Amazon unter Druck

Kundenfokus auf Preis-Leistungs-Verhältnis setzt Amazon zu

Die wachsende Preissensibilität der Kunden macht dem weltgrößten Online-Händler Amazon zu schaffen. Konzernchef Andy Jassy blickt vorsichtig auf die kommenden Monate, da Investoren verärgert auf die verstärkte Fokussierung auf Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) reagieren. Trotz positiver Zahlen in der Cloud-Sparte AWS konnte die Amazon-Aktie im nachbörslichen Handel in den USA nicht überzeugen und fiel um sieben Prozent.

Veränderungen im Kaufverhalten der Verbraucher

Verbraucher achten zunehmend auf das Preis-Leistungs-Verhältnis und greifen häufiger zu günstigeren Artikeln statt zu Markenprodukten. Dieser Trend, so der Vorstand, dürfte sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Amazon plant, den Gesamterlös im laufenden Quartal um acht bis elf Prozent auf 154 bis 158,5 Milliarden Dollar zu steigern. Branchenkenner hatten im Schnitt mit höheren Zahlen gerechnet.

Pessimistische Analystenstimmen

Der konservative Quartalsausblick und die anhaltende Konsumschwäche lassen pessimistische Stimmen laut werden. RBC-Analyst Brad Erickson sieht Amazon gezwungen, mehr Rabatte zu gewähren, um Kunden anzulocken. Finanzchef Brian Olsavsky betonte jedoch, dass das Preisniveau seit dem vergangenen Jahr stabil sei und Verbraucher nach Schnäppchen suchten.

Umsatzsteigerung und starke Cloud-Sparte

Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um zehn Prozent auf 148 Milliarden Dollar, obwohl Analysten höhere Erwartungen hatten. Die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS) übertraf die Prognosen und erzielte einen Umsatz von 26,3 Milliarden Dollar, was einer Steigerung von 19 Prozent entspricht. Amazon plant, verstärkt in KI-Anwendungen zu investieren, um von der steigenden Nachfrage nach Rechenleistung zu profitieren.

Gewinnsprung und Investitionen in KI

Der Quartalsgewinn verdoppelte sich fast auf knapp 13,5 Milliarden Dollar. Trotz positiver Ergebnisse bleiben die Umsatzprognosen hinter den Erwartungen zurück. CEO Andy Jassy hob die KI-Investitionen und das Wachstum im Cloud-Geschäft hervor. Amazon erwartet, in der zweiten Jahreshälfte noch mehr zu investieren, um die mittel- bis langfristigen Aussichten für KI zu verbessern. Anleger reagierten enttäuscht, und die Aktie fiel nachbörslich um fast acht Prozent.

Analysten reduzieren Kursziele

Jefferies hat das Kursziel für Amazon nach den Quartalszahlen von 235 auf 225 US-Dollar gesenkt, aber die Bewertung auf "Kaufen" belassen. Analyst Brent Thill sieht eine starke Entwicklung im Geschäftskundenbereich, während die Verbraucherumsätze weniger zufriedenstellend waren. Seine Prognosen für Umsatz und EBITDA in den Jahren 2024 und 2025 wurden leicht nach unten korrigiert.