Quantitative Easing (QE) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Savings and Loan Associations (S&Ls) Nächster Begriff: Policy Board der Bank of Japan

Ein wirksames Instrument zur Stabilisierung der Wirtschaft in Krisenzeiten, das jedoch langfristige Risiken wie Inflation und Vermögensungleichheit birgt

Quantitative Easing (QE), auch quantitative Lockerung genannt, ist eine unkonventionelle geldpolitische Maßnahme, die von Zentralbanken eingesetzt wird, um die Wirtschaft zu stimulieren, wenn herkömmliche Zinssenkungen nicht mehr ausreichen. Dabei kauft die Zentralbank Staatsanleihen, Unternehmensanleihen oder andere Wertpapiere in großem Umfang, um die Geldmenge zu erhöhen, langfristige Zinsen zu senken und Investitionen sowie Konsum zu fördern.

QE wurde insbesondere nach der Finanzkrise 2008 und während der COVID-19-Pandemie von großen Zentralbanken wie der Federal Reserve (Fed), der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE) eingesetzt.

Funktionsweise von Quantitative Easing

  1. Kauf von Wertpapieren durch die Zentralbank

    • Die Zentralbank kauft Staatsanleihen, Unternehmensanleihen oder Hypothekenpapiere von Banken und anderen Finanzinstituten.
    • Dadurch steigen die Preise dieser Anleihen, während ihre Renditen (Zinsen) fallen.
  2. Erhöhung der Geldmenge im Finanzsystem

    • Banken erhalten durch den Verkauf von Anleihen mehr Liquidität (Reserven).
    • Sie können dieses Geld für Kredite an Unternehmen und Verbraucher nutzen.
  3. Senkung der langfristigen Zinsen

    • Da die Nachfrage nach Anleihen steigt, sinken die langfristigen Zinssätze.
    • Dies macht Kredite günstiger und fördert Investitionen und Konsum.
  4. Steigerung von Investitionen und wirtschaftlichem Wachstum

    • Unternehmen können günstiger Kredite aufnehmen und investieren.
    • Verbraucher können leichter Kredite für Häuser, Autos oder Konsumgüter erhalten.
    • Die Wirtschaft wird angekurbelt, und die Arbeitslosigkeit sinkt.

Ziele von Quantitative Easing

Zentralbanken setzen QE ein, um mehrere wirtschaftliche Ziele zu erreichen:

  • Ankurbelung des Wirtschaftswachstums: Durch niedrigere Zinsen und mehr verfügbare Kredite.
  • Verhinderung von Deflation: Eine steigende Geldmenge soll eine zu starke Senkung der Preise vermeiden.
  • Stabilisierung des Finanzsystems: QE kann dazu beitragen, Banken und Märkte in Krisenzeiten zu stabilisieren.
  • Schwächung der eigenen Währung: Ein größerer Geldumlauf kann die Währung abwerten und Exporte fördern.

Beispiele für Quantitative Easing in der Praxis

Zentralbank Zeitraum Maßnahmen Ergebnisse
Federal Reserve (USA) 2008–2014 Kauf von Staats- und Hypothekenanleihen in Höhe von 4,5 Billionen USD Stabilisierung des Finanzsystems nach der Finanzkrise
Europäische Zentralbank (EZB) 2015–2018, 2020–2022 Kauf von Staatsanleihen und Unternehmensanleihen Bekämpfung der Eurokrise und Stützung der Wirtschaft während COVID-19
Bank of Japan (BoJ) Seit 2001 Langfristiges QE mit Käufen von Staats- und Unternehmensanleihen Kampf gegen jahrzehntelange Deflation

Vorteile von Quantitative Easing

  1. Wirtschaftswachstum und Beschäftigung

    • Günstigere Kredite ermöglichen mehr Investitionen und Schaffung von Arbeitsplätzen.
  2. Senkung der Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen

    • Geringere Zinsen erleichtern es Regierungen, Schulden zu finanzieren.
  3. Verhinderung von Deflation

    • Durch eine höhere Geldmenge können Zentralbanken verhindern, dass Preise und Löhne fallen.

Kritik und Risiken von Quantitative Easing

Trotz der Vorteile gibt es erhebliche Risiken und Kritikpunkte:

  1. Inflation und Vermögensblasen

    • Eine zu starke Geldmengenausweitung kann Inflation verursachen.
    • Steigende Aktien- und Immobilienpreise führen zu Vermögensungleichheit.
  2. Abhängigkeit der Wirtschaft von billigen Krediten

    • Unternehmen und Staaten gewöhnen sich an niedrige Zinsen und hohe Schulden.
  3. Eingeschränkte Wirkung auf das reale Wachstum

    • Banken nutzen das zusätzliche Geld nicht immer für Kredite, sondern zur Spekulation.

Fazit

Quantitative Easing (QE) ist ein wirksames Instrument zur Stabilisierung der Wirtschaft in Krisenzeiten, birgt jedoch langfristige Risiken wie Inflation und Vermögensungleichheit. Zentralbanken müssen daher den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg aus QE finden, um negative Nebenwirkungen zu vermeiden.