Zinstender Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Zinsswaps (Interest Rate Swaps) Nächster Begriff: Zinstermin

Was ist das Zinstenderverfahren?

Das Zinstenderverfahren ist ein Verfahren, das von Zentralbanken angewendet wird, um kurzfristige Liquidität für Geschäftsbanken bereitzustellen.  Dadurch erfolgt die Erstplatzierung von Wertpapieren. Es ist ein Instrument der Geldpolitik, das dazu dient, die Geldmenge in der Wirtschaft zu steuern und die Geldmarktzinsen zu beeinflussen.

Beim Zinstenderverfahren gibt die Zentralbank den Geschäftsbanken die Möglichkeit, Geld von ihr zu einem vorher festgelegten Zinssatz zu leihen. Die Geschäftsbanken können dann Gebote abgeben und angeben, zu welchem Zinssatz sie bereit sind, das Geld von der Zentralbank zu leihen. Die Zentralbank akzeptiert die Gebote mit den niedrigsten Zinssätzen, bis der gewünschte Betrag an Liquidität erreicht ist.

Welche Arten vom Zinstenderverfahren gibt es?

Es gibt zwei Arten von Zinstenderverfahren: den Spitzenrefinanzierungsfazilität-Tender und den Hauptrefinanzierungstender. Beim Spitzenrefinanzierungsfazilität-Tender können die Geschäftsbanken Geld zu einem höheren Zinssatz als dem Leitzins der Zentralbank leihen. Dies wird normalerweise verwendet, um kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu decken. Beim Hauptrefinanzierungstender können die Geschäftsbanken Geld zu einem niedrigeren Zinssatz als dem Leitzins der Zentralbank leihen. Dies wird in der Regel für längerfristige Finanzierungsbedürfnisse verwendet.

Was ist der Unterschied zwischen dem amerikanischen und holländischen Zinstenderverfahren?

Das amerikanische und das niederländische Zinstenderverfahren sind zwei verschiedene Ansätze, die von ihren jeweiligen Zentralbanken verwendet werden, um kurzfristige Liquidität für Geschäftsbanken bereitzustellen. Hier sind die Hauptunterschiede zwischen den beiden Verfahren:

  1. Zuteilungsverfahren: Im amerikanischen Zinstenderverfahren, das als "Uniform Price Auction" bezeichnet wird, erhalten alle teilnehmenden Geschäftsbanken den gleichen Zinssatz, der durch das Gebot mit dem höchsten akzeptierten Zinssatz bestimmt wird. Das bedeutet, dass alle Geschäftsbanken, die erfolgreich Gebote abgeben, den gleichen Zinssatz erhalten. Im niederländischen Zinstenderverfahren hingegen, das als "Multiple Price Auction" bezeichnet wird, erhalten die Geschäftsbanken unterschiedliche Zinssätze basierend auf ihren individuellen Geboten. Das bedeutet, dass jede teilnehmende Bank den Zinssatz erhält, den sie in ihrem Gebot angegeben hat.

  2. Gebotsverfahren: Im amerikanischen Zinstenderverfahren geben die Geschäftsbanken Gebote in Bezug auf den Zinssatz ab, zu dem sie bereit sind, das Geld zu leihen, und den gewünschten Betrag. Im niederländischen Zinstenderverfahren geben die Geschäftsbanken ebenfalls Gebote für den gewünschten Betrag ab, jedoch wird der Zinssatz festgelegt und von der Zentralbank bestimmt.

  3. Flexibilität: Das amerikanische Zinstenderverfahren bietet den Geschäftsbanken mehr Flexibilität bei der Festlegung ihrer individuellen Gebote, da sie den gewünschten Zinssatz angeben können. Im niederländischen Zinstenderverfahren hingegen haben die Geschäftsbanken weniger Flexibilität, da der Zinssatz bereits festgelegt ist und sie nur den gewünschten Betrag angeben können.

Diese Unterschiede zeigen, dass das amerikanische Zinstenderverfahren einheitlicher ist, da alle teilnehmenden Banken den gleichen Zinssatz erhalten, während das niederländische Zinstenderverfahren differenzierter ist, da die Zinssätze je nach individuellen Geboten variieren können. Beide Verfahren dienen jedoch dem Zweck, kurzfristige Liquidität bereitzustellen und die Geldpolitik umzusetzen.

Die Erstplatzierung von Wertpapieren erfolgt über Tenderverfahren. Dabei werden das Mengen- und das Zinstenderverfahren unterschieden. Der Zinstender ist ein Instrument der Offenmarktpolitik der Zentralbank. Beim Zinstender müssen die Gebote der Interessenten (z. B. Kreditinstitute) unter Angabe von Kaufpreis bzw. Zinssatz und -menge schriftlich abgegeben werden. Nach der Gebotsabgabe kommt es zur Zuteilung des Zentralbankgeldes. Diese kann im holländischen oder amerikanischen Verfahren erfolgen, d.h. wenn alle zum Zuge gekommenen Bieter zum marginalen Zinssatz bedient werden, wird vom holländischen Verfahren gesprochen. Erhalten aber nur die Bieter mit den höchsten Zinsangeboten den Zuschlag, spricht man vom amerikanischen Verfahren. Die Europäische Zentralbank (EZB) verwendete das amerikanische Zinstenderverfahren.