Schwarzer Freitag (1929) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Schuldschein Nächster Begriff: Schwarzer Montag (1987)
Der Auftakt zur schlimmsten Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts
Der Schwarze Freitag am 25. Oktober 1929 (in den USA als „Black Thursday“ bekannt) markiert den Beginn des größten Börsencrashs der Geschichte, der in die Große Depression mündete. Er ist ein Synonym für den dramatischen Zusammenbruch der New Yorker Börse, der das weltweite Finanzsystem erschütterte und schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Folgen hatte.
Ursachen des Schwarzen Freitags
Der Börsencrash von 1929 hatte mehrere tiefgreifende Ursachen, die sich über Jahre aufgebaut hatten.
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Spekulationsblase an der Börse
- In den 1920er Jahren, bekannt als „Roaring Twenties“, boomte die US-Wirtschaft.
- Viele Investoren kauften Aktien auf Kredit (sogenannte Margin-Käufe), in der Erwartung, dass die Kurse immer weiter steigen würden.
- Die Aktienkurse hatten sich zwischen 1924 und 1929 mehr als verdoppelt, was zu einer Überbewertung führte.
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Überproduktion in der Industrie
- Die Wirtschaft war auf starkes Wachstum ausgelegt, doch die Kaufkraft der Bevölkerung hielt nicht Schritt.
- Unternehmen produzierten mehr Waren, als tatsächlich verkauft wurden, was zu einem Angebotsüberschuss führte.
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Hohe Verschuldung und mangelnde Regulierung
- Banken vergaben leichtfertig Kredite an Spekulanten.
- Die fehlende staatliche Kontrolle der Finanzmärkte führte zu exzessiver Risikobereitschaft.
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Psychologische Panik und Vertrauensverlust
- Erste Kursverluste in den Wochen vor dem Crash lösten Unsicherheit aus.
- Als Investoren bemerkten, dass die Kurse nicht mehr weiter stiegen, verkauften sie ihre Aktien massenhaft.
Verlauf des Börsencrashs
Der Börsenkollaps vollzog sich über mehrere Tage:
Datum | Ereignis |
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24. Oktober 1929 (Black Thursday) | Erste Panikverkäufe, 13 Millionen Aktien wurden abgestoßen. |
25. Oktober 1929 (Schwarzer Freitag in Europa) | Europäische Märkte reagieren auf den US-Crash mit massiven Kursverlusten. |
28. Oktober 1929 (Black Monday) | Dow Jones fällt um 12,8 %, stärkster Verlust bis dahin. |
29. Oktober 1929 (Black Tuesday) | 16 Millionen Aktien werden verkauft, Dow Jones verliert weitere 11,7 %. |
Nach dem Schwarzen Dienstag gab es kurze Erholungen, doch langfristig setzte sich der Abwärtstrend fort. Bis zum Sommer 1932 verlor der Dow Jones insgesamt 89 % seines Wertes.
Folgen des Schwarzen Freitags
Der Börsencrash hatte tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Konsequenzen:
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Zusammenbruch des Bankensystems
- Viele Banken hatten in Aktien investiert oder Kredite an Spekulanten vergeben.
- Als Aktienwerte sanken, gerieten Banken in Zahlungsschwierigkeiten, und tausende Finanzinstitute gingen pleite.
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Massenarbeitslosigkeit
- Unternehmen kürzten Investitionen und entließen Millionen von Arbeitnehmern.
- In den USA stieg die Arbeitslosenquote bis 1933 auf über 25 %.
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Deflation und Konsumrückgang
- Preise fielen drastisch, was die Schuldenlast für Unternehmen und Privatpersonen erhöhte.
- Sinkende Einkommen führten zu einem massiven Rückgang des Konsums.
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Internationale Auswirkungen
- Der Crash breitete sich weltweit aus, insbesondere in Europa.
- Viele Länder führten Protektionismus und Handelsschranken ein, was die wirtschaftliche Krise weiter verschärfte.
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Politische Folgen
- Die Weltwirtschaftskrise schuf den Nährboden für politische Instabilität.
- In Deutschland verschärfte sich die soziale Lage, was den Aufstieg der Nationalsozialisten begünstigte.
Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft
Als Reaktion auf den Börsencrash und die folgende Weltwirtschaftskrise wurden tiefgreifende Reformen eingeführt:
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New Deal (1933, USA):
- Präsident Franklin D. Roosevelt führte staatliche Arbeitsprogramme und Bankenreformen ein.
- Die Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) wurde gegründet, um Spekulation einzudämmen.
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Einführung der Einlagensicherung:
- Bankenpleiten wurden durch staatliche Einlagensicherungsfonds abgesichert.
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Keynesianische Wirtschaftspolitik:
- Staatliche Konjunkturprogramme sollten die Nachfrage ankurbeln.
Vergleich mit späteren Börsencrashs
Börsencrash | Dow-Jones-Verlust | Dauer der Erholung | Hauptursache |
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1929 (Schwarzer Freitag) | -89 % | 25 Jahre (1954) | Spekulation, Überproduktion, Bankenkrise |
1987 (Schwarzer Montag) | -22,6 % (ein Tag) | 2 Jahre | Computerhandel, Portfolio-Versicherung |
2008 (Finanzkrise) | -54 % | 5 Jahre (2013) | Immobilienblase, Bankenkrise |
Fazit
Der Schwarze Freitag 1929 war der Auftakt zur schlimmsten Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts. Die Ursachen lagen in exzessiver Spekulation, schwacher Bankenregulierung und einer unausgewogenen Wirtschaftsentwicklung. Der Crash führte zu Massenarbeitslosigkeit, politischen Umwälzungen und fundamentalen Reformen der Finanzmärkte. Die Lehren aus dieser Krise beeinflussen bis heute die Wirtschaftspolitik und die Regulierung der globalen Finanzmärkte.