Securities Act von 1933 Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Securities Exchange Act von 1934 Nächster Begriff: Office of the Comptroller of the Currency (OCC)

Ein Meilenstein in der Finanzregulierung, der maßgeblich dazu beigetragen hat, Transparenz und Vertrauen in die Kapitalmärkte wiederherzustellen

Der Securities Act von 1933 ist eines der wichtigsten Gesetze zur Regulierung der Finanzmärkte in den USA. Er wurde als direkte Reaktion auf den Börsencrash von 1929 und die darauffolgende Weltwirtschaftskrise verabschiedet. Ziel des Gesetzes ist es, Investoren durch umfassende Offenlegungspflichten zu schützen und Betrug im Zusammenhang mit Wertpapieremissionen zu verhindern. Der Securities Act von 1933 gilt als das erste bedeutende Bundesgesetz zur Regulierung des Wertpapierhandels in den USA und bildet die Grundlage für das moderne Kapitalmarktrecht.

Hintergrund und Entstehung

Vor 1933 gab es in den USA kaum einheitliche Bundesvorschriften für den Wertpapiermarkt. Unternehmen konnten Wertpapiere ohne umfassende Offenlegung von Finanzinformationen ausgeben, was zu einer spekulativen Blase und schließlich zum Börsencrash von 1929 führte. Millionen von Anlegern verloren ihr Geld, da sie keine verlässlichen Informationen über die finanzielle Lage der Unternehmen hatten.

Um das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen und den Kapitalmarkt transparenter zu gestalten, verabschiedete der US-Kongress den Securities Act von 1933, der am 27. Mai 1933 in Kraft trat. Das Gesetz wurde von Präsident Franklin D. Roosevelt als Teil seines „New Deal“-Programms unterzeichnet.

Zielsetzung des Securities Act von 1933

Der Securities Act basiert auf zwei zentralen Prinzipien:

  1. Transparenz und Offenlegungspflicht – Unternehmen müssen potenziellen Investoren alle wesentlichen Informationen über Wertpapiere zur Verfügung stellen, bevor diese verkauft werden.
  2. Verbot von Betrug und Täuschung – Falsche oder irreführende Angaben bei der Emission von Wertpapieren sind strafbar.

Diese Prinzipien sollen sicherstellen, dass Anleger fundierte Entscheidungen treffen können und vor betrügerischen Emissionen geschützt sind.

Hauptinhalte des Securities Act von 1933

Das Gesetz regelt insbesondere den Primärmarkt, also den erstmaligen Verkauf von Wertpapieren durch Unternehmen an Investoren. Es umfasst mehrere zentrale Vorschriften:

1. Registrierungspflicht für Wertpapiere

  • Unternehmen müssen neue Wertpapiere bei der Securities and Exchange Commission (SEC) registrieren, bevor sie öffentlich angeboten werden.
  • Die Registrierung erfolgt durch das Form S-1, das detaillierte Informationen über das Unternehmen, seine Finanzen und das geplante Wertpapierangebot enthält.

2. Pflicht zur Veröffentlichung eines Prospekts

  • Unternehmen müssen einen Prospekt (Prospectus) erstellen, der detaillierte Informationen über das Wertpapier und die finanzielle Lage des Unternehmens enthält.
  • Dieser Prospekt muss Investoren zur Verfügung gestellt werden, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen.

3. Haftung für falsche oder irreführende Angaben

  • Falls ein Unternehmen oder seine Führungskräfte falsche oder irreführende Informationen im Wertpapierprospekt machen, können sie haftbar gemacht werden.
  • Abschnitt 11 des Securities Act erlaubt Investoren, Klagen einzureichen, wenn sie durch fehlerhafte Angaben Verluste erlitten haben.

4. Ausnahmen von der Registrierungspflicht

Nicht alle Wertpapierangebote müssen registriert werden. Der Securities Act sieht bestimmte Ausnahmen vor, darunter:

  • Regulation D – Erlaubt private Platzierungen von Wertpapieren, ohne eine vollständige Registrierung.
  • Regulation A – Erleichtert die Kapitalaufnahme für kleinere Unternehmen mit geringeren Offenlegungspflichten.
  • Rule 144 – Ermöglicht den Weiterverkauf von nicht registrierten Wertpapieren unter bestimmten Bedingungen.

