Währungsforwards Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Gesamtrendite Nächster Begriff: Rohstoffforwards
Ein wichtiges Instrument im internationalen Finanzwesen, das es ermöglicht, Wechselkursrisiken durch die Festlegung eines zukünftigen Wechselkurses abzusichern
Währungsforwards sind Finanzinstrumente, die es zwei Parteien ermöglichen, zu einem festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft eine bestimmte Menge einer Währung zu einem im Voraus vereinbarten Wechselkurs auszutauschen. Sie gehören zur Kategorie der Derivate, da ihr Wert von einem zugrunde liegenden Basiswert, in diesem Fall einem Währungspaar, abhängt. Währungsforwards werden häufig im Over-the-Counter-Markt (OTC-Markt) gehandelt und bieten Unternehmen und Investoren die Möglichkeit, sich gegen zukünftige Wechselkursrisiken abzusichern.
Funktionsweise von Währungsforwards
Ein Währungsforward ist ein Termingeschäft, bei dem die Vertragsparteien den Wechselkurs und das Transaktionsdatum im Voraus festlegen. Zu diesem Zeitpunkt verpflichtet sich der Käufer, eine bestimmte Menge einer Währung zu kaufen, und der Verkäufer, diese Menge zu verkaufen, ungeachtet dessen, wie sich der Wechselkurs bis zum Fälligkeitsdatum verändert. Diese Geschäfte werden in der Regel genutzt, um das Risiko von Wechselkursschwankungen zu reduzieren, die auftreten könnten, wenn Zahlungen oder Umsätze in einer Fremdwährung erwartet werden.
Beispiel:
Ein deutsches Unternehmen erwartet, in sechs Monaten eine Zahlung von 1 Million US-Dollar zu erhalten. Um sich gegen die Gefahr abzusichern, dass der Euro bis dahin an Wert gewinnt (was den Wert der US-Dollar-Zahlung in Euro verringern würde), schließt das Unternehmen einen Währungsforward ab. Es vereinbart, in sechs Monaten die 1 Million US-Dollar zu einem heute festgelegten Kurs in Euro umzutauschen. Auf diese Weise wird das Wechselkursrisiko eliminiert.
Wichtige Merkmale von Währungsforwards
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Individuell vereinbarte Kontrakte:
Im Gegensatz zu standardisierten Derivaten, die an Börsen gehandelt werden, sind Währungsforwards nicht standardisiert. Die beteiligten Parteien können die Konditionen des Vertrags, wie die Laufzeit und die Währungsmengen, frei verhandeln. Dies macht Währungsforwards besonders flexibel und anpassungsfähig an spezifische Bedürfnisse. -
Kein initialer Geldfluss:
Anders als bei Spotgeschäften, bei denen der Austausch der Währungen sofort erfolgt, wird bei Währungsforwards kein Geld zu Beginn der Vereinbarung ausgetauscht. Der tatsächliche Transfer findet erst zum festgelegten Fälligkeitsdatum statt. -
Verbindliche Verpflichtung:
Ein Währungsforward ist eine vertragliche Verpflichtung, den Austausch zu den vereinbarten Konditionen durchzuführen. Dies unterscheidet es von Optionen, bei denen der Käufer das Recht, aber nicht die Verpflichtung hat, den Vertrag auszuführen. -
Kein Clearing über eine Börse:
Da Währungsforwards im OTC-Markt gehandelt werden, gibt es keine zentrale Clearingstelle, die das Geschäft absichert. Dadurch besteht das Risiko, dass eine der Parteien ihren Verpflichtungen nicht nachkommt, was als Kontrahentenrisiko bezeichnet wird.
