffnung und Berufung

Im Januar wurde Bayer mit einer Rekordstrafe von 2,25 Milliarden Dollar belegt, da der Unkrautvernichter Glyphosat angeblich krebserregend sei. Richterin Susan Schulman reduzierte diese Summe nun auf insgesamt 400 Millionen Dollar, aufgeteilt in 50 Millionen Dollar Schadensersatz und 350 Millionen Dollar Strafschadenersatz. Bayer begrüßte die Reduktion, äußerte jedoch weiterhin Kritik am Verfahren: "Obwohl das Gericht die verfassungswidrig hohe Schadensersatzsumme reduziert hat, sind wir mit der Entscheidung des Gerichts in der Sache nicht einverstanden und werden Berufung einlegen. Das Verfahren war geprägt von gravierenden Fehlern, die korrigiert werden können und müssen."

Bayer betont, dass Behörden weltweit Glyphosat als nicht krebserregend einstufen, mit Ausnahme der Krebsforschungsagentur IARC der WHO, die 2015 den Wirkstoff als "wahrscheinlich krebserregend" bewertete. Die Anwälte des Klägers planen ebenfalls, Berufung einzulegen, nachdem der ursprünglich zugesprochene Strafschadenersatz die Vorgaben des Obersten Gerichtshofs der USA überstiegen hatte.

Offene Klagen und zukünftige Strategien

Bisher hat Bayer 14 von 20 Glyphosat-Verfahren gewonnen. Die Zahl der anhängigen Klagen ist jedoch auf etwa 170.000 gestiegen, wobei für 57.000 Ansprüche noch Einigungen ausstehen. Vorstandschef Bill Anderson steht vor der Herausforderung, die Klagewelle zu beenden, die mit der Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto vor sechs Jahren begann. Anderson betonte kürzlich, dass Bayer alle Optionen prüfen werde, um die Rechtsstreitigkeiten zu beenden.

Finanzchef Wolfgang Nickl erklärte, Bayer sei offen für einen Vergleich, dieser müsse jedoch wirtschaftlich sinnvoll sein und zukünftige Klagen verhindern. Bereits 2020 hatte Bayer einen Großteil der Roundup-Klagen durch eine Zahlung von bis zu 9,6 Milliarden Dollar beigelegt, jedoch keine gerichtliche Genehmigung für eine Vereinbarung zur Verhinderung künftiger Klagen erhalten.

Die jüngste Reduzierung der Strafe bringt Bayer zumindest vorübergehende Erleichterung und eine positive Reaktion am Aktienmarkt. Doch der Weg zur endgültigen Beilegung der zahlreichen Rechtsstreitigkeiten bleibt herausfordernd und ungewiss.