Schwarzer Dienstag (1929) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Moral Hazard Nächster Begriff: Schwarzer Donnerstag (1929)

Eine übermäßige Spekulation, mangelnde Regulierung und strukturelle Schwächen der Wirtschaft, markierte den Beginn einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen der Geschichte

Der Schwarze Dienstag, der am 29. Oktober 1929 stattfand, markiert einen der dramatischsten Börsentage in der Geschichte der Finanzmärkte. Er gilt als Höhepunkt des Börsencrashs von 1929, der den Beginn der Großen Depression einläutete. An diesem Tag brachen die Aktienkurse an der New Yorker Börse (Wall Street) massiv ein, da Millionen von Aktien panikartig verkauft wurden. Der Schwarze Dienstag ist bis heute ein Symbol für die Gefahren von Spekulationsblasen, exzessivem Kreditwachstum und mangelnder Regulierung der Finanzmärkte.

Ursachen des Börsencrashs

Der Börsenkollaps von 1929 hatte sich bereits über Jahre hinweg aufgebaut und war das Resultat mehrerer wirtschaftlicher Fehlentwicklungen:

  1. Spekulationsblase an der Börse

    • In den 1920er Jahren, den „Roaring Twenties“, boomte die US-Wirtschaft.
    • Viele Investoren kauften Aktien auf Kredit (sogenannte Margin-Käufe), weil sie glaubten, dass die Kurse unbegrenzt steigen würden.
    • Zwischen 1924 und 1929 hatte sich der Dow Jones Industrial Average mehr als verdoppelt, was zu einer Überbewertung vieler Unternehmen führte.
  2. Überproduktion in der Industrie

    • Die Wirtschaft produzierte mehr Waren, als tatsächlich nachgefragt wurden.
    • Unternehmen erzielten hohe Gewinne, aber viele Bürger konnten sich die Produkte nicht leisten, da die Einkommen nicht im gleichen Maße gestiegen waren.
  3. Steigende Zinsen und restriktive Geldpolitik

    • Die Federal Reserve Bank (Fed) erhöhte die Zinsen, um die Spekulation an den Börsen einzudämmen.
    • Höhere Kreditzinsen machten es schwieriger, neue Investitionen zu finanzieren, was das Wachstum verlangsamte.
  4. Wachsende Ungleichheit und Konsumrückgang

    • Während einige wenige Investoren große Gewinne machten, sank die Kaufkraft der breiten Bevölkerung.
    • Viele Haushalte waren hoch verschuldet, da sie ihre Anschaffungen auf Kredit finanzierten.
  5. Psychologische Panik und Vertrauensverlust

    • Erste Kursverluste in den Wochen vor dem Crash führten zu Unsicherheit.
    • Als sich zeigte, dass die Aktienkurse nicht weiter stiegen, versuchten viele Anleger gleichzeitig, ihre Wertpapiere zu verkaufen.

Verlauf des Schwarzen Dienstags

Der Schwarze Dienstag war der Höhepunkt einer ganzen Kette von dramatischen Börsentagen:

Datum Ereignis
24. Oktober 1929 (Black Thursday) Erste Panikverkäufe, 13 Millionen Aktien wechseln den Besitzer.
25. Oktober 1929 (Schwarzer Freitag in Europa) Europäische Märkte reagieren mit massiven Verlusten.
28. Oktober 1929 (Black Monday) Dow Jones fällt um 12,8 %, stärkster Verlust in der Geschichte bis dahin.
29. Oktober 1929 (Schwarzer Dienstag) 16 Millionen Aktien werden panikartig verkauft, Dow Jones verliert weitere 11,7 %.

Auswirkungen des Börsencrashs

Der Schwarze Dienstag hatte schwerwiegende Folgen, die weit über den Finanzmarkt hinausgingen:

  1. Zusammenbruch des Bankensystems

    • Viele Banken hatten Kredite an Spekulanten vergeben, die ihre Schulden nach dem Crash nicht mehr bedienen konnten.
    • In den folgenden Jahren gingen über 9.000 Banken in den USA pleite, weil sie enorme Verluste erlitten.
  2. Massenarbeitslosigkeit

    • Unternehmen verloren Milliarden an Marktwert und kürzten Investitionen sowie Arbeitsplätze.
    • Bis 1933 stieg die Arbeitslosenquote in den USA auf über 25 %.
  3. Deflation und Konsumrückgang

    • Die sinkenden Aktienkurse führten zu einem massiven Rückgang des Konsums.
    • Da Unternehmen ihre Waren nicht mehr absetzen konnten, sanken die Preise, was zu einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale führte.
  4. Internationale Auswirkungen

    • Der Crash verbreitete sich schnell weltweit, da die USA eine führende Wirtschaftsmacht waren.
    • Besonders in Deutschland führte die Krise zu wirtschaftlichen und politischen Instabilitäten, die den Aufstieg der Nationalsozialisten begünstigten.
  5. Politische Folgen

    • Die Regierung unter Präsident Herbert Hoover versuchte, durch Protektionismus (z. B. hohe Importzölle) die US-Wirtschaft zu schützen, was die Krise jedoch noch verschärfte.
    • Erst mit dem New Deal unter Franklin D. Roosevelt (1933) wurde die Wirtschaft langsam stabilisiert.

Maßnahmen zur Verhinderung eines erneuten Schwarzen Dienstags

Nach der Weltwirtschaftskrise wurden tiefgreifende Finanzmarktreformen eingeführt:

  • Securities and Exchange Commission (SEC, 1934):

    • Strengere Regeln für Börsengeschäfte, um Marktmanipulationen zu verhindern.
    • Einführung von Transparenzpflichten für Unternehmen.
  • Glass-Steagall Act (1933):

    • Trennung von Investmentbanken und Geschäftsbanken, um exzessive Spekulation zu verhindern.
  • Einlagensicherung:

    • Einführung der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC), die Bankeinlagen absichert.
  • Antizyklische Geldpolitik:

    • Die Zentralbanken erhielten mehr Befugnisse, um in Krisensituationen Liquidität bereitzustellen.

Vergleich mit späteren Börsencrashs

Börsencrash Dow-Jones-Verlust Dauer der Erholung Hauptursache
1929 (Schwarzer Dienstag) -89 % (bis 1932) 25 Jahre (1954) Spekulation, Überproduktion, Bankenkrise
1987 (Schwarzer Montag) -22,6 % (ein Tag) 2 Jahre Computerhandel, Portfolio-Versicherung
2008 (Finanzkrise) -54 % 5 Jahre (2013) Immobilienblase, Bankenkrise

Fazit

Der Schwarze Dienstag 1929 war mehr als nur ein Börsencrash – er markierte den Beginn einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen der Geschichte. Die Ursachen lagen in einer übermäßigen Spekulation, mangelnder Regulierung und strukturellen Schwächen der Wirtschaft. Die darauffolgende Weltwirtschaftskrise führte zu Arbeitslosigkeit, sozialer Not und politischen Umwälzungen weltweit.

Die Lehren aus dieser Krise beeinflussen bis heute die Finanzpolitik und Regulierung der globalen Märkte. Maßnahmen wie die Einlagensicherung, die Trennung von Banken und Investmentgeschäften sowie eine aktivere Rolle der Zentralbanken sollen verhindern, dass sich eine solche Katastrophe wiederholt. Dennoch zeigen spätere Krisen, dass die Finanzmärkte weiterhin anfällig für extreme Schwankungen und Spekulationsblasen bleiben.