Cyberkrieg 2.0
Diese Tech-Aktie könnte Ihr Portfolio revolutionieren – und die nächste große Sicherheitslücke schließen
Anzeige

Rohstoffforwards Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Währungsforwards Nächster Begriff: Zinsforwards

Ein vielseitiges und flexibles Finanzinstrument, das es Unternehmen ermöglicht, sich gegen Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten abzusichern

Rohstoffforwards sind Finanzinstrumente, die es zwei Parteien ermöglichen, einen bestimmten Rohstoff zu einem festgelegten Preis und zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu handeln. Diese Geschäfte gehören zur Kategorie der Derivate und werden im Over-the-Counter-Markt (OTC-Markt) gehandelt. Rohstoffforwards bieten Flexibilität und dienen vor allem dazu, Risiken durch Preisschwankungen von Rohstoffen abzusichern, ohne dass der Rohstoff direkt auf einem regulierten Markt gekauft oder verkauft werden muss.

Funktionsweise von Rohstoffforwards

Ein Rohstoffforward ist ein Termingeschäft, bei dem Käufer und Verkäufer im Voraus den Preis, die Menge und das Fälligkeitsdatum des Rohstoffhandels festlegen. Das zugrunde liegende Gut kann eine Vielzahl von Rohstoffen sein, einschließlich Rohöl, Gold, Weizen oder andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Transaktion selbst wird erst zum Fälligkeitsdatum abgeschlossen, wobei der Käufer den Rohstoff zum vereinbarten Preis erwirbt und der Verkäufer ihn zu diesem Preis liefert.

Im Gegensatz zu standardisierten Rohstoff-Futures, die an Börsen wie der Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt werden, sind Rohstoffforwards nicht standardisiert. Die Vertragsbedingungen können zwischen den Parteien frei verhandelt werden, was ihnen eine größere Flexibilität verleiht. Da Rohstoffforwards jedoch nicht über eine Börse abgewickelt werden, besteht ein höheres Risiko, insbesondere im Hinblick auf die Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen.

Beispiel:

Ein landwirtschaftliches Unternehmen möchte den Preis für eine zukünftige Ernte absichern, um sich vor Preisveränderungen zu schützen. Es vereinbart mit einem Abnehmer einen Rohstoffforward für die Lieferung von 1.000 Tonnen Weizen in sechs Monaten zu einem heute festgelegten Preis von 200 Euro pro Tonne. Unabhängig davon, wie sich der Weizenpreis in den nächsten sechs Monaten entwickelt, muss der Käufer 200 Euro pro Tonne zahlen, und der Verkäufer muss die vereinbarte Menge Weizen liefern.

Merkmale von Rohstoffforwards

  1. Individuell ausgehandelte Verträge:
    Da Rohstoffforwards nicht an Börsen gehandelt werden, können die Vertragsbedingungen zwischen den Parteien flexibel festgelegt werden. Dies betrifft nicht nur den Preis, sondern auch die Menge, das Lieferdatum und die Lieferbedingungen des Rohstoffs.

  2. Kein initialer Geldfluss:
    Während der Laufzeit des Rohstoffforwards erfolgt kein Geldfluss zwischen den Parteien. Der eigentliche Austausch von Ware und Geld findet erst zum Fälligkeitsdatum statt, wenn der Rohstoff geliefert und die Zahlung geleistet wird.

  3. Verpflichtender Charakter:
    Rohstoffforwards verpflichten beide Parteien, die Transaktion durchzuführen. Im Gegensatz zu Optionen, die das Recht, aber nicht die Verpflichtung zum Kauf oder Verkauf eines Rohstoffs bieten, sind Forwards verbindlich, sodass der Käufer den Rohstoff zu dem festgelegten Preis erwerben muss und der Verkäufer ihn liefern muss.

Vorteile von Rohstoffforwards

  1. Absicherung gegen Preisschwankungen:
    Der Hauptvorteil von Rohstoffforwards besteht darin, dass sie es Käufern und Verkäufern ermöglichen, sich gegen Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten abzusichern. Unternehmen, die Rohstoffe entweder produzieren oder verbrauchen, können ihre Kosten besser planen und das Risiko unerwarteter Preisschwankungen minimieren.

