Value-at-Risk (VaR) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Euro Short-Term Rate (€STR) Nächster Begriff: Aktienrückkaufrendite (Buyback Yield)2
Ein wichtiges Instrument im Risikomanagement, das eine einheitliche Messgröße für das Marktrisiko eines Portfolios bietet
Value-at-Risk (VaR) ist ein Maß, das das potenzielle Risiko eines Anlageportfolios über einen bestimmten Zeitraum bei einer bestimmten Wahrscheinlichkeit angibt. Es beschreibt den maximalen Verlust, den ein Portfolio in einer bestimmten Zeitperiode mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit nicht überschreiten wird. Der VaR ist ein zentraler Risikomanagementansatz, der von Banken, Investmentfonds, Versicherungen und anderen Finanzinstitutionen verwendet wird, um das Marktrisiko zu bewerten und zu steuern.
Definition und Berechnung des VaR
Der Value-at-Risk wird durch drei wesentliche Komponenten definiert:
- Zeitperiode: Der Zeitraum, für den der VaR berechnet wird (z. B. ein Tag, eine Woche oder ein Monat).
- Konfidenzniveau: Die Wahrscheinlichkeit, mit der der maximale Verlust nicht überschritten wird (z. B. 95 % oder 99 %).
- Maximaler Verlust: Der Betrag, der den Verlust darstellt, den das Portfolio nicht überschreiten wird.
Ein VaR von 100.000 € bei einem Konfidenzniveau von 95 % und einem Zeitraum von einem Tag bedeutet beispielsweise, dass das Portfolio unter normalen Marktbedingungen eine 95-prozentige Wahrscheinlichkeit hat, nicht mehr als 100.000 € Verlust an einem Tag zu erleiden.
Die Berechnung des VaR erfolgt in der Regel mit einem statistischen Ansatz und kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden:
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Historische Simulation: Hier wird die vergangene Wertentwicklung des Portfolios verwendet, um den VaR zu berechnen. Die Methode geht davon aus, dass sich die zukünftigen Risiken auf ähnliche Weise wie in der Vergangenheit entwickeln.
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Varianz-Kovarianz-Methode: Diese Methode basiert auf der Annahme, dass die Renditen des Portfolios normalverteilt sind. Sie verwendet die Volatilität (Standardabweichung) der Portfolio-Renditen und deren Kovarianz, um den VaR zu berechnen.
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Monte-Carlo-Simulation: Diese Methode simuliert tausende mögliche Preisbewegungen des Portfolios basierend auf Wahrscheinlichkeitsverteilungen und verwendet die Simulationsergebnisse, um den VaR zu bestimmen.
Anwendungsbereiche des VaR
Der Value-at-Risk ist in mehreren Bereichen des Finanzwesens von großer Bedeutung:
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Risikomanagement: VaR wird häufig verwendet, um das Gesamtrisiko eines Portfolios zu messen. Er bietet eine klare und einheitliche Risikokennzahl, die von Risiko- und Portfoliomanagern verwendet wird, um das Risikoprofil eines Unternehmens oder eines Fonds zu überwachen. Institutionen verwenden den VaR, um Obergrenzen für das Marktrisiko festzulegen, die eingehalten werden müssen.
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Kapitalanforderungen: Regulierungsbehörden verwenden den VaR, um Banken und anderen Finanzinstitutionen Vorschriften für die Kapitalausstattung aufzuerlegen. Banken müssen gemäß der Basel III-Richtlinien ein Mindestmaß an Eigenkapital vorhalten, das proportional zum ermittelten Risiko auf Basis des VaR ist.
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Performanceanalyse: Der VaR wird verwendet, um die Leistung eines Portfolios im Kontext des eingegangenen Risikos zu bewerten. Manager können den VaR verwenden, um festzustellen, ob die erzielten Renditen im Verhältnis zum eingegangenen Risiko stehen.
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Absicherung und Hedging: Investoren verwenden den VaR, um zu bestimmen, wie viel Kapital sie riskieren, und um zu entscheiden, ob Absicherungsstrategien erforderlich sind, um Verluste zu begrenzen.
