PFMIs (Principles for Financial Market Infrastructures) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: JSCC (Japan Securities Clearing Corporation)

Ein Begriff für wichtige internationale Standards zur Regulierung und Stabilisierung der Finanzmarktinfrastruktur

Die Principles for Financial Market Infrastructures (PFMIs) sind internationale Standards, die für Finanzmarktinfrastrukturen (FMIs) wie Zahlungssysteme, Wertpapierabwicklungssysteme, zentrale Gegenparteien (CCPs) und Transaktionsregister gelten. Die PFMIs wurden 2012 vom Committee on Payments and Market Infrastructures (CPMI) der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und der International Organization of Securities Commissions (IOSCO) eingeführt. Sie zielen darauf ab, die Sicherheit, Stabilität und Effizienz dieser Systeme zu fördern und gleichzeitig das Risiko systemischer Krisen im Finanzwesen zu reduzieren.

Hintergrund und Ziele der PFMIs

Die globale Finanzkrise 2008 zeigte, wie wichtig stabile und widerstandsfähige Finanzmarktinfrastrukturen für das Finanzsystem sind. Viele systemische Risiken wurden auf unzureichendes Risikomanagement und fehlende Transparenz in der Marktinfrastruktur zurückgeführt. Die PFMIs entstanden als Antwort auf diese Schwächen, um international einheitliche Standards für die Überwachung und das Risikomanagement von FMIs zu schaffen.

Die PFMIs verfolgen folgende Hauptziele:

  1. Förderung der Stabilität des Finanzsystems: Die PFMIs helfen, das Risiko von Zahlungsausfällen und Marktstörungen zu verringern und die Widerstandsfähigkeit der Finanzmärkte zu stärken.

  2. Schutz vor systemischen Risiken: Durch die Einführung strenger Risikomanagementstandards sollen die PFMIs verhindern, dass der Ausfall eines FMIs eine Kettenreaktion im Finanzsystem auslöst.

  3. Erhöhung der Effizienz und Transparenz: Die Standards zielen darauf ab, Prozesse zu vereinfachen und die Transparenz von FMIs zu erhöhen, um das Vertrauen der Marktteilnehmer und die Effizienz der Märkte zu steigern.

Anwendungsbereich der PFMIs

Die PFMIs gelten für eine Vielzahl von Finanzmarktinfrastrukturen, darunter:

  1. Zahlungssysteme: Systeme zur Abwicklung von Zahlungen, die die Zahlungsströme zwischen Finanzinstituten ermöglichen und für die Effizienz des Geldflusses in der Wirtschaft essenziell sind.

  2. Wertpapierabwicklungssysteme: Systeme zur Abwicklung von Wertpapiertransaktionen, die den rechtlichen und finanziellen Austausch von Wertpapieren und den dazugehörigen Zahlungen sicherstellen.

  3. Zentrale Gegenparteien (CCPs): Clearinghäuser, die als zentrale Gegenparteien in Transaktionen auftreten und das Kreditrisiko zwischen Käufern und Verkäufern von Finanzinstrumenten übernehmen.

  4. Transaktionsregister: Datenbanken, die Informationen zu Finanztransaktionen, insbesondere im Bereich der Over-the-Counter (OTC)-Derivate, sammeln und speichern, um die Transparenz der Märkte zu erhöhen.

Wesentliche Prinzipien der PFMIs

Die PFMIs bestehen aus 24 Prinzipien, die FMIs verpflichten, strenge Risikomanagement- und Governance-Standards einzuhalten. Die wichtigsten Prinzipien sind:

  1. Governance: FMIs müssen über eine solide und transparente Governance-Struktur verfügen, um sicherzustellen, dass ihre Entscheidungsprozesse im Interesse der Marktteilnehmer und der Systemstabilität erfolgen.

  2. Risikomanagement: FMIs sind verpflichtet, ein robustes Risikomanagementsystem einzurichten, das Kredit-, Liquiditäts- und operationelle Risiken minimiert. Hierzu gehört das Erheben von Margins und die regelmäßige Durchführung von Stresstests.

  3. Liquiditäts- und Kreditrisiko: FMIs müssen über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um Liquiditätsengpässe und Kreditrisiken effektiv steuern zu können. Diese Anforderungen stellen sicher, dass ein FMI auch bei Zahlungsausfällen stabil bleibt.

