SARON (Swiss Average Rate Overnight) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: SONIA (Sterling Overnight Index Average) Nächster Begriff: Dotcom-Blase (2000–2002)

Ein manipulationssicherer und transparenter Referenzzinssatz für den Schweizer Franken, der auf besicherten Übernacht-Transaktionen basiert

SARON (Swiss Average Rate Overnight) ist der Referenzzinssatz für den Schweizer Franken (CHF) und basiert auf besicherten Übernacht-Transaktionen (Repo-Geschäften) im Schweizer Geldmarkt. Der SARON spiegelt die durchschnittlichen Finanzierungskosten für Übernachtkredite wider, bei denen Schweizer Staatsanleihen als Sicherheiten hinterlegt werden. Seit 2021 hat SARON den CHF LIBOR als Standardzinssatz abgelöst und ist heute die zentrale Benchmark für CHF-denominierte Finanzprodukte wie Anleihen, Kredite und Derivate.

Hintergrund und Bedeutung des SARON

SARON wurde von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der SIX Swiss Exchange entwickelt und eingeführt, um Transparenz und Stabilität im Schweizer Geldmarkt zu fördern. Der SARON basiert auf tatsächlichen Repo-Transaktionen und ist weniger anfällig für Manipulationen, da er im Gegensatz zum LIBOR keine auf Schätzungen basierenden Zinssätze verwendet.

Die Umstellung von LIBOR auf SARON erfolgte als Reaktion auf den LIBOR-Skandal und das zunehmende Vertrauen in transaktionsbasierte, besicherte Zinssätze. SARON bietet eine verlässliche Grundlage für die Berechnung von Zinsen in CHF und erhöht die Sicherheit und Transparenz auf dem Schweizer Geldmarkt.

Berechnung und Funktionsweise des SARON

Der SARON wird als volumengewichteter Durchschnitt aller Repo-Transaktionen berechnet, die am Schweizer Geldmarkt mit Schweizer Staatsanleihen als Sicherheiten durchgeführt werden. Die SIX Swiss Exchange veröffentlicht den SARON mehrmals täglich, und der finale Tageswert wird am Ende des Handelstages veröffentlicht.

Da SARON auf tatsächlich abgeschlossenen Transaktionen beruht, ist er ein objektiver Maßstab für die kurzfristigen Finanzierungskosten in der Schweiz. Der SARON spiegelt den Markt für besicherte Kredite wider und gibt die Konditionen für Übernachtkredite an, die Banken und Finanzinstitute untereinander aufnehmen.

Unterschiede zwischen SARON und CHF LIBOR

Der SARON unterscheidet sich in mehreren wesentlichen Punkten vom ehemaligen CHF LIBOR:

  1. Transaktionsbasierte Berechnung: Während der CHF LIBOR auf Schätzungen der Banken basierte, wird SARON ausschließlich aus tatsächlich abgeschlossenen Repo-Transaktionen berechnet. Dies macht ihn transparenter und manipulationsresistenter.

  2. Besicherter Zinssatz: SARON basiert auf besicherten Transaktionen, bei denen Schweizer Staatsanleihen als Sicherheiten hinterlegt werden. Der CHF LIBOR hingegen war ein unbesicherter Zinssatz, der das Kreditrisiko der Banken widerspiegelte, da keine Sicherheiten hinterlegt wurden.

  3. Kurzfristiger Übernachtzinssatz: SARON ist ein Übernachtzinssatz und wird täglich aktualisiert. Der CHF LIBOR hingegen wurde für verschiedene Laufzeiten wie 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate und 12 Monate veröffentlicht. Für Finanzprodukte mit längeren Laufzeiten muss SARON typischerweise durch Compounding oder Durchschnittsbildung angepasst werden.

  4. Stabilität und Robustheit: SARON basiert auf einer Vielzahl von täglichen Transaktionen und bleibt stabiler und weniger volatil als der CHF LIBOR, insbesondere in Krisenzeiten, da er auf hochwertigen Sicherheiten basiert und von Marktverwerfungen weniger stark beeinflusst wird.

Anwendung und Bedeutung des SARON

SARON hat den CHF LIBOR als zentralen Referenzzinssatz für Finanzprodukte und -verträge in Schweizer Franken abgelöst. Zu den wichtigsten Anwendungen gehören:

  1. Kredite und Hypotheken: SARON wird zunehmend als Referenzzinssatz für CHF-denominierte Kredite und Hypotheken verwendet. Viele Kreditverträge und Hypotheken, die bisher auf den LIBOR ausgerichtet waren, wurden auf SARON umgestellt, da er eine stabile und zuverlässige Alternative bietet.

  2. Anleihen und Derivate: SARON ist die Benchmark für CHF-denominierte Anleihen und Derivate, insbesondere für Zinsswaps, Futures und Optionsgeschäfte. Diese Finanzinstrumente nutzen den SARON zur Berechnung der Zinszahlungen und zur Absicherung von Zinsrisiken.

  3. Tagesgeldsätze und kurzfristige Finanzierung: SARON wird im Schweizer Geldmarkt als Standard für die kurzfristige Finanzierung verwendet. Er gibt den Marktteilnehmern eine stabile Grundlage für die Preisgestaltung von Übernachtkrediten und anderen kurzfristigen Finanzierungen.

  4. Risikomanagement und Marktstabilität: SARON ist für die Schweizerische Nationalbank und andere Finanzinstitutionen ein wichtiges Instrument zur Überwachung und Stabilisierung der Geldmärkte. Da SARON auf besicherten Transaktionen basiert, erhöht er die Transparenz und reduziert das systemische Risiko auf dem Schweizer Finanzmarkt.

Vorteile des SARON

SARON bietet im Vergleich zum LIBOR mehrere Vorteile:

  1. Transparenz und Verlässlichkeit: Da SARON auf tatsächlichen Repo-Transaktionen beruht, ist er eine transparente und objektive Grundlage für die Zinsberechnung und reduziert die Gefahr von Manipulationen.

  2. Robustheit in Krisenzeiten: SARON, der auf besicherten Krediten basiert, bleibt auch in Krisenzeiten stabiler und weniger volatil als der CHF LIBOR, der oft stark auf die Kreditrisikoeinschätzung der Banken reagierte.

  3. Erhöhte Sicherheit und Vertrauen: Der transaktionsbasierte Charakter von SARON stärkt das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Finanzmärkte, da er verlässlich die tatsächlichen Finanzierungskosten widerspiegelt.

  4. Etablierte Benchmark in der Schweiz: Mit der Umstellung vom LIBOR auf SARON hat sich dieser Referenzzinssatz zur zentralen Benchmark in der Schweiz entwickelt und bietet eine zuverlässige Basis für CHF-denominierte Finanzprodukte.

Herausforderungen und Kritik am SARON

Trotz seiner Vorteile bringt SARON auch einige Herausforderungen und potenzielle Nachteile mit sich:

  1. Übernachtzinssatz ohne Laufzeitstruktur: Da SARON ein Übernachtzinssatz ist, wird für Produkte mit längeren Laufzeiten ein Compounding oder eine Durchschnittsberechnung benötigt. Diese Anpassungen können die Berechnung und Bewertung von Zinsprodukten komplexer machen.

  2. Besicherter Zinssatz ohne Kreditrisikokomponente: Da SARON auf besicherten Transaktionen basiert, enthält er keine Kreditrisikoprämie, die im CHF LIBOR enthalten war. Infolgedessen müssen Banken möglicherweise eine eigene Risikoprämie einrechnen, was zu höheren Zinsen für Kreditnehmer führen könnte.

  3. Umstellungskosten und vertragliche Anpassungen: Die Umstellung bestehender Verträge und Systeme vom CHF LIBOR auf SARON ist zeit- und kostenintensiv. Viele Finanzinstitute und Unternehmen müssen ihre IT-Infrastruktur und Vertragsbedingungen anpassen, um den SARON korrekt abzubilden.

Fazit

SARON (Swiss Average Rate Overnight) ist ein manipulationssicherer und transparenter Referenzzinssatz für den Schweizer Franken, der auf besicherten Übernacht-Transaktionen basiert. Als transaktionsbasierter Übernachtzinssatz hat SARON den CHF LIBOR abgelöst und dient heute als Standard-Referenzzins für CHF-denominierte Finanzprodukte.

Mit seinen Vorteilen in Bezug auf Transparenz, Stabilität und Robustheit ist SARON ein zukunftssicheres Instrument zur Zinsfestlegung in der Schweiz. Trotz einiger Herausforderungen, insbesondere der fehlenden Laufzeitstruktur und der Komplexität der Umstellung von LIBOR, gilt SARON als verlässliche und dauerhafte Lösung für den Schweizer Geldmarkt. Er stärkt das Vertrauen der Marktteilnehmer und trägt zur Stabilität und Sicherheit der Schweizer Finanzmärkte bei.