Amazon zieht Lebensmittel-Lieferdienst „Fresh“ in Deutschland zurück – Fokus auf neue Strategien

Der Online-Riese Amazon beendet seinen Lebensmittel-Lieferdienst „Fresh“ in Deutschland. Ab dem 14. Dezember wird der Service in Berlin, Hamburg und München eingestellt. Eine Unternehmenssprecherin erklärte, man wolle sich künftig auf das wachstumsstarke Geschäft mit haltbaren Lebensmitteln auf Amazon.de konzentrieren.

Rückzug nach sieben Jahren

Amazon hatte „Fresh“ im Jahr 2017 in Deutschland eingeführt, doch die erhoffte Marktdominanz blieb aus. Der Konzern evaluiert regelmäßig seine Angebote, und dieser Schritt ist Teil einer Strategie, das Logistiknetzwerk und Sortiment zu vereinfachen. Stattdessen setzt Amazon auf Kooperationen: Erst kürzlich wurde eine Partnerschaft mit dem Lebensmittel-Lieferdienst Knuspr bekanntgegeben. Kunden in Berlin können bereits bestellen, ab Dezember kommen das Rhein-Main-Gebiet und München hinzu. Knuspr bietet über 15.000 Produkte an, darunter frische und tiefgekühlte Lebensmittel sowie Drogerieartikel.

Parallel dazu arbeitet Amazon in Deutschland mit Tegut zusammen und setzt in den USA verstärkt auf eigene „Amazon-Fresh“-Supermärkte.

Milliardenverkauf: Bezos trennt sich von Amazon-Aktien

Amazon-Gründer Jeff Bezos hat im November erneut Aktien im Wert von 2,7 Milliarden US-Dollar verkauft. Laut einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC wurden 5,99 Millionen Aktien zu Geld gemacht. Seit Juli trennte sich Bezos von Titeln im Gesamtwert von 4,4 Milliarden US-Dollar. Der Verkauf könnte Investitionen in sein Raumfahrtunternehmen Blue Origin finanzieren, das mit Elon Musks SpaceX konkurriert.

Strategischer Plan bis 2025

Bezos plant bis Ende 2025 den Verkauf von insgesamt 25 Millionen Aktien, bleibt aber weiterhin Großaktionär. Trotz Verkäufen hält er über eine Milliarde Anteile an Amazon. Analysten sehen im Zeitpunkt des Verkaufs einen strategischen Vorteil: Die Amazon-Aktie legte dieses Jahr 37,5 Prozent zu, zuletzt stieg sie um 1,19 Prozent auf 211,40 US-Dollar.

Konkurrenzdruck und neue Chancen

Während Amazon in Cloud Computing führend bleibt, steht das Unternehmen im Online-Handel zunehmend unter Druck. Chinesische Anbieter wie Temu sorgen für einen verschärften Preiskampf. Mit „Amazon Haul“, einer neuen Plattform für preisgünstige Produkte aus China, tritt Amazon in direkte Konkurrenz. Kunden müssen längere Lieferzeiten in Kauf nehmen, profitieren jedoch von erheblichen Kostenvorteilen.

Cloud und KI als Wachstumsmotor

Amazon bleibt dennoch stabil: Das Unternehmen dominiert weiterhin den westlichen Markt. Besonders stark ist der Konzern im Bereich Cloud Computing, wo er mit 31 Prozent Marktanteil führend ist. Die enge Partnerschaft mit Meta und der Einsatz von KI-Technologien sichern Amazon zukunftsträchtige Einnahmequellen. Die Aktie bleibt ein starker Kandidat für langfristige Anleger, auch wenn kurzfristige Gewinnmitnahmen das größte Risiko darstellen.