Schwarzer Donnerstag (1929) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Schwarzer Dienstag (1929) Nächster Begriff: Weltwirtschaftskrise von 1929
Exzessive Spekulation, unregulierte Finanzmärkte und wirtschaftliche Ungleichgewichte führten zum Börsenkollaps, und zur schlimmsten Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts
Der Schwarze Donnerstag, der am 24. Oktober 1929 stattfand, markiert den Beginn des größten Börsencrashs in der Geschichte der Finanzmärkte. Er war der Auftakt zu einer Reihe dramatischer Kursverluste, die schließlich in die Weltwirtschaftskrise (Great Depression) mündeten. An diesem Tag kam es an der New Yorker Börse (Wall Street) zu einem massiven Abverkauf von Aktien, der Panik unter Anlegern auslöste.
Ursachen des Schwarzen Donnerstags
Der Börsenkollaps von 1929 hatte sich über Jahre hinweg entwickelt. Folgende Hauptursachen trugen zum Crash bei:
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Spekulationsblase und Überbewertung der Aktienmärkte
- In den 1920er Jahren boomte die US-Wirtschaft („Roaring Twenties“).
- Viele Anleger kauften Aktien auf Kredit (Margin-Käufe), da sie glaubten, dass die Kurse unbegrenzt steigen würden.
- Zwischen 1924 und 1929 hatte sich der Dow Jones Industrial Average mehr als verdoppelt.
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Überproduktion in der Industrie
- Unternehmen produzierten mehr Waren, als tatsächlich nachgefragt wurden.
- Die Kaufkraft der breiten Bevölkerung hielt nicht mit dem Produktionswachstum Schritt.
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Steigende Zinsen und restriktive Geldpolitik
- Die US-Notenbank (Federal Reserve) erhöhte die Zinssätze, um Spekulation einzudämmen.
- Höhere Kreditkosten führten zu einem Rückgang der Aktienkäufe auf Kredit.
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Mangelnde Regulierung des Finanzsektors
- Banken vergaben großzügig Kredite an Spekulanten ohne ausreichende Sicherheiten.
- Die Finanzmärkte waren weitgehend unreguliert, sodass exzessive Spekulationen möglich waren.
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Psychologische Panik und Vertrauensverlust
- Erste Kursverluste führten zu Unsicherheit.
- Als große Investoren begannen, Aktien zu verkaufen, folgten kleinere Anleger in Panik.
Verlauf des Schwarzen Donnerstags
Der Börsencrash entfaltete sich über mehrere Tage hinweg:
Datum | Ereignis |
---|---|
24. Oktober 1929 (Black Thursday) | Erste Panikverkäufe, 13 Millionen Aktien werden abgestoßen. |
25. Oktober 1929 (Schwarzer Freitag in Europa) | Europäische Märkte reagieren mit massiven Verlusten. |
28. Oktober 1929 (Black Monday) | Dow Jones fällt um 12,8 %, stärkster Verlust bis dahin. |
29. Oktober 1929 (Black Tuesday) | 16 Millionen Aktien werden verkauft, Dow Jones verliert weitere 11,7 %. |
Auswirkungen des Börsencrashs
Der Schwarze Donnerstag war der Auftakt zur Weltwirtschaftskrise, die bis in die 1930er Jahre andauerte:
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Bankenpleiten und Zusammenbruch des Finanzsystems
- Viele Banken hatten in Aktien investiert oder Kredite an Spekulanten vergeben.
- Als Aktienwerte verfielen, verloren die Banken ihre Sicherheiten und gingen massenhaft pleite.
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Massenarbeitslosigkeit
- Unternehmen kürzten Investitionen und entließen Millionen von Arbeitnehmern.
- In den USA stieg die Arbeitslosenquote bis 1933 auf über 25 %.
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Deflation und Konsumrückgang
- Die sinkenden Aktienkurse führten zu einem massiven Konsumeinbruch.
- Die Preise fielen, was die Schuldenlast für Unternehmen und Haushalte erhöhte.
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Internationale wirtschaftliche Folgen
- Der Crash breitete sich schnell weltweit aus, insbesondere in Europa.
- Viele Länder führten Schutzzölle und Handelsschranken ein, was die Wirtschaftskrise weiter verschärfte.
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Politische Konsequenzen
- Die Krise führte zu einem Vertrauensverlust in die Wirtschaftspolitik.
- In Deutschland verschärfte sie die soziale Lage und begünstigte den Aufstieg der Nationalsozialisten.
Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft
Nach dem Crash wurden tiefgreifende Reformen eingeführt:
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Einführung der Einlagensicherung:
- Bankenpleiten wurden durch staatliche Einlagensicherungsfonds abgesichert.
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Strengere Regulierung der Finanzmärkte:
- Die US-Regierung schuf die Securities and Exchange Commission (SEC) zur Kontrolle der Börsen.
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New Deal (1933, USA):
- Präsident Franklin D. Roosevelt führte Arbeitsprogramme und Bankenreformen ein.
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Antizyklische Wirtschaftspolitik:
- Der britische Ökonom John Maynard Keynes entwickelte das Konzept der staatlichen Konjunktursteuerung.
Vergleich mit späteren Börsencrashs
Börsencrash | Dow-Jones-Verlust | Dauer der Erholung | Hauptursache |
---|---|---|---|
1929 (Schwarzer Donnerstag) | -89 % (bis 1932) | 25 Jahre (1954) | Spekulation, Überproduktion, Bankenkrise |
1987 (Schwarzer Montag) | -22,6 % (ein Tag) | 2 Jahre | Computerhandel, Portfolio-Versicherung |
2008 (Finanzkrise) | -54 % | 5 Jahre (2013) | Immobilienblase, Bankenkrise |
Fazit
Der Schwarze Donnerstag 1929 war der Auftakt zur schlimmsten Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts. Exzessive Spekulation, unregulierte Finanzmärkte und wirtschaftliche Ungleichgewichte führten zum Börsenkollaps, der Massenarbeitslosigkeit und politische Umwälzungen auslöste. Die daraus gezogenen Lehren beeinflussen bis heute die Finanzmarktregulierung, um ähnliche Katastrophen zu verhindern.