Vorteile von Währungsforwards
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Absicherung gegen Wechselkursrisiken:
Währungsforwards sind ein wichtiges Instrument für Unternehmen und Investoren, die im internationalen Geschäft tätig sind und sich gegen unvorhersehbare Schwankungen der Wechselkurse absichern möchten. Durch die Festlegung eines zukünftigen Wechselkurses können sie sicherstellen, dass Wechselkursveränderungen keine negativen Auswirkungen auf ihre geplanten Transaktionen haben. -
Flexibilität:
Da die Vertragsbedingungen individuell ausgehandelt werden können, bieten Währungsforwards eine große Flexibilität. Unternehmen können Laufzeiten und Währungsmengen genau auf ihre Bedürfnisse abstimmen. -
Keine Kosten im Voraus:
Da bei einem Währungsforward im Vorfeld kein Geld ausgetauscht wird, müssen die Parteien keine sofortigen Zahlungen leisten. Dies unterscheidet Währungsforwards von anderen Absicherungsgeschäften wie Optionen, bei denen oft eine Prämie gezahlt werden muss.
Risiken von Währungsforwards
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Kontrahentenrisiko:
Da Währungsforwards außerbörslich (OTC) gehandelt werden, besteht das Risiko, dass eine der beteiligten Parteien ihren Verpflichtungen nicht nachkommt. Dies kann problematisch werden, wenn eine Partei finanziell nicht in der Lage ist, die vereinbarte Währung zu liefern oder zu kaufen. -
Verpflichtender Charakter:
Im Gegensatz zu Währungsoptionen bieten Währungsforwards keine Flexibilität hinsichtlich der Ausführung. Sobald der Vertrag abgeschlossen ist, müssen die Parteien die Transaktion unabhängig von der tatsächlichen Marktentwicklung durchführen. Wenn sich der Wechselkurs in eine unerwartete Richtung entwickelt, könnte dies zu finanziellen Verlusten führen. -
Keine Gewinnmöglichkeit bei günstiger Wechselkursentwicklung:
Wenn der Wechselkurs sich zu Gunsten einer der Parteien entwickelt, kann diese Partei den Vorteil nicht nutzen, da der Vertrag sie verpflichtet, zum vereinbarten Kurs zu handeln. Dadurch entgeht ihr möglicherweise eine vorteilhafte Marktbewegung.
Einsatzgebiete von Währungsforwards
1. Export- und Importgeschäfte:
Unternehmen, die im internationalen Handel tätig sind, nutzen Währungsforwards, um sich gegen Wechselkursrisiken abzusichern. Ein Importeur, der in Zukunft in einer Fremdwährung zahlen muss, kann einen Forward-Kontrakt abschließen, um sicherzustellen, dass er die Währung zu einem festen Kurs kaufen kann, unabhängig von der Wechselkursentwicklung.
2. Finanzinstitutionen und Investoren:
Banken, Hedgefonds und andere institutionelle Investoren verwenden Währungsforwards, um Währungsrisiken zu managen oder auf Wechselkursbewegungen zu spekulieren. Sie können Forwards auch nutzen, um das Wechselkursrisiko ihrer internationalen Portfolios abzusichern.
3. Multinationale Unternehmen:
Große Unternehmen mit Niederlassungen oder Einnahmen in verschiedenen Währungsräumen setzen Währungsforwards ein, um ihre zukünftigen Währungseinnahmen oder -ausgaben zu schützen und die Wechselkursschwankungen in ihren Finanzplänen zu minimieren.
Fazit
Währungsforwards sind ein wichtiges Instrument im internationalen Finanzwesen, das es ermöglicht, Wechselkursrisiken durch die Festlegung eines zukünftigen Wechselkurses abzusichern. Sie bieten Unternehmen und Finanzinstitutionen eine flexible und kostengünstige Möglichkeit, ihre Transaktionen gegen die Unwägbarkeiten des Devisenmarktes zu schützen. Allerdings sollten die damit verbundenen Risiken, insbesondere das Kontrahentenrisiko und die Bindung an den vertraglich vereinbarten Wechselkurs, sorgfältig berücksichtigt werden.