Vorteile des VaR
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Einheitliche Risikokennzahl: Der VaR bietet eine klare, einheitliche Zahl, die das Risiko über verschiedene Anlageklassen hinweg quantifizieren kann. Dies ermöglicht es Finanzinstituten, komplexe Portfolios mit vielen unterschiedlichen Vermögenswerten zu steuern.
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Anpassbar an verschiedene Konfidenzniveaus und Zeiträume: VaR kann für unterschiedliche Konfidenzniveaus (z. B. 95 % oder 99 %) und für verschiedene Zeitperioden berechnet werden, was eine flexible Risikoanalyse ermöglicht.
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Breite Anwendung: Da der VaR von den Regulierungsbehörden anerkannt und weit verbreitet ist, ist er ein Standardmaß für das Risikomanagement in der Finanzbranche.
Grenzen und Kritik des VaR
Trotz seiner weiten Verbreitung hat der VaR auch einige Schwächen:
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Verteilungsannahmen: Der VaR basiert oft auf der Annahme, dass die Preisbewegungen der zugrunde liegenden Vermögenswerte normalverteilt sind. In der Realität folgen jedoch viele Finanzmärkte nicht dieser Verteilung, insbesondere während Krisenzeiten, wenn extreme Marktbewegungen häufiger auftreten als erwartet.
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Keine Aussage über Verluste jenseits des VaR: Der VaR gibt nur den maximalen Verlust bei einem bestimmten Konfidenzniveau an, jedoch nicht, wie hoch die Verluste sein könnten, wenn das Risiko tatsächlich überschritten wird. Das bedeutet, dass sehr extreme Verluste im Rahmen des VaR-Modells nicht berücksichtigt werden.
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Verwendung in Krisenzeiten: In Zeiten finanzieller Instabilität, wie während der Finanzkrise 2008, erwies sich der VaR als nicht zuverlässig, da er auf Annahmen und Daten basiert, die in extremen Marktsituationen nicht unbedingt gelten.
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Kredit- und Liquiditätsrisiko nicht berücksichtigt: Der VaR misst in erster Linie das Marktrisiko, d. h. das Risiko von Preisbewegungen. Er berücksichtigt jedoch nicht das Kreditrisiko (das Risiko, dass ein Schuldner ausfällt) oder das Liquiditätsrisiko (das Risiko, dass ein Markt illiquide wird).
Erweiterungen des VaR
Um die Schwächen des VaR zu beheben, wurden verschiedene Erweiterungen entwickelt:
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Conditional Value-at-Risk (CVaR): Der CVaR, auch Expected Shortfall genannt, misst den durchschnittlichen Verlust, den ein Portfolio erleiden könnte, wenn der Verlust den VaR überschreitet. Er gibt eine präzisere Vorstellung von extremen Verlusten und wird häufig als Ergänzung zum VaR verwendet.
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Stresstests und Szenarioanalysen: Um die Risiken von extremen Marktbewegungen besser zu verstehen, werden häufig Stresstests oder Szenarioanalysen durchgeführt. Diese Instrumente helfen dabei, die Auswirkungen von extremen Marktbedingungen zu quantifizieren, die im VaR möglicherweise nicht vollständig erfasst werden.
Fazit
Der Value-at-Risk (VaR) ist ein wichtiges Instrument im Risikomanagement und bietet eine einheitliche Messgröße für das Marktrisiko eines Portfolios. Trotz seiner Schwächen ist der VaR weit verbreitet und wird von Finanzinstitutionen und Regulierungsbehörden zur Bewertung von Risiken und zur Festlegung von Kapitalanforderungen verwendet. Es ist jedoch wichtig, den VaR in Verbindung mit anderen Risikomaßnahmen zu verwenden, insbesondere in Zeiten von Marktturbulenzen, um ein vollständigeres Bild der Risiken zu erhalten, denen ein Portfolio ausgesetzt ist.