Diese Ausnahmen sollen den Zugang zu Kapital für Unternehmen erleichtern, ohne die Anleger zu gefährden.

Auswirkungen auf den Kapitalmarkt

Der Securities Act von 1933 hat den Wertpapiermarkt in den USA grundlegend verändert:

  • Erhöhte Transparenz – Investoren erhalten detaillierte Informationen über Emittenten und Wertpapiere.
  • Stärkung des Vertrauens in die Kapitalmärkte – Die Regulierung hat dazu beigetragen, das Vertrauen der Anleger nach der Weltwirtschaftskrise wiederherzustellen.
  • Verhinderung von Betrug – Strenge Vorschriften haben betrügerische Wertpapieremissionen erschwert.
  • Grundlage für die SEC – Die Überwachung der Registrierungspflichten wurde später auf die Securities and Exchange Commission (SEC) übertragen, die 1934 durch den Securities Exchange Act gegründet wurde.

Weiterentwicklungen und Reformen

Seit 1933 wurde das Gesetz mehrfach überarbeitet, insbesondere durch folgende Reformen:

Reform Jahr Änderungen
Securities Exchange Act 1934 Einführung der SEC zur Überwachung des Wertpapierhandels.
Sarbanes-Oxley Act (SOX) 2002 Verschärfung der Berichtspflichten nach Bilanzskandalen wie Enron.
Dodd-Frank Act 2010 Erweiterung der Regulierung nach der Finanzkrise 2008.
JOBS Act 2012 Erleichterung von Kapitalaufnahmen für Start-ups und kleine Unternehmen.

Unterschiede zwischen dem Securities Act von 1933 und dem Securities Exchange Act von 1934

Der Securities Act von 1933 wird oft mit dem Securities Exchange Act von 1934 verwechselt, aber es gibt klare Unterschiede:

Merkmal Securities Act von 1933 Securities Exchange Act von 1934
Geltungsbereich Primärmarkt (Erstausgabe von Wertpapieren) Sekundärmarkt (Handel mit bestehenden Wertpapieren)
Zielsetzung Transparenz bei neuen Wertpapieremissionen Überwachung und Regulierung der Börsen
Hauptbehörde Ursprünglich keine, später die SEC SEC als zentrale Aufsichtsbehörde
Wichtige Vorschriften Registrierungspflicht, Prospektpflicht, Betrugsverbot Insiderhandel, Marktmanipulation, Corporate Governance

Während der Securities Act von 1933 neue Emissionen reguliert, sorgt der Securities Exchange Act von 1934 für eine dauerhafte Aufsicht des Handels und der Marktteilnehmer.

Herausforderungen und Kritik

Trotz seiner Erfolge gibt es auch Kritik am Securities Act von 1933:

  1. Hohe Kosten der Registrierung – Die SEC-Registrierung ist teuer und aufwendig, was kleine Unternehmen benachteiligen kann.
  2. Komplexe Vorschriften – Die Vielzahl an Regeln erschwert den Zugang zum Kapitalmarkt.
  3. Regulierungsumgehung durch „Dark Pools“ – Manche Finanzinstitutionen umgehen die Transparenzpflichten durch alternative Handelsplattformen.
  4. Begrenzte internationale Anwendung – Das Gesetz gilt nur für die USA, während globale Finanzmärkte zunehmend vernetzt sind.

Fazit

Der Securities Act von 1933 war ein Meilenstein in der Finanzregulierung und hat maßgeblich dazu beigetragen, Transparenz und Vertrauen in die Kapitalmärkte wiederherzustellen. Durch strenge Offenlegungspflichten und Haftungsregelungen schützt er Investoren vor Betrug und Täuschung.

Trotz Herausforderungen wie hohen Kosten und zunehmender Marktkomplexität bleibt das Gesetz eine zentrale Säule der US-Finanzmarktregulierung. In Kombination mit späteren Reformen, insbesondere dem Securities Exchange Act von 1934, bildet es das Fundament für die heutige Börsenaufsicht und die Arbeit der Securities and Exchange Commission (SEC).