  2. Flexibilität:
    Da die Vertragsbedingungen zwischen den Parteien individuell ausgehandelt werden, bieten Rohstoffforwards eine hohe Flexibilität. Diese Flexibilität ist besonders für Unternehmen nützlich, die spezifische Anforderungen an die Menge, das Lieferdatum oder andere Vertragsdetails haben.

  3. Planungssicherheit:
    Produzenten und Konsumenten von Rohstoffen können mithilfe von Forwards ihre Kosten und Einnahmen genauer planen. Ein Bauer, der eine Ernte produziert, kann zum Beispiel einen Rohstoffforward nutzen, um sicherzustellen, dass er einen festen Preis für seine Ernte erhält, unabhängig von zukünftigen Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten.

Risiken von Rohstoffforwards

  1. Kontrahentenrisiko:
    Da Rohstoffforwards außerbörslich (OTC) gehandelt werden, gibt es keine zentrale Clearingstelle, die die Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen garantiert. Es besteht das Risiko, dass eine der Parteien ihren Verpflichtungen nicht nachkommt, insbesondere wenn der Marktpreis sich stark verändert und eine Partei dadurch Verluste erleiden würde. Dies wird als Kontrahentenrisiko bezeichnet.

  2. Marktrisiko:
    Obwohl Rohstoffforwards als Absicherung gegen Preisschwankungen genutzt werden, besteht immer noch das Risiko, dass sich der Marktpreis in eine für eine der Parteien ungünstige Richtung entwickelt. Wenn der vereinbarte Preis für den Rohstoff weit über oder unter dem aktuellen Marktpreis liegt, kann dies zu erheblichen finanziellen Verlusten führen.

  3. Fehlende Flexibilität bei der Ausführung:
    Da Rohstoffforwards verpflichtende Verträge sind, müssen die Parteien die vereinbarten Bedingungen unabhängig von der tatsächlichen Marktentwicklung erfüllen. Dies kann problematisch sein, wenn sich der Preis des Rohstoffs signifikant verändert und eine Partei zu einem unvorteilhaften Preis handeln muss.

Einsatzgebiete von Rohstoffforwards

  1. Landwirtschaftliche Produzenten:
    Landwirte und Agrarunternehmen nutzen Rohstoffforwards, um sich gegen Preisveränderungen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Getreide, Baumwolle oder Zucker abzusichern. Durch die Vereinbarung eines festen Preises können sie ihre Einnahmen sichern und die Planung der Produktion vereinfachen.

  2. Industrielle Verbraucher:
    Unternehmen, die Rohstoffe wie Öl, Gas, Metalle oder andere industrielle Rohstoffe als Input für ihre Produktion verwenden, setzen Rohstoffforwards ein, um ihre Kosten zu stabilisieren. Ein Beispiel wäre ein Chemieunternehmen, das große Mengen an Erdölprodukten benötigt und sich vor steigenden Rohstoffpreisen schützen möchte.

  3. Spekulanten und Investoren:
    Auch Spekulanten nutzen Rohstoffforwards, um auf zukünftige Preisentwicklungen zu setzen. Durch den Kauf oder Verkauf von Forwards können sie von Preisschwankungen profitieren, ohne den Rohstoff physisch besitzen zu müssen.

Fazit

Rohstoffforwards sind ein vielseitiges und flexibles Finanzinstrument, das es Unternehmen ermöglicht, sich gegen Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten abzusichern. Sie bieten maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen, die entweder Rohstoffe produzieren oder verbrauchen, und ermöglichen es ihnen, ihre zukünftigen Kosten und Einnahmen besser zu planen. Allerdings sollten die Risiken, insbesondere das Kontrahenten- und Marktrisiko, sorgfältig abgewogen werden, bevor ein Rohstoffforward abgeschlossen wird. Die fehlende Standardisierung und das erhöhte Kontrahentenrisiko im Vergleich zu börsengehandelten Terminkontrakten erfordern ein hohes Maß an Vertrauen und ein effektives Risikomanagement zwischen den Vertragsparteien.