Asiatische Plattformen überrollen den deutschen Onlinehandel – Amazon unter Druck

Die Pandemie sorgte für einen Boom im Onlinehandel, doch die goldenen Zeiten sind vorbei. Während 2020 und 2021 zweistellige Wachstumsraten verzeichnet wurden, kämpft die Branche seit 2022 mit Einbußen. Selbst für 2023 prognostizieren Experten der EHI-Handelsforschung nur ein nominales Plus von einem Prozent. Preisbereinigt bedeutet das jedoch erneut ein Minus. Die Konsumkrise scheint sich fortzusetzen, und ein Ende ist nicht in Sicht.

Onlinehandel kämpft um Kunden – Reisen und Events im Fokus

„Das Geld der Verbraucher fließt derzeit verstärkt in Freizeitaktivitäten wie Reisen und Konzerte“, erklärt EHI-Experte Lars Hofacker. Viele Händler, die während der Pandemie stark expandierten, sehen sich nun mit gestiegenen Kosten und sinkender Nachfrage konfrontiert. Doch nicht alle Onlinehändler stecken in der Krise – besonders asiatische Plattformen wie Shein und Temu verzeichnen beeindruckende Zuwächse.

Shein und Temu: Wachstumsraketen im deutschen Onlinehandel

Der chinesische Modehändler Shein steigerte 2023 seinen Umsatz in Deutschland um 30 Prozent und belegt inzwischen den 18. Platz unter den umsatzstärksten Onlineshops. Auch Temu, seit April 2023 in Deutschland aktiv, verpasste den Sprung in die Top 10 nur knapp. Diese asiatischen Anbieter setzen vor allem auf niedrige Preise und treffen damit den Nerv der preisbewussten Konsumenten, die angesichts der unsicheren Wirtschaftslage nach günstigen Alternativen suchen.

Kann Amazon die Konkurrenz abwehren?

Mit ihrem rasanten Aufstieg machen Shein und Temu auch dem Giganten Amazon zu schaffen. "Temu und Shein zwingen Amazon in Deutschland zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt, die Strategien zu überdenken", meint E-Commerce-Experte Alexander Graf. Während Amazon bislang unangefochtener Marktführer war, setzen die neuen Konkurrenten das Unternehmen unter Druck. Besonders der radikale Preisfokus von Temu und Shein macht ihnen schwer zu schaffen.