  4. Effizienz und Transparenz: Die PFMIs fordern FMIs dazu auf, effizient und kostengünstig zu arbeiten und ihre Prozesse und Gebühren für die Marktteilnehmer transparent zu gestalten.

  5. Zugangsbedingungen und Fairness: FMIs müssen klare und faire Zugangsbedingungen haben, die den Wettbewerb fördern und Diskriminierung vermeiden. Der Zugang muss offen und objektiv sein, um allen qualifizierten Marktteilnehmern gleiche Chancen zu bieten.

  6. Geschäftskontinuität und Krisenmanagement: FMIs müssen Pläne und Strategien für Krisenfälle entwickeln, um den Betrieb auch in Zeiten von Marktstörungen oder unerwarteten Ereignissen aufrechterhalten zu können.

Vorteile der PFMIs für das Finanzsystem

Die Implementierung der PFMIs bringt zahlreiche Vorteile für die Stabilität und Effizienz der Finanzmärkte:

  1. Stärkung der Marktstabilität: Durch die Einführung standardisierter Risikomanagementpraktiken und Kapitalanforderungen verbessern die PFMIs die Widerstandsfähigkeit von FMIs und reduzieren das Risiko systemischer Krisen.

  2. Erhöhung der Markttransparenz: Die Standards verpflichten FMIs zur Offenlegung ihrer Gebühren und Prozesse, was die Transparenz und das Vertrauen der Marktteilnehmer stärkt.

  3. Förderung der Effizienz und Kostenreduktion: Durch die Standardisierung von Prozessen und das Netting reduzieren die PFMIs die Transaktionskosten und erhöhen die Effizienz in den Märkten.

  4. Schutz der Marktteilnehmer: Die PFMIs verringern das Risiko von Zahlungsausfällen und erhöhen die Sicherheit für Marktteilnehmer, indem sie eine solide Infrastruktur für die Abwicklung von Transaktionen schaffen.

Herausforderungen und Kritik an den PFMIs

Obwohl die PFMIs erhebliche Vorteile bieten, gibt es auch Herausforderungen und Kritikpunkte:

  1. Hohe Umsetzungskosten: Die Einhaltung der PFMIs kann kostspielig sein, insbesondere für kleinere FMIs. Die Anforderungen an Kapitalpuffer und Risikomanagement erfordern umfangreiche Investitionen in Technologie und Personal.

  2. Komplexität der Umsetzung: Die 24 Prinzipien sind komplex und erfordern einen erheblichen Verwaltungsaufwand. Für viele FMIs bedeutet die Umsetzung der PFMIs eine umfangreiche Anpassung interner Prozesse und Systeme.

  3. Unterschiedliche regulatorische Ansätze: Die PFMIs sind zwar internationale Standards, werden jedoch von nationalen Aufsichtsbehörden unterschiedlich umgesetzt. Dies kann zu regulatorischen Inkonsistenzen führen, die die Vergleichbarkeit zwischen Märkten erschweren.

  4. Erhöhtes systemisches Risiko: Während die PFMIs FMIs stabiler machen, könnte die Konzentration von Transaktionen bei großen zentralen Gegenparteien wie Clearinghäusern das systemische Risiko erhöhen. Ein Ausfall einer großen CCP könnte weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Finanzsystem haben.

Fazit

Die Principles for Financial Market Infrastructures (PFMIs) sind wichtige internationale Standards zur Regulierung und Stabilisierung der Finanzmarktinfrastruktur. Sie stärken die Marktstabilität, erhöhen die Effizienz und fördern die Transparenz in Finanztransaktionen. Durch die Einführung strenger Risikomanagement- und Kapitalanforderungen tragen die PFMIs zur Widerstandsfähigkeit der Finanzmärkte bei und sichern die Marktteilnehmer vor Zahlungsausfällen ab.

Trotz der Herausforderungen und hohen Umsetzungskosten bleiben die PFMIs ein zentraler Bestandteil der globalen Finanzregulierung und tragen zur Sicherheit und Stabilität des Finanzsystems bei. Sie setzen Maßstäbe für die Marktinfrastruktur und fördern das Vertrauen in die Funktionsweise der Finanzmärkte